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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 52.1931

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Mackeprang, Rudolf: Die Reorganisation der Steinischen Güterverwaltung 1784
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https://doi.org/10.11588/diglit.62032#0094
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88

R. Mackeprang.

In welchem Maße die Reform im eigenen Besitz von Erfolg begleitet
war, zeigt die Tatsache, dass bereits 1785 die Tilgung eines Teils der Schulden
einsetzen konnte. Von der angeordneten Kündigung des Kapitals vom Ritter-
stift Bleidenstadt ist oben die Rede gewesen. Die Rückzahlung erfolgte Anfang
Mai 1785, kurz nach dem Termin der Frankfurter Ostermesse.* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * 22) Das bei dem
Kirberger Keller Seebold aufgenommene Kapital von 6000 Gulden wurde am
3. Oktober 17 85,23) die bei dem Freiherrn von Wrede entnommene Schuld von
2000 Gulden am 20. Februar 178624) abgetragen. Die Abreise der Schwester
Steins nach Homberg brachte Ersparnisse in der Wirtschaftsführung,25) und die
wirtschaftlichen Verhältnisse des ausgehenden 18. Jahrhunderts erlaubten eine
bedeutende Steigerung der Einkünfte aus den Gütern, so daß Stein in dem
wiederholt angezogenen Bericht über seine Verwaltung der Familiengüter schreiben
konnte, er habe aus den ihm zur Verfügung stehenden Hilfsquellen in den Jahren
1783 bis 1788 die Schulden um 59300 fl zu vermindern vermocht.26)
2a) „Das Bleydenstedtsche Capital ist den 3ten May von mir an den Hof Rath Langen zu
Maynz mit 15000 fl und die Zinsen mit 600 fl gegen quittirter Obligation und gewöhnl. Zinsen-
Quittung ausbezalt worden. Zu diese Suma hatt d’Orville nur 810 fl 37 xr vorgesehoßen, ob
ich ihm gleich schrieb daß er diesen Zuschuß von denen bey ihm vor Ew. pp. belegte Gelder
nehmen mögte, so vermeinte derselbe jedoch daß es auf eins herauskäme wenn er die Gelder
vorschöße, wobey das Ab- und Zuschreiben dann nicht nötig wäre. Die Gelder mußten alle
in Maynz gezalt werden, weshalb ich d’Orville benachrichtigte die dasige Gelder mit der Post
nach Maynz zu senden. Weil dieser aber mit dem Markt-Schiffe aus dem Grunde nicht solche
Gelder senden wollen, da das Porto nach dem Werth bezalt werden sollen, ohnerachtet das
risico dem Absänder verbleibet, so hatt er durch einen seiner Bediente mit einer Chaise das
Geld nach Maynz bringen laßen und liquidiret für transport-Kosten 14 fl 15 xr. In wie fern
ich solche paßiren laßen soll, darüber erwarte Dero qu. Befehle; sonder Zweifel wird man
wohl selbige so hingehen laßen müßen. Von hier aus nahm ich 4300 fl mit; und da die Suma
in Silber Geld bestandt, welche keine zwey Persohnen vorbringen konnten, so nahm ich das
Pferd von Loew zu Hilffe, und sowohl diesem als meinem Pferde ward der transport jedem
noch sehr sauer.“ (Aus dem Entwurf des Wieler’schen Berichtes an Stein vom 8. Juni 1785.)
2S) Hierauf beziehen sich folgende Abschnitte der Korrespondenz: „Ist das Capital an
Seebold schon aufgekündigt?“ (Stein an Wieler; Wetter, den 2. Mai 1785.) — „Werden wir
wohl die 6/m fl an Seebold zur Verfallzeit zahlen — ich hoffe ja und ohne in d’Orvilles Caße
zu greifen“ (Stein an Wieler; Frankfurt, den 29. August 1785.) — . .freilich muß ich anitz
1220 fl Zinsen bezahlen, auch sind die von dem d’Orville vorgeschoßene 810 fl 37 xr noch nicht
abgerechnet, unterdeßen muß doch auch noch Geld einkommen, und ich hoffe daß wir wenigstens
nicht weit in der D’Orvillesehen Caße zu steigen brauchen“ (Wieler an Stein, 14. September
1785.)
24) „Das Capital an d. H. v. Wreden ist abgetragen, und ich hoffe mit Ende dieses Monats
bey d’Orvillen aus der Schuld zu kommen“ (Wieler an Stein, 12. März 1786.) — „Die Zahlung
des Wredenschen Capitals, ex propriis wie ich vermuthe, ist recht gut“ (Stein an Wieler; Roten-
burg, den 30. März 1786.)
25) „. . .da sich . . . durch die Abreise meiner Schwester, die Anzahl der Mitglieder des
Haußes um vier Persohnen vermindert auch leicht vorherzusehen daß weniger Fremde unser
Hauß besuchen werden, so glaube ich daß wir mit zweytausend Gulden auskommen sollen“
(Nassau, den 15. April 1785).
26) Lappe a. a. O. S. 209; siehe auch Pertz a. a O. I. 17.
 
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