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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 65.1954

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Schoppa, Helmut: Ein vorgeschichtlicher Opferplatz in Dauborn?, 1, Grabungsbericht
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https://doi.org/10.11588/diglit.62670#0066

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Ein vorgeschichtlicher Opferplatz in Dauborn?
1. Grabungsbericht
Mit Tafel 11 u. 12 (nach S. 48)
Von Helmut Schoppa
Die Gemarkung Dauborn, Krs. Limburg, ist ein Musterbeispiel dafür, wie
durch die Wirksamkeit eines Einzelnen das Interesse der ganzen Einwohnerschaft
für die Vorgeschichte geweckt werden kann. Dank der Tätigkeit des leider zu
früh verstorbenen Landwirts Julius Wagner gehört Dauborn zu den Gemeinden
des Goldenen Grundes, die Funde aus fast allen Epochen in reicher Fülle geliefert
haben1). Auf Wagners Ansehen ist es zurückzuführen, daß auch nach seinem
Tode das Interesse nicht erlahmte, daß auch nach seinem Tode Fundmeldungen
von dort reichlich eingehen. So wurde uns durch Herrn Landwirt Hepp, seinen
Schwager, im Frühjahr 1952 mitgeteilt, daß auf einem Acker an der alten „Hohen
Straße“, die die mittelalterliche Handelsverbindung zwischen Frankfurt und
Köln darstellt2), beim Ackern „Hüttenlehm und Steine“ angeschnitten worden
waren. Der Entdecker der Stelle hatte auf benachbarten Grundstücken ober-
flächlich vorgeschichtliche Scherben aufgelesen, so daß eine Untersuchung der
Fundstelle geboten schien. Infolgedessen wurde ein etwa 40 m langer und 4,00 m
breiter Streifen abgedeckt, der die Steinsetzung etwa in der Mitte treffen mußte3).
Dabei stellte sich heraus, daß es sich nicht, wie zuerst gemeint, um eine Herd-
stelle handelte. Vielmehr wurde eine rechteckige Steinpflasterung erfaßt, die
etwa nordsüdlich verlaufend, eine Länge von mindestens 12,00 m und eine Breite
von 4,40 m aufwies. Die Pflasterung zeigte sich bereits unter der modernen Acker-
krume (Stärke durchschnittlich 0,25 m) mit scharfen Begrenzungen an der Nord-,
Ost- und Westseite, während das Südende modern, wohl durch eine Rübenmiete
gestört war (Taf. 11,1). Nach Norden besaß sie zwei antenförmige Fortsätze in
einer Länge von etwa 0,75 m (Taf. 11,2). Die Oberfläche dieses Grundrisses war
von etwa faustgroßen Steinen bedeckt, die mit ihren Unterteilen in rotgebrann-
tem Lehm eingebettet waren (Taf. 11,2). Außerhalb der Umgrenzung fand sich der-
artiges Steinmaterial nicht.Die Längsseiten verliefen parallel, die'nördliche Schmal-
seite bildete von Westen nach Osten einen spitzen Winkel. Nach Wegräumen der
den Grundriß bedeckenden Steine erwies sich, daß die gesamte Fläche von einer im
Durchschnitt 0,15—0,20 m starken, rotgebrannten Lehmschicht bedeckt war, in
der sich auffallend viele verbrannte Knochen fanden, die zum großen Teil in
regelrechten Nestern in einem Durchmesser von 0,35—0,40 m auftraten. Es mag
erwähnt werden, daß sich auf der gesamten Fläche keine Spuren von Holzkohle
zeigten4). Das Steinmaterial, das über der gebrannten Lehmschicht lag, gehörte
offensichtlich zu der Umfassungsmauer, die auf der Westseite in einer Länge von
x) Wir verweisen nur auf das bekannte fränkische Gräberfeld, dessen Kenntnis J. Wagner ver-
dankt wird. Allein seit 1938 sind in der Gemarkung Dauborn folgende Beobachtungen gemacht
worden: 1943 eine bandkeramische Grube (Nass. Ann. 61, 1950, 197) und zwei urnenfelderzeit-
liche Brandgräber (ebd. 198); 1952 eine steinzeitliche (?) Grube (Nass. Heimatbll. 43, 1953, 57)
und ein Menhir (ebd. 57); 1953 ein Grab aus dem oben erwähnten fränkischen Friedhof.
Unser Komplex kurz beschrieben in Nass. Heimatbll. 43, 1953, 58f.
2) Vgl. Meßtischbl. 3273. Die Hohe Straße zieht nord-östlich der Gemarkung von Süd-Osten nach
Nord-Westen auf Niederbrechen zu. Zu ihr vgl. K. Schumacher: Nass. Ann. 44, 1916/17, 186ff.
mit Taf. 1 u. Abb. 1.
3) Die Grabung dauerte vom 8. 3.—1. 4. 1952. Außer dem beschriebenen Komplex fanden sich in
der abgedeckten Fläche zwei flache, vollkommen fundleere Gruben und einige unbestimmbare
Pfostenlöcher, ferner eine sehr zerstörte Steinsetzung, deren Zweck sich nicht erklären ließ.
4) Dr. Breitinger fand unter dem von ihm bearbeiteten Knochenmaterial allerdings etwas Holz-
kohle und die weiter unten beschriebenen zwei Scherben.
 
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