Zur nassauischen Ortsgeschichte
Wie seit dem letzten Jahrgang den Siegel- und Wappenstudien ein ständiger Platz in den
Annalen zugedacht ist, so sollen auch Bausteine zur nassauischen Ortsgeschichte fortan an vorbe-
stimmter Stelle unserer Zeitschrift gesammelt werden.
Bisher bildet nach wie vor C. D. Vogels Beschreibung des Herzogtums Nassau weithin die
Grundlage aller ortsgeschichtlichen Arbeit in unserem Sprengel. 1843 erschienen, war diese
historische Topographie zu ihrer Zeit ein höchst verdienstvolles Werk — und wir verehren in dem
nun genau vor 100 Jahren verstorbenen Dekan den Vater der nassauischen Heimatgeschichts-
forschung —, doch ist sie inzwischen in großen Teilen stark veraltet. Trotzdem werden ihre An-
gaben immer wieder in der heimatgeschichtlichen Literatur, meist kritiklos, übernommen; und so
wird je länger je mehr eine quellenmäßig fundierte, auf den Stand der neueren Forschung gerückte
Beschreibung der nassauischen Orte schmerzlich vermißt. Historische Ortslexiken, wie sie das
Institut für geschichtliche Landeskunde in Marburg für seine nassauischen „Atlas-Arbeiten" vor-
sieht, sind bisher nur zum Oberlahnkreis und zum Gebiet der Niedergrafschaft Katzenelnbogen
erschienen. Unsere Zusammenstellungen verfolgen einen anderen Zweck, indem sie nur die haupt-
sächlichsten Daten der Ortsgeschichte in darstellender Form verzeichnen, und zwar jeweils im
Rahmen der Gerichts- bzw. Amts- und Kirchspielsorganisation. Sie sollen damit dem Heimat-
forscher im Zusammenhang der territorialen Verhältnisse die wesentlichen Grundlagen der Orts-
geschichte vermitteln, auf denen er diese dann leichter auf- und auszubauen vermag. Bewußt
berücksichtigen wir zunächst die bisher gar nicht oder weniger bearbeiteten Orte und Teile unseres
Sprengels. R.
Die Vier Kirchspiele
Von Hellmuth Gensicke
Als letztes Band umschließt heute der Bezirk des Amtsgerichts Wallmerod eine alte
Einheit, die, seit der Verwaltungsreform des Jahres 1932 zerschnitten, auf die Kreise
Oberwesterwald und Unterwesterwald aufgeteilt ist. Die „Vier Kirchspiele"1) haben
diesen Namen als Kirchspielsgerichte Hundsangen, Nentershausen, Meudt und Salz
auch dann noch weitergeführt, nachdem in einem halben Jahrtausend längst mehr als
die doppelte Anzahl von Pfarrkirchen in ihrem Bereich neu errichtet worden war. Sie
rechneten zu den Westerwälder Kirchspielen der Grafschaft Diez, die aus dem Nieder-
lahngau erwachsen war. Als die Grafen von Diez 1386/1388 ausstarben, fiel die Graf-
schaft Graf Adolf von Nassau-Dillenburg, dem Gatten der Diezer Erbtochter, zu.
Seitdem auch er 1420 ohne männliche Erben gestorben war, besaßen mehrere Herren
die Grafschaft gemeinsam als Lehen von Kurtrier: eine Hälfte die Grafen von Nassau-
Dillenburg, wovon sie 1454 bis 1481 die Hälfte an die Grafen von Thierstein und 1477
') Auf eine Mitteilung der Quellen zu den einzelnen Daten, die durchweg im Ortslexikon meiner
„Landesgeschichte des Westerwaldes", künftig in Schriften des Instituts f. geschichtl. Landes-
kunde von Hessen in Marburg, belegt sind, wurde verzichtet. Benutzt wurden für die vier Kirch-
spiele Urkunden- und Aktenbestände des Staatsarchivs Wiesbaden, vor allem Abt. 116 (Amt
Montabaur), wovon die Beschreibungen der vier Kirchspiele von 1564 (116 III 1) und des Amtes
Montabaur von 1786/87 (116 III 2) genannt seien, ferner Abt. 170/171 (Altes Dillenburger Archiv),
besonders die beiden Beschreibungen von 1525 (171 D 608 und D 1016), und Abt. 339 (Grafsch.
Leiningen-Westerburg), im Staatsarchiv Koblenz Abt. 1 Kurtrier, sowie in beiden Staatsarchiven
die Archive der Stifte und Klöster, die im Bereich der vier Kirchspiele begütert waren. Weitere
Ergänzungen lieferten die katzenelnbogenschen Bestände des Staatsarchivs Marburg. Wertvolle
Nachrichten verdanke ich dem Walderdorfschen Archiv in Molsberg, dessen Benutzung mir Herr
Graf Walderdorf freundlich gestattete. Die meisten bisher bekannten Daten zur Ortsgeschichte
bietet C. D. Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau (1843). Zur Kunstgeschichte liefern
einige Ergänzungen W. Lotz—F. Schneider, Die Kunstdenkmäler im Reg.-Bez. Wiesbaden
(1880) und F. Luthmer, Die Bau- u. Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Wiesbaden IV (1910), sowie
G. Dehio—E. Gall, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Siidl. Hessen (1950). Zur
Kirchengeschichte sind außer G. Kleinfeldt—H.Weirich, Die mittelalterl. Kirchenorgani-
sation im oberhess.-nassauischen Raum (1937) und dem Schematismus der Diözese Limburg
(1936) die von L. Ueding im Archiv f. mittelrhein. Kirchengeschichte II (1950) S. 227—267 ver-
öffentlichten Visitationsberichte zu beachten.
Wie seit dem letzten Jahrgang den Siegel- und Wappenstudien ein ständiger Platz in den
Annalen zugedacht ist, so sollen auch Bausteine zur nassauischen Ortsgeschichte fortan an vorbe-
stimmter Stelle unserer Zeitschrift gesammelt werden.
Bisher bildet nach wie vor C. D. Vogels Beschreibung des Herzogtums Nassau weithin die
Grundlage aller ortsgeschichtlichen Arbeit in unserem Sprengel. 1843 erschienen, war diese
historische Topographie zu ihrer Zeit ein höchst verdienstvolles Werk — und wir verehren in dem
nun genau vor 100 Jahren verstorbenen Dekan den Vater der nassauischen Heimatgeschichts-
forschung —, doch ist sie inzwischen in großen Teilen stark veraltet. Trotzdem werden ihre An-
gaben immer wieder in der heimatgeschichtlichen Literatur, meist kritiklos, übernommen; und so
wird je länger je mehr eine quellenmäßig fundierte, auf den Stand der neueren Forschung gerückte
Beschreibung der nassauischen Orte schmerzlich vermißt. Historische Ortslexiken, wie sie das
Institut für geschichtliche Landeskunde in Marburg für seine nassauischen „Atlas-Arbeiten" vor-
sieht, sind bisher nur zum Oberlahnkreis und zum Gebiet der Niedergrafschaft Katzenelnbogen
erschienen. Unsere Zusammenstellungen verfolgen einen anderen Zweck, indem sie nur die haupt-
sächlichsten Daten der Ortsgeschichte in darstellender Form verzeichnen, und zwar jeweils im
Rahmen der Gerichts- bzw. Amts- und Kirchspielsorganisation. Sie sollen damit dem Heimat-
forscher im Zusammenhang der territorialen Verhältnisse die wesentlichen Grundlagen der Orts-
geschichte vermitteln, auf denen er diese dann leichter auf- und auszubauen vermag. Bewußt
berücksichtigen wir zunächst die bisher gar nicht oder weniger bearbeiteten Orte und Teile unseres
Sprengels. R.
Die Vier Kirchspiele
Von Hellmuth Gensicke
Als letztes Band umschließt heute der Bezirk des Amtsgerichts Wallmerod eine alte
Einheit, die, seit der Verwaltungsreform des Jahres 1932 zerschnitten, auf die Kreise
Oberwesterwald und Unterwesterwald aufgeteilt ist. Die „Vier Kirchspiele"1) haben
diesen Namen als Kirchspielsgerichte Hundsangen, Nentershausen, Meudt und Salz
auch dann noch weitergeführt, nachdem in einem halben Jahrtausend längst mehr als
die doppelte Anzahl von Pfarrkirchen in ihrem Bereich neu errichtet worden war. Sie
rechneten zu den Westerwälder Kirchspielen der Grafschaft Diez, die aus dem Nieder-
lahngau erwachsen war. Als die Grafen von Diez 1386/1388 ausstarben, fiel die Graf-
schaft Graf Adolf von Nassau-Dillenburg, dem Gatten der Diezer Erbtochter, zu.
Seitdem auch er 1420 ohne männliche Erben gestorben war, besaßen mehrere Herren
die Grafschaft gemeinsam als Lehen von Kurtrier: eine Hälfte die Grafen von Nassau-
Dillenburg, wovon sie 1454 bis 1481 die Hälfte an die Grafen von Thierstein und 1477
') Auf eine Mitteilung der Quellen zu den einzelnen Daten, die durchweg im Ortslexikon meiner
„Landesgeschichte des Westerwaldes", künftig in Schriften des Instituts f. geschichtl. Landes-
kunde von Hessen in Marburg, belegt sind, wurde verzichtet. Benutzt wurden für die vier Kirch-
spiele Urkunden- und Aktenbestände des Staatsarchivs Wiesbaden, vor allem Abt. 116 (Amt
Montabaur), wovon die Beschreibungen der vier Kirchspiele von 1564 (116 III 1) und des Amtes
Montabaur von 1786/87 (116 III 2) genannt seien, ferner Abt. 170/171 (Altes Dillenburger Archiv),
besonders die beiden Beschreibungen von 1525 (171 D 608 und D 1016), und Abt. 339 (Grafsch.
Leiningen-Westerburg), im Staatsarchiv Koblenz Abt. 1 Kurtrier, sowie in beiden Staatsarchiven
die Archive der Stifte und Klöster, die im Bereich der vier Kirchspiele begütert waren. Weitere
Ergänzungen lieferten die katzenelnbogenschen Bestände des Staatsarchivs Marburg. Wertvolle
Nachrichten verdanke ich dem Walderdorfschen Archiv in Molsberg, dessen Benutzung mir Herr
Graf Walderdorf freundlich gestattete. Die meisten bisher bekannten Daten zur Ortsgeschichte
bietet C. D. Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau (1843). Zur Kunstgeschichte liefern
einige Ergänzungen W. Lotz—F. Schneider, Die Kunstdenkmäler im Reg.-Bez. Wiesbaden
(1880) und F. Luthmer, Die Bau- u. Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Wiesbaden IV (1910), sowie
G. Dehio—E. Gall, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Siidl. Hessen (1950). Zur
Kirchengeschichte sind außer G. Kleinfeldt—H.Weirich, Die mittelalterl. Kirchenorgani-
sation im oberhess.-nassauischen Raum (1937) und dem Schematismus der Diözese Limburg
(1936) die von L. Ueding im Archiv f. mittelrhein. Kirchengeschichte II (1950) S. 227—267 ver-
öffentlichten Visitationsberichte zu beachten.