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Naue, Julius
Die vorrömischen Schwerter: aus Kupfer, Bronze und Eisen (Text) — München, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.15118#0041
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Zwei interessante Varianten, die sicher lokale Erzeugnisse sind, zeigen die Kg. 6 und 7.
Bei dem Schwerte Fig. 6, von Morges oder St. Prex (Schweiz), ist die Klinge oben
wenig eingezogen und nach unten nicht stark ausbauchend, auch die Mittelrippe ist noch
vorhanden. Die Griffflügel sind etwas abgeschrägt und die in einen knaufartigen, gerade
abschliessenden Aufsatz endende Griffzungo in der Mitte einziehend und mit langem Schlitze
versehen. Die charakteristische obere Klingenoinziehung ist kurz und geht schräg zu den
scharf vorspringenden Klingenansätzen.1) Bei dem Schwerte, Fig. 7, aus der TIii olle
(ebenfalls Schweiz), hat der Griff bereits die Form der Hallstattzeitschwerter, jedoch noch
mit hörnerartigen Enden der Griffzungo.2) Diesem ähnlich ist ein Bronzeschwort von
Bargia (Jura), dessen Klinge aber von der vorigen abweicht und bereits die Form der
Hallstattzeitschwerter hat.3)

Von diesen Schwertern werden wir zu den eigentlichen Hallstattzeitschwertorn
geleitet, die, wie bereits angeführt, sowohl aus Bronze (gegossen) als auch aus Eisen
(geschmiedet) angefertigt sind.

Die abgeschrägten oder wenig gerundeten Griffflügel schliesson über der Klinge mit
einem grossen Viertelkreisausschnitt ab, und die unten stai'k ausbauchende, oben einziehende
Griffzunge endet in einem viereckigen flachen Knaufe, der oft mit einem mehr oder
weniger langen Dorne versehen ist. Griffflügel und Griffzunge haben, abweichend von den
Schwertern der Typen II—Ild, entweder sehr niedere oder gar keine Bänder.

Mehrere dünne und ziemlich lange Bronzenägel befestigten die aus Holz, Knochen
oder Elfenbein bestehenden Griffschalen, welche meistens mit einem grossen kegelförmigen
Knaufe von gleichem Materiale abschlössen, Tafel XI, 8—8d (Fig. 8. Schwert der älteren
Periode; 8a das Ortband der Scheide; 8b Klingendurchschnitt; 8c Ende der Klinge eines
Schwertes der jüngeren Periode; 8 d Ortband der dazu gehörigen Scheide) und Tafel XII, 1.

Charakteristisch für die Hallstattzeit-Bronze- und Eisen-Schwerter Ba3rerns und
Württembergs sind die zierlichen Bronze- und Eisennägel der Griffe: auf beiden
Seiten haben dieselben napfartige Vertiefungen, aus deren Mitte ein niederer Zapfen ragt.

Die Klingen der Bronze-Hallstattzeitschwerter sind meistens sehr lang und unter-
scheiden sich schon dadurch von den Schwertern des Typus II, dazu kommt die charakte-
ristische Form der Klinge mit der sanft gewölbten, breiten und den Schneiden parallel
gehenden Mittelrippe, welche aussen von je einer sehr feinen und schön ausgeführten Rippe
begleitet werden (Tafel XI, 8 und 8b), die bei den Eisenschwertern nur selten auftreten,
was dadurch zu erklären ist, dass die Herstellung derselben, nach dem Urteile tüchtiger
Waffenschmiede, ausserordentlich schwer ist und eine bedeutende Meisterschaft im Schmieden
voraussetzt. Wir dürfen deshalb wohl mit Recht derartige Eisenschwerter als Meisterwerke
der vorgeschichtlichen Waffenschmiedekunst bezeichnen.4)

') Munro. Lake dwellings etc. S. 84, Fig. 7.

*) Gross. Les Protohelvetes. PI. XI, 5 n. XII, 1.

3) Chantre a. a. 0. PI. XVI, 1 u. Mortillet, G. de. Sur Tage du bronze en Franve. („Congres
internal 7me Session; Stockholm 1874.") Fig. 9. Ein identisches Schwort von Abeville (Tourbe) war
im Handel.

4) Das auf Taf. XLIV, 2 in '/« natürlicher Grösse abgebildete Eisenschwert gibt hievon ein Beispiel.
Die Seitenrippen der Klinge sind, wie der Durchschnitt Fig. 2 a zeigt, sehr schmal und vortrefflich gearbeitet.
Das Schwert lag zur Seite eines männlichen Skelettes, mit der unter Fig. 3 abgebildeten, schönen und für
die ältere oberbayerische Hallstattzeit charakteristischen Bronzenadel, in einem von mir geöffneten und unter-
suchten Grabbügel bei Wilzhofen, Oberbayern. (Prähistorische Sammlung des Staates in München.)
 
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