Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

DOI article:
Zedler, Gottfried: Die Bleidenstädter Traditionen
DOI article:
4. Die sonstigen von Schott und Bodmann überlieferten Bleidenstädter Urkunden
DOI article:
5. Roths Versuche, die Echtheit der Bleidenstädter Traditionen zu erweisen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0374

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
354 Die Bieidenstädter Traditionen
Die Unechtheit der von Bodmann (S. 81) überlieferten Urkunde von
1236 (Sr 464), in der das Domkapitel Hildesheim dem Kloster Bleidenstadt
seine Güter in Erbach verkauft, hat schon Sauer erkannt (vgl. oben S. 157).
Unter Eberbach (S. 211) habe ich auch nachgewiesen, dass die von Bod-
mann (S. 904) zitierte Urkunde von 1253 März (Sr 587), in der zugleich mit
dem Abt von Eberbach der Abt Gerlach von Bleidenstadt einen von Gerlach
von Waldeck und seinen Vettern zu Gunsten Eberbachs geleisteten Verzicht
beglaubigen, gefälscht ist.
Das Bieidenstädter Necrologium, das seinem wesentlichen Bestände nach
dem 12. Jahrhundert angehört, kennt kaum einen der Bieidenstädter Wohltäter,
die in den Schott’schen und Bod mann’sehen Urkunden eine so grosse Rolle
spielen. Es gedenkt weder der deutschen Könige Ludwig, Otto III, Konrad II ,
noch der Grafen Hatto, Dudo und Drutwin, noch der Mainzer Erzbischöfe Otgar,
Siegfried I., geschweige der Privatpersonen, so sehr sich die Bieidenstädter
Mönche auch veranlasst gesehen haben sollten, ihr Andenken dauernd in Ehren
zu halten und ihr Jahrgedächtnis festlich zu begehen, wenn sie tatsächlich dem
Kloster so grosse Geschenke gemacht hätten. Der einzige, der von allen dort
erscheinenden Wohltätern sich im Necrologium wiederfindet, ist der unter dem
11. Juni aufgeführte Mainzer Erzbischof Bardo, der dies aber sicherlich nicht
dem Hof zu Mörlen zu verdanken hat, den er nach dem zweiten Schott’schen
Güterverzeichnis (Will S. 14, Nr. 28) dem Kloster Bleidenstadt geschenkt haben
soll. Allerdings sucht man die Namen der wirklichen Wohltäter des Klosters
aus dem 8. bis 10. Jahrhundert in jenem Necrologium auch vergebens. Kaiser
Karl der Grosse, den das Kloster seinen Begründer nannte, und die Mainzer
Erzbischöfe Lullus, Richolf, Haistulph, Hrabanus Maurus und zuletzt Willigis,
deren grosse Verdienste um das Kloster durch die echte Überlieferung beglaubigt
sind, werden in dem Necrologium nicht genannt. Dem Schluss ex silentio kann
deshalb für die Beurteilung der Bieidenstädter Traditionen keine weitere Be-
deutung zugestanden werden.
Indessen die Geschichte des Klosters, die Tatsache, dass es im Jahre 1085
einer Reformation durch die Verpflanzung von Hirsauer Mönchen nach dort
unterzogen werden musste (Trithemius, Chron. Hirsaug. I, 275), lehrt doch deut-
lich genug, dass es nicht in der unmittelbar voraufgehenden Zeit — das zweite
Bieidenstädter Güterverzeichnis umfasst die Jahre 1017—1079 — so reich mit
Schenkungen bedacht worden sein kann, als es dort der Fall ist. Denn der gute
Ruf eines Klosters bildete in jenen Zeiten für solche im letzten Grunde doch
im eigensten Interesse gemachten frommen Stiftungen die notwendige Voraus-
setzung.
5. Roths Versuche, die Echtheit der Bieidenstädter Traditionen
zu erweisen.
Die Untersuchung der Bieidenstädter Urkunden erfordert es, dass wir
noch der Versuche gedenken, die Roth zu ihrer Rettung gemacht hat.
Nicht als ob diesen irgend eine Bedeutung zukäme. Dann wäre es praktischer
 
Annotationen