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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 54.1934

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Naß, Karl: Kastell Holzhausen: Grabung vom 15. Juli bis 30. November 1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.62286#0259
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Kastell Holzhausen
Grabung vom 15. Juli bis 30. November 1932
Von

Karl Naß

Zweck und Verlauf der Grabung
Kastell Holzhausen an der Heide war — abgesehen von den kurzen Gra*
bungen Cohausens1 — bisher nur gelegentlich der Reichs*Limes*Grabunpen
1897—1904 von Dr. L. Pallat eingehender untersucht worden.2 Den Aufgaben
der Reichs*Limes*Kommission entsprechend hatte man sich freilich auch da*
mals im wesentlichen auf die Untersuchung der ausgezeichnet erhaltenen
Wehrbauten und des Mittelgebäudes beschränkt und in das Kastellinnere nur
ein paar schmale Suchgräben gezogen. Vom Bad und der Zivilniederlassung
ist nichts Sicheres, vom Gräberfeld überhaupt nichts bekannt. So war das
Bild, das wir uns bislang vom Kastell und seiner Geschichte machen konnten,
noch reichlich lückenhaft.
Vor allem war die Datierung der bisher aufgefundenen Anlagen noch
sehr unklar. Bei sämtlichen Grabungen war man immer wieder nur auf ein
Steinkastell gestoßen, eine 14 300 qm große Anlage mit 135,4 bezw. 105,6 m
Seitenlänge. Pallat hatte seine Erbauungszeit auf Grund einer Marcus*Münze
des Jahres 165, die in einem Pfostenloch der Südecke gefunden worden war,
„nicht vor der Regierungszeit des Marc Aurel“ angenommen (a. a. O. S. 28).
Auffällig war nun aber die eigenartige Orientierung des Steinkastells: es
kehrt dem Limes die linke Flanke zu. Diese auffällige Flankenlage zum
Limes hat Holzhausen mit einigen anderen, in der Größe ungefähr entsprechen*
den Kastellen des Taunus* und Wetterau*Limes (Zugmantel, Kapersburg,
Altenstadt) gemein, und da sie bei diesen auf ältere, frühhadrianische Erd*
kastelle zurückzugehen scheint, deren Orientierung beim Umbau in die große*
ren Steinkastelle einfach beibehalten worden war, war es sehr naheliegend,
eine analoge Entwicklung auch für Holzhausen anzunehmen, wo nur das
Erdwerk bei der geringfügigen Durchforschung des Kastellinnern bislang
der Beobachtung entgangen sein mochte.3
Ein anderes wichtiges Problem liegt in dem offenbaren Mißverhältnis
zwischen der Größe des Holzhäuser Kastells und der für es bezeugten Be*
Satzung. Als solche wird uns durch zwei Inschriften — wenigstens für das
3. Jahrhundert — eine Kohorte genannt, die c[oh. II A]nton[injiana Tre*
[verorum] bezw. [c]oh. II Sevefriajna T[rjev[eror]um.4 Nun genügen aber
die 14 300 qm Flächeninhalt des Steinkastells für die Unterbringung einer
normalen Kohorte keineswegs. So benötigte — um nur ein Beispiel anzuführen
— die coh. II Raetorum in Wiesbaden das anderthalbfache (22 687 qm), in
ihrem späteren Quartier, der Saalburg, gar über das doppelte (32 600 qm)
an Raum. Holzhausen steht unter den Kastellen des Taunus*Limes nicht
allein mit diesem Mißverhältnis, eine gute Analogie bietet wieder das Kastell
Zugmantel. Für das dortige zweite Steinkastell mit einem Flächeninhalt von
21 400 qm wird im 3. Jahrhundert sogar eine cohors equitata, und zwar eben*
falls eine Treverer*Kohorte, als Besatzung genannt, obwohl der zur Verfü*
gung stehende Raum unmöglich für eine cohors equitata ausgereicht haben
kann. W. Barthel hat daher in dem bereits zitierten Aufsatz (6. Bericht der
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