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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 74.1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.70354#0308
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Literaturbesprechung

Zürich ohne volle Namensnennung („übersetzt von K. R.44) zweibändig drucken ließ. Noch zeit-
kritischer sind die „Briefe über dasMönchswesen von einem katholischen Pfarrer an seinen Freund44.
Sie erschienen anonym und wurden von ihm nur in zwei Bänden fortgesetzt. Den ersten Band
hatte der kurtrierische Regierungskanzler Georg Michael de La Roche, Gemahl der Goethe-
Freundin Sophia de la Roche, geschrieben, der ein unehelicher Sohn des Kurmainzer Ministers
Graf Stadion war und mit diesem die Anhängerschaft an Voltaire und die Aufklärung teilte.
In Aarau hat Riesbeck noch den ersten Band einer „Geschichte eines Teutschen44 vollendet. Man
hat ihn wegen seines Eintretens für eine freiheitliche, ganz Deutschland vereinende Wirtschaft
den deutschen.Turgot genannt. Bezeichnend ist sein Lob Friedrichs des Großen. Er war für Ries-
beck in neueren Zeiten der erste praktische Philosoph auf dem Thron, der die feudale Gesellschafts-
schicht stürzte, die sich bisher auf Kosten des Bürgers und Bauers nährte. Mit dem vorurteilsfreien
scharfen Blick eines Weltbürgers sieht er die Schwächen, Eigenarten und Vorzüge der verschiedenen
deutschen Landschaften und weiß mit erstaunlicher Offenheit amüsant darüber zu berichten.
Seine hohe Wertschätzung Goethes, der sich ihm auch gewogen zeigte, sein Verhältnis zu Wieland
und seine Bekanntschaft mit den „Kraftgenies44 der Sturm-und-Drang-Epoche zeigen seinen
literarischen Rang. Der Einblick, den wir durch ihn in die Zustände und Reformideeen am Mittel-
rhein erhalten, gibt seinen Schriften landesgeschichtlichen Dokumentarwert.
Der Verf. stützt seine Kurzbiographie auf den Nachruf, mit dem Johann Pezzl 1786 seinem
Freunde ein Denkmal setzte. Doch ist die mit einem Bild Riesbecks gezierte Schrift durch eigene
Forschungen in zeitgeschichtlicher und biographischer Hinsicht bereichert. Zwei Irrtümer be-
dürfen freilich der Berichtigung. Die Aufhebung des Jesuitenordens 1773 verfügte nicht der
Mainzer Kurfürst (so S. 5), sondern der Papst selbst. Man kann den Trierer Weihbischof Johann
von Hontheim nicht als „Febronianer44 bezeichnen (so S. 19). War er es doch selber, der unter dem
Pseudonym Justinus Febronius seit 1763 jene Schrift zugunsten der gallikanischen konziliaren
Forderungen veröffentlichte und damit Ausgangspunkt für den Begriff des „Febronianismus44
wurde.
Der Verf. hat das Verdienst, eine denkwürdige Persönlichkeit für die Heimatgeschichte der
Vergessenheit entrissen und lebendig gemacht zu haben; er erweckt damit den Wunsch, daß ein
neuer Band der „Nassauischen Lebensbilder44 an dieser Gestalt nicht vorübergeht. Der 1894 be-
gründete Verein für Geschichte und Altertumskunde in Frankfurt/M.-Höchst (eine an unseren
Verein erinnernde Namensgebung, mit dem auch freundschaftliche Verbindung gepflegt wurde)
leitet hiermit eine neue zwanglos erscheinende Schriftenreihe ein. Auf S. 31 sind die Adressen des
Vorstandes und seiner Organe: Archiv, Bücherei und Museum, angegeben. W.-H. Struck
Hermann Knodt: Knodische Chronik. Versuch . . . über die deutschen Geschlechter Knode,
Knod, Knott, . . . vom Jahre 1174 bis heute. Melle: Buchdruckerei E. Knoth 1962. 74 S.
Verf. erkennt schon in dem bei Ammianus Marcellinus genannten Alamannen Chnodomar den
ältesten „Namenspatron44. Aus der Geschichte des Namens glaubt er, eine große, vom Mittelrhein
ausgehende Wanderung des Namens bis Schlesien und Polen und bis in die Nordländer erkennen
zu können. Jedoch bleibt die Namensbildung in verschiedenen, von einander entfernt liegenden
Gebieten ohne gegenseitigen Zusammenhang wahrscheinlicher. Aus den folgenden Abschnitten
über die alten Franken spricht ein romantisch gefärbter Familienstolz. Gern folgen wir K., wenn
er das Vorkommen des Namens im Rheinischen, im Hessischen und im Mainfränkischen vom
hohen Mittelalter bis in unsere Zeit zusammenstellt. Er gibt auch mannigfache Hinweise auf die
Verbreitung in Thüringen, Sachsen, Schlesien und in Danzig, Böhmen und Polen. Einen Beitrag
über die norddeutschen Knut und Knaut, die ihren Ursprung in Mitteldeutschland haben sollen,
gibt Martin Knaut, der ebenfalls fränkische Vermittlung bei der Ausbreitung des Namens nach-
zuweisen sucht. Die urkundlichen Quellennachweise sind nur zusammen mit der Familienzeit-
schrift „Knodische Nachrichten44 zu benutzen; sie bieten die Belege zu den oft weitgreifenden
Ausführungen.
Das Heft ist ein willkommener Beitrag zur Namenkunde und zur Heraldik, während es aus
naheliegenden Gründen für die familienkundliche Auswertung ziemlich spröde ist.
F. Geisthardt
 
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