Rückblick
Es sind nunmehr 125 Jahre vergangen, seitdem der erste Band der Nassauischen
Annalen erschien, und in dieser Zeit ist die Reihe unserer Zeitschrift nicht unter-
brochen worden. Zugleich kann der Verein selber auf eine 140jährige Tätigkeit
zurückblicken. Diese beiden Jubiläen und nicht minder die am 18. Januar 1952 er-
folgte Verleihung der Goldenen Plakette der Stadt Wiesbaden sind Anlaß genug,
Mitgliedern und Lesern einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins und
seiner Zeitschrift zu bieten.*)
Als nach den territorialen Veränderungen des beginnenden 19. Jahrhunderts
1806 das Herzogtum Nassau entstanden war, fanden sich bald Geschichts- und Alter-
tumsfreunde zusammen, um in gemeinsamer Arbeit die Vergangenheit des Landes zu
erforschen. Mit Aufrufen des Jahres 1811 bemühte sich Joh. Christian Reinhard
Luja, Pfarrer in Altenkirchen bei Weilburg, um die Gründung einer Gesellschaft zur
Erforschung und Beschreibung des Limes und die Errichtung eines Museums. Hof-
kammerrat Christian Habel in Schierstein, ein ernsthafter Altertumsforscher und
Besitzer einer bedeutenden Sammlung, suchte den A ufgabenbereich des zu gründenden
Vereins auch auf die mittlere und neuere Geschichte sowie auf die Herausgabe einer
Zeitschrift auszudehnen. Aktiv zeigte sich auch der Frankfurter Geheimrat v. Gerning,
der auf seinem Tauninum in Kronberg die Schönheiten des Taunus begeistert be-
sang Und bekannt war als Kunst- und Altertumssammler, mehr noch durch seine
Verbindung mit Herder und Goethe. Habel wandte sich seit Beginn des Jahres 1812
an den nassauischen Minister v. Marschall, um ihn als Schutzherrn einer „Sozietät
der Nassauischen Alterthumskunde, welche auf soliden Fundamenten und nicht auf
Plagiaten und Komplikationen beruht", zu gewinnen. „Seit einigen Jahren haben
sich", so schrieb er, „mehrere sehr achtungswürdige Männer bereitwillig gezeigt, dem
Wunsche vieler Freunde der vaterländischen Alterthumskunde zu entsprechen und
sich mit einer Gesellschaft zu verbinden, welche Erläuterung, - Aufklärung und Be-
richtigung der alten und mittleren Geschichte und Alterthümer, die vorzüglich das
Herzogthum Nassau betreffen, zum Ziel hat." Habel nahm die Stelle des Ersten
Direktors an. Der erbetene Schutz wurde gewährt und der „Plan zu einer solchen
gelehrten Verbindung mit landesherrlichem höchsten Wohlgefallen aufgenommen".
Die Statuten, von Habel entworfen und am 24. November eingereicht, wurden am
29. März 1813 durch den regierenden Herzog Friedrich August genehmigt. Ihr § 1
besagt:
„Der Zweck dieser Gesellschaft ist: wechselseitige Mittheilung und Belehrung, Belebung
des lange vernachlässigten Studiums der Alterthumskunde sowohl als der älteren, mittleren
und neueren Geschichte und Geographie dieser classischen Gegend; Untersuchungen über
ihre Völkerschaften, deren Staatsverfassungen, Sitten und Gebräuche; Ergänzung mancher
Lücken in verschiedenen Perioden; Aufhellung dunkler Stellen der griechischen und
römischen Schriftsteller; Erklärung der Ürkunden und Autoren späterer Zeit; Erhaltung
*) Quellen zur Geschichte des Vereins: Staatsarchiv Wiesbaden 210, 1522 ; 211, 1830; 405, 13528 u.
13829.— Vereinsakten.
Literatur: K. Schwartz: Nass. Ann. 11. Bd. 1871. — Frh. v. Medern: Nass. Ann. 17. Bd. 1882
II. Tl. S. 65ff. — P. Wagner: Nass. Ann. 31. Bd. 1900 S. 223ff.; 32. Bd. 1901 S. 209ff.; Nass.
Htbll. 22. Jg. 1919/21 S. Iff. — F. Kutsch: Nass. Htbll. 22.-Jg. 1919/21 S. 21ff. — C. Weiler:
Nass. Htbll. 39. Jg. 1938 S. 22ff. =G. Vogel: Verz. der Tauschschriften des Ver.f. Nass. Alt.-
Kde. u. Gesch;-Forsch. Mskr. Wiesb. Nass. Landesbibl. 1951.
Nass. Annalen Bd. 63
Es sind nunmehr 125 Jahre vergangen, seitdem der erste Band der Nassauischen
Annalen erschien, und in dieser Zeit ist die Reihe unserer Zeitschrift nicht unter-
brochen worden. Zugleich kann der Verein selber auf eine 140jährige Tätigkeit
zurückblicken. Diese beiden Jubiläen und nicht minder die am 18. Januar 1952 er-
folgte Verleihung der Goldenen Plakette der Stadt Wiesbaden sind Anlaß genug,
Mitgliedern und Lesern einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins und
seiner Zeitschrift zu bieten.*)
Als nach den territorialen Veränderungen des beginnenden 19. Jahrhunderts
1806 das Herzogtum Nassau entstanden war, fanden sich bald Geschichts- und Alter-
tumsfreunde zusammen, um in gemeinsamer Arbeit die Vergangenheit des Landes zu
erforschen. Mit Aufrufen des Jahres 1811 bemühte sich Joh. Christian Reinhard
Luja, Pfarrer in Altenkirchen bei Weilburg, um die Gründung einer Gesellschaft zur
Erforschung und Beschreibung des Limes und die Errichtung eines Museums. Hof-
kammerrat Christian Habel in Schierstein, ein ernsthafter Altertumsforscher und
Besitzer einer bedeutenden Sammlung, suchte den A ufgabenbereich des zu gründenden
Vereins auch auf die mittlere und neuere Geschichte sowie auf die Herausgabe einer
Zeitschrift auszudehnen. Aktiv zeigte sich auch der Frankfurter Geheimrat v. Gerning,
der auf seinem Tauninum in Kronberg die Schönheiten des Taunus begeistert be-
sang Und bekannt war als Kunst- und Altertumssammler, mehr noch durch seine
Verbindung mit Herder und Goethe. Habel wandte sich seit Beginn des Jahres 1812
an den nassauischen Minister v. Marschall, um ihn als Schutzherrn einer „Sozietät
der Nassauischen Alterthumskunde, welche auf soliden Fundamenten und nicht auf
Plagiaten und Komplikationen beruht", zu gewinnen. „Seit einigen Jahren haben
sich", so schrieb er, „mehrere sehr achtungswürdige Männer bereitwillig gezeigt, dem
Wunsche vieler Freunde der vaterländischen Alterthumskunde zu entsprechen und
sich mit einer Gesellschaft zu verbinden, welche Erläuterung, - Aufklärung und Be-
richtigung der alten und mittleren Geschichte und Alterthümer, die vorzüglich das
Herzogthum Nassau betreffen, zum Ziel hat." Habel nahm die Stelle des Ersten
Direktors an. Der erbetene Schutz wurde gewährt und der „Plan zu einer solchen
gelehrten Verbindung mit landesherrlichem höchsten Wohlgefallen aufgenommen".
Die Statuten, von Habel entworfen und am 24. November eingereicht, wurden am
29. März 1813 durch den regierenden Herzog Friedrich August genehmigt. Ihr § 1
besagt:
„Der Zweck dieser Gesellschaft ist: wechselseitige Mittheilung und Belehrung, Belebung
des lange vernachlässigten Studiums der Alterthumskunde sowohl als der älteren, mittleren
und neueren Geschichte und Geographie dieser classischen Gegend; Untersuchungen über
ihre Völkerschaften, deren Staatsverfassungen, Sitten und Gebräuche; Ergänzung mancher
Lücken in verschiedenen Perioden; Aufhellung dunkler Stellen der griechischen und
römischen Schriftsteller; Erklärung der Ürkunden und Autoren späterer Zeit; Erhaltung
*) Quellen zur Geschichte des Vereins: Staatsarchiv Wiesbaden 210, 1522 ; 211, 1830; 405, 13528 u.
13829.— Vereinsakten.
Literatur: K. Schwartz: Nass. Ann. 11. Bd. 1871. — Frh. v. Medern: Nass. Ann. 17. Bd. 1882
II. Tl. S. 65ff. — P. Wagner: Nass. Ann. 31. Bd. 1900 S. 223ff.; 32. Bd. 1901 S. 209ff.; Nass.
Htbll. 22. Jg. 1919/21 S. Iff. — F. Kutsch: Nass. Htbll. 22.-Jg. 1919/21 S. 21ff. — C. Weiler:
Nass. Htbll. 39. Jg. 1938 S. 22ff. =G. Vogel: Verz. der Tauschschriften des Ver.f. Nass. Alt.-
Kde. u. Gesch;-Forsch. Mskr. Wiesb. Nass. Landesbibl. 1951.
Nass. Annalen Bd. 63