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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 65.1954

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Glöckner, Karl: Die Lage des Marktes im Stadtgrundriß: (Wiesbaden, Limburg, Wetzlar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.62670#0112

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Die Lage des Marktes im Stadtgrundriß
(Wiesbaden, Limburg, Wetzlar)
Mit 5 Kartenbildern
Von Karl Glöckner

Den Marktplatz als Mittelpunkt des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens
denken wir uns gerne auch als räumlichen Mittelpunkt der Stadtgemeinde. Für
die Gegenwart trifft das im allgemeinen zu, in der Frühzeit des städtischen Lebens


Abb. 1. Straßburg. Skizze der Marktzone.

aber begegnen uns dort
auffallende Aus-
nahmen, wo Markt und
Stadt sich aus einem
älteren Kern entwik-
keln. Sei es, weil in die-
sem Kern der geeignete
Boden bereits überbaut
oder in fester Hand war,
sei es, weil der Stadtherr
für den neu sich bilden-
den vierten Stand ein ei-
genes Quartier wünsch-
te, sei es um irgend wel-
cher Zweckmäßigkeit
willen, verlegte man den
Markt oft an den Rand
der alten Siedlung.
Zwar setzen sich um den
neu indielebendige Rin-
de eingefügten Steck-
ling sofort und in beson-
ders raschem Wachs-
tum neue Lebensringe
an, aber vielfach erhielt
sich die alte Lagerung
der Schichten und ver-
mittelt interessante

(nach K. Grubers Zeichnung auf der Unterlage des Planes von 1765)

Einblicke in den Aus-

gangszustand.
Wir erläutern die Sachlage an zwei sehr alten klassischen Beispielen. Die
Entstehung des Marktviertels („burgum“) von Straßburg an der Außenmauer
der ältesten Siedlung in dem mächtigen römischen Kastell hat K. Gruber1)
klargelegt. An gleicher Stelle, vor der porta decumana, hatte schon das römische
Lagerdorf einst gestanden. Ein unmittelbarer Zusammenhang muß gleichwohl
nicht vorliegen, denn auf keiner der drei anderen Seiten bot sich geeigneter Raum.
Hier zwischen dem heutigen Korn- und Fischmarkt, der Metzig und dem Kauf-
haus an der 111 schlugen schon im 11. Jahrhundert (wenn nicht noch früher)
Handel und Gewerbe ihre Verkaufsstände auf, die nicht nur in den Namen,
sondern auch in den Bauformen weiterleben. Ein Blick auf den beigefügten Plan
Grubers (Abb. 1) bestätigt die Richtigkeit seiner Auffassung: „Die gesamten

J) K. Gruber: Oberrheinische Heimat 1940, Das Elsaß, S. 314.
 
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