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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 75.1964

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Das Bleireliquiar des Limburger Domschatzes und die
vermutete Hauptvogtei Heinrichs des Reichen von
Nassau für das Limburger St. Georgenstift
Mit einer Tafel
Von Hermann Heck
Die Veröffentlichung der Regesten des Limburger St. Georgenstifts durch
W. H. Struck1) und die sich hierauf gründende Limburger Geschichtsschreibung
haben der Frage nach dem Erbauer des heutigen Limburger Domes neuen Auf-
trieb gegeben. Hierbei entschied sich die Forschung2), in der Hauptsache einer
Anregung Strucks folgend, für den Grafen Heinrich den Reichen von Nassau,
dessen besondere Sorge für den neuen Kirchenbau man aus dem Besitz einer
Wormser Hauptvogtei für Stift Limburg herleiten möchte3).
Ausgangspunkt für diese Vermutung bildet ein heute zum Limburger Dom-
schatz gehörendes Bleireliquiar (s. Taf. IV Abb. 1). Es hat die Form einer roma-
nischen Kirche und trägt, auf seinen Seitenwänden eingeritzt, eine Inschrift
(s. Taf. IV Abb. 2), durch die ein Comes Heinricus als Stifter (structure conditor
huius) angegeben ist4). Man hat diese Angabe — ob zu Recht oder Unrecht, sei
vorläufig dahingestellt — auf den heutigen Limburger Dom bezogen.
Über die Person des in der Inschrift genannten Grafen Heinrich gehen seit
langer Zeit die Ansichten auseinander. J. M. Kremer5), der sich bereits im 18.
Jahrhundert mit der Inschrift befaßte, sah in diesem Stifternamen einen Hin-
weis auf den Grafen Heinrich den Reichen von Nassau (1198—1247)6), den er
zugleich als den Hauptvogt des Limburger Stifts ansprach. Einer Ablehnung
dieser Ansicht durch J. H. Hennes7) folgend, hat dann K. Schwartz8) versucht,
den Edelherrn Heinrich I. von Isenburg (1181—1222)9) für diesen Comes Heinri-
cus der Inschrift und als Urheber des Limburger Dombaues in Anspruch zu
nehmen.
Die Ansicht von Schwartz fand eine gewisse Stütze dadurch, daß sich die
Isenburger zur Zeit des Kirchenbaues als Vögte des Limburger Stifts und als
Herren von Limburg nachweisen lassen10)- Ein Hindernis für die volle Aner-
kennung der Ansicht von Schwartz bildete jedoch der Umstand, daß zu Beginn
des 13. Jahrhunderts, in den die Erbauung des heutigen Limburger Domes fällt,
kein Glied des Hauses Isenburg den Grafentite] führte. Dieser Einwand scheint
allerdings nicht bindend für eine Ablehnung der von Schwartz versuchten
Deutung, da aus anderen Quellen offensichtlich geworden ist, daß die Limburger
Stiftsherren mit unangebrachten Rangerhöhungen teilweise recht großzügig
verfuhren. So erhoben sie den Gründer ihres Stifts, den Gaugrafen Konrad
4) W. H. Struck, Quellen z. Gesch. d. Klöster u. Stifte im Gebiet d. mittl. Lahn, Bd. I (1956),
II (1959), III (1961), IV (1962).
2) H. Gensicke, Landesgeschichte d. Westerwaldes (1958) S. 95. — J. Hensler, Der Dom zu
Limburg (Domführer) 3. Aufl. (1957) S. 6.
3) W. H. Struck, Das Georgenstift in Limburg und die histor. Kräfte d. Limburger Raumes im
Mittelalter, in: Nass. Ann. 62. Bd. 1951 S. 52ff.
4) Struck, Quellen I Nr. 29.— E. Frh. Schenk zu Schweinsberg, Bleireliquiar und Kurzboldgrab
in Limburg a. d. Lahn, in: Nass. Ann. 73. Bd. 1962 S. 17ff. u. Tafeln IV/V.
5) J. M. Kremer, Originum Nassoicarum 1. Bd. (1779) S.225f., Anm. 4 u. 5.
6) Gensicke S. 95. — 7) J. H. Hennes, Geschichte d. Grafen von Nassau, 1. TI. (1843) S. 204.
8) K. Schwartz, Graf Heinrich I. von Isenburg, der Erbauer der Limburger Domkirche, in:
Nass. Ann. 9. Bd. 1868 S. 368 ff.
9) Gensicke S. 605 (Register). — 10) Struck, Quellen I Nr. 24.
 
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