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Naubert, Benedikte; Weygandsche Buchhandlung [Editor]
Merkwürdige Begebenheiten der gräflichen Familie von Wallis, in der Geschichte zweier Zwillingsschwestern (Zweiter Theil) — Leipzig: in der Weygandschen Buchhandlung, 1791 [VD18 90788893]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49539#0182
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ville ein wenig zu ängstigen — bloS um ihn
von der lächerlichen Zierercy abznbringen, indem
er sich höchst gleichgültig gegen etwas stellte, das
ihm doch so viel wecth ist. Ja — wir brach«
len es dahin, daß der arme Kerl bisweilen nach»
sehen mußte, tvie eü mit ihm stünde. Indessen
glaube ich, daß seine Frau ihn aufrichtig liebet,
ohngeachret ihrer gegenseitigen Launen/'
Und um nun ferner mein Ansehen zu er»
höhen, Holderneß, nahm ich eine ernsthafte,
weise moralische Miene an und versuchte einige
lehrreiche Gedanken der Gesellschaft zum besten
zu geben. Ich weiß nicht wie es zuging; kurz,
sie biieben mir in der Kehle stecken und ich mache
te eine viel erbärmlichere Figur als vorher. —-
Vielleicht weil ich mich besann, daß Gedanken«
spräche ganz aus dcb Mode sind.
Die Gräfin Wallis bemerkte, daß ich die
Moralische Geissel sehr «»geschickt führte; st«
nahm sie daher in ihre eigene Hand und ließ st«
gegen mich spielen, bis ich recht bittere Schmer,
xrn fühlte. Doch, indem ich als ein großer be,
schämler Schulknabe da stand, mir den Fingern
spielte und meine Augen von der Erde zu ihr er-
hoben, als wenn ich singen wollte: -,ich habe
meine Strafe erhalten/' — glauben Sie nicht,
daß ich mit dieser Belehrung sehr wohl zufrieden
war? Ja — ja, Holderneß; Gräfin ver«
 
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