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Otto Renkhoff
der noch vorhandenen, beweglichen sowohl als unbeweglichen und Entdeckung verborgener
Denkmale der alten Teutschen und Römer am Rhein, Mayn und der Lahn pp; Bewahrung
derselben vor Zerstörung und öffentliche Bekanntmachung der vorzüglichsten Gegenstände,
damit auch dadurch der vaterländische Sinn für das Große, Gute und Schöne geweckt und
der teutsche National- Ruhm erhöhet werde,"
So hatte Habel für den Verein, im Gegensatz zu Lujas begrenzter Zwecksetzung,
ein umfassendes Arbeitsfeld gefordert: die Erforschung und Beschreibung der Ver-
gangenheit des Landes von den ältesten bis zu den neueren Zeiten in archäologischer,
in politischer, kulturgeschichtlicher, volkskundlicher, in rechts- und verfassungsge-
schichtlicher wie in geographischer Hinsicht, dazu die Denkmalpflege im weitesten
Sinne. „Jedem aktiven Mitgliede", so heißt es in den Statuten weiter, „soll dabei von
selbst obliegen, jährlich irgendeinen Lieblingsgegenstand ohne weiteren Ehrensold zu
bearbeiten oder gemachte Entdeckungen der Gesellschaft mitzuteilen"; und geeignete
Vorträge wie Abhandlungen aus dem Gebiet der nassauischen Geschichte sollten ge-
druckt werden. — Ein großartiges Unternehmen, das umso verdienstvoller erscheint,
als es ohne Anlehnung an fremde Muster zustande kam !
Inzwischen hatte Habel eifrig für den Verein geworben und ihm eine Reihe be-
kannter, ja berühmter Männer inner- und außerhalb Nassaus gewonnen. Goethe,
der sein Interesse mehrfach bekundet hatte, ist in die erste Mitgliederliste aufge-
nommen. Bekannt ist, was er in „Kunst und Altertum am Rhein, Main und Neckar
1814 und 1815" über die Bildung unseres Vereins berichtet: „Schon haben sich
mehrere Freunde der Kunst, der Natur und des Alterthums [zu Wiesbaden] unter-
zeichnet, eine Gesellschaft zu bilden, welche sowohl überhaupt als besonders für diese
Gegend um alles Merkwürdige bemüht wäre". 1828 ist Goethe zum Ehrenmitglied des
Vereins ernannt worden, wie übrigens später, 1852, auch Bismarck, der, damals
preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag, gleichfalls sein Interesse für die
Arbeit des Vereins zum Ausdruck gebracht hatte. Bis Anfang des Jahres 1813 waren
Minister v. Marschall und Direktor v. Ibell beigetreten, auch namhafte nassauische
und Mainzer Gelehrte wie v. Almendingen und J. v. Arnoldi, Eichhoff und Snell,
Bodmann, Schunck und Dahl, ferner in Heidelberg Creuzer und Wilken.
So hat Nassau als erster deutscher Staat ■— andere Länder sind erst seit Ende des
zweiten Jahrzehnts des Jahrhunderts gefolgt — einen Verein für Heimatgeschichte
hervorgebracht. Das erscheint besonders bemerkenswert für ein Land, das eben erst
aus den verschiedenartigsten territorialen Gebilden zusammengewachsen war und ein
Gemeinschaftsbewußtsein in der Bevölkerung noch nicht hatte fördern können. In
dieser Zeit vor dem Durchbruch der Romantik und vor den Befreiungskriegen, als
Nassau noch zum Rheinbund gehörte, hatte neben der Liebe zur Forschung und den
ethisch-ästhetischen Idealen bereits ein nationales Bewußtsein zur Gründung eines
historischen Vereins geführt. An einer wirklichen Entfaltung jedoch wurde dieser
vorerst noch gehindert durch die kriegerischen und politischen Ereignisse der Jahre
1813z—15 wie durch den Tod seines Direktors, des älteren Habel.
Die Initiative zur Neugründung ergriff Geheimrat v. Gerning, indem er im
August 1815 eine Denkschrift über die Bildung einer „ Vaterländischen Gesellschaft
für Alterthum und Geschichte" und zur Errichtung eines Museums vorlegte, die
er zwei Jahre später wiederholte. Als seit Ende des Jahres 1817 der preußische
Legationssekretär Dorow auf nassauischem Boden Ausgrabungen vornahm, deren
Ergebnisse als Privateigentum außer Landes verschleppt wurden, sammelte der
inzwischen nach Dotzheim versetzte Luja in berechtigter Sorge um die Erhaltung des
alten Kulturguts einen Kreis gleichgesinnter Altertumsfreunde und legte 1819 einen
neuen Satzungsentwurf zur Genehmigung vor, mit dem er wiederum lediglich archäo-
Otto Renkhoff
der noch vorhandenen, beweglichen sowohl als unbeweglichen und Entdeckung verborgener
Denkmale der alten Teutschen und Römer am Rhein, Mayn und der Lahn pp; Bewahrung
derselben vor Zerstörung und öffentliche Bekanntmachung der vorzüglichsten Gegenstände,
damit auch dadurch der vaterländische Sinn für das Große, Gute und Schöne geweckt und
der teutsche National- Ruhm erhöhet werde,"
So hatte Habel für den Verein, im Gegensatz zu Lujas begrenzter Zwecksetzung,
ein umfassendes Arbeitsfeld gefordert: die Erforschung und Beschreibung der Ver-
gangenheit des Landes von den ältesten bis zu den neueren Zeiten in archäologischer,
in politischer, kulturgeschichtlicher, volkskundlicher, in rechts- und verfassungsge-
schichtlicher wie in geographischer Hinsicht, dazu die Denkmalpflege im weitesten
Sinne. „Jedem aktiven Mitgliede", so heißt es in den Statuten weiter, „soll dabei von
selbst obliegen, jährlich irgendeinen Lieblingsgegenstand ohne weiteren Ehrensold zu
bearbeiten oder gemachte Entdeckungen der Gesellschaft mitzuteilen"; und geeignete
Vorträge wie Abhandlungen aus dem Gebiet der nassauischen Geschichte sollten ge-
druckt werden. — Ein großartiges Unternehmen, das umso verdienstvoller erscheint,
als es ohne Anlehnung an fremde Muster zustande kam !
Inzwischen hatte Habel eifrig für den Verein geworben und ihm eine Reihe be-
kannter, ja berühmter Männer inner- und außerhalb Nassaus gewonnen. Goethe,
der sein Interesse mehrfach bekundet hatte, ist in die erste Mitgliederliste aufge-
nommen. Bekannt ist, was er in „Kunst und Altertum am Rhein, Main und Neckar
1814 und 1815" über die Bildung unseres Vereins berichtet: „Schon haben sich
mehrere Freunde der Kunst, der Natur und des Alterthums [zu Wiesbaden] unter-
zeichnet, eine Gesellschaft zu bilden, welche sowohl überhaupt als besonders für diese
Gegend um alles Merkwürdige bemüht wäre". 1828 ist Goethe zum Ehrenmitglied des
Vereins ernannt worden, wie übrigens später, 1852, auch Bismarck, der, damals
preußischer Gesandter am Frankfurter Bundestag, gleichfalls sein Interesse für die
Arbeit des Vereins zum Ausdruck gebracht hatte. Bis Anfang des Jahres 1813 waren
Minister v. Marschall und Direktor v. Ibell beigetreten, auch namhafte nassauische
und Mainzer Gelehrte wie v. Almendingen und J. v. Arnoldi, Eichhoff und Snell,
Bodmann, Schunck und Dahl, ferner in Heidelberg Creuzer und Wilken.
So hat Nassau als erster deutscher Staat ■— andere Länder sind erst seit Ende des
zweiten Jahrzehnts des Jahrhunderts gefolgt — einen Verein für Heimatgeschichte
hervorgebracht. Das erscheint besonders bemerkenswert für ein Land, das eben erst
aus den verschiedenartigsten territorialen Gebilden zusammengewachsen war und ein
Gemeinschaftsbewußtsein in der Bevölkerung noch nicht hatte fördern können. In
dieser Zeit vor dem Durchbruch der Romantik und vor den Befreiungskriegen, als
Nassau noch zum Rheinbund gehörte, hatte neben der Liebe zur Forschung und den
ethisch-ästhetischen Idealen bereits ein nationales Bewußtsein zur Gründung eines
historischen Vereins geführt. An einer wirklichen Entfaltung jedoch wurde dieser
vorerst noch gehindert durch die kriegerischen und politischen Ereignisse der Jahre
1813z—15 wie durch den Tod seines Direktors, des älteren Habel.
Die Initiative zur Neugründung ergriff Geheimrat v. Gerning, indem er im
August 1815 eine Denkschrift über die Bildung einer „ Vaterländischen Gesellschaft
für Alterthum und Geschichte" und zur Errichtung eines Museums vorlegte, die
er zwei Jahre später wiederholte. Als seit Ende des Jahres 1817 der preußische
Legationssekretär Dorow auf nassauischem Boden Ausgrabungen vornahm, deren
Ergebnisse als Privateigentum außer Landes verschleppt wurden, sammelte der
inzwischen nach Dotzheim versetzte Luja in berechtigter Sorge um die Erhaltung des
alten Kulturguts einen Kreis gleichgesinnter Altertumsfreunde und legte 1819 einen
neuen Satzungsentwurf zur Genehmigung vor, mit dem er wiederum lediglich archäo-