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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 63.1952

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Schoppa, Helmut: Römische Neufunde aus Wiesbaden: Sigillaten vom Mauritiusplatz
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https://doi.org/10.11588/diglit.62672#0019
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Römische Neufunde aus Wiesbaden

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die römischen Schichten der Zeit nach 260 empfindlich gestört hatten. Am
Südrand der Grube fand sich Mauerwerk der Kirche selbst, und zwar Strebe-
pfeiler an dem Ostende des nördlichen Langhauses, die zu dem Erweiterungsbau
von 1717 gehören 2). Unter der Gräberschicht konnte an verschiedenen Stellen
das Profil bis zu einer Tiefe von 4,40 m beobachtet und aufgenommen werden:
2,80—2,85 m Brandschicht noch 0,05 m stark, wohl des Jahres 259/60 n. Chr-
bis 3,00 in Lehm mit römischen Einschlüssen. Siedlungsschichten der
bis 3,05 m Brandschicht. Kastell- und Limeszeit.
bis 3,20 m römische Kulturschichten.
bis 3,30 m Brandschicht v. J. 69 n. Chr., darin das weiter unten genannte Pflaster,
bis 4,00 in Moorschicht, in den unteren Lagen mit Kies vermischt.
bis 4,40 in gelbbrauner, diluvialer Schotter.
Die Siedlungsschicht der frühesten Niederlassung lag in den oberen Teilen der
Moorschicht und ist, wie der darüberliegende Brandschutt ausweist, in dem
Chattenaufstand des Jahres 69 n. Chr. zerstört worden1). An der Südseite, also
unter dem Kirchenfundament, wurde eine Pflasterung, wahrscheinlich einer
Straße, beobachtet, neben der sich Pfostensetzungen fanden, wie sie in dem
Gebiet zwischen Mauritiusstraße, Hochstätte und Langgasse festgestellt worden
waren1). Das System eines Pfahlrostes, das Ritterling dort erkennen und ver-
öffentlichen konnte, ließ sich in derselben Deutlichkeit wegen der geringen Größe
der Ausschachtungsgrube nicht fassen. Jedenfalls ist aber aus diesem Befund
eindeutig auf Wohnhäuser oder sonstige kleinere private Bauten zu schließen.
Und es ist darauf hinzuweisen, daß Spuren öffentlicher Gebäude weder in den
frühen noch in den späteren Schichten gefunden wurden. Damit ist eindeutig die


Abb. 2.Wiesbaden, Mauritiusplatz. Teller Hofheim 4 A des Patricius undVarianten. 1:2, Stempel 1 : 1

populäre Anschauung widerlegt, die der Mauritiuskirche als dem ältesten Gottes-
haus Wiesbadens eine Tradition seit römischer Zeit zubilligen wollte3).
Das Fundmaterial von dieser Stelle ist sehr zahlreich, jedoch wegen der ge-
schilderten Schwierigkeiten bei der Beobachtung nicht einheitlich. Von Münzen
sind nur zwei unkenntliche Großerze eingeliefert worden 4), andere Metallgegen-
stände fehlen vollkommen. Unter den Gefäßresten überwiegen die Scherben von
Terra Sigillata, gegenüber denen alle anderen Gattungen, auch das rauhwandige
Gebrauchsgeschirr, sehr stark zurücktreten. Außer den frühen südgallischen
Sigillaten, die hier vorgelegt werden, finden sich viel Fabrikate von Rheinzabern

-) Zuletzt: F. Kutsch, St. Mauritius in Wiesb. II. Die Bauperioden der Mauritiuskirche in
Wiesb. (Nass. Ann. 62, 1951, 20 ff.). Es handelt sich um den dort Abb. 9 mit i bezeichneten Eck-

pfeiler und den nächsten westlich von diesem.

3) Zuletzt: Mattiaci, Das christl. Wiesbaden, 1949, 17. Vergl, dazu F. Geisthardt: Nass. Ann. 62,
1951, 15 Anm. 7 und bes. F. Kutsch 20 Anm. 3.

4) Bei der einen Münze könnte es sich um eine Prägung von Lugdunum mit dem Altar der Roma
und des Augustus handeln.
 
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