HELMUT WEITZ Knabe (40x50)
Aus dem Zyklus ,.Zwischen den Fronten“
Auszug aus ..Cafe Greco--
Romanze
Wo ist jene alte Kneipe
An der hohen Span’schen Treppe
Bei der Barke von Bernini,
Sagt, wo ist sie wohl geblieben ?
In der engen finstern Gasse,
Die „Condotti“ heißt seit jeher,
Lag sie, die berühmte Schenke,
Stets bevorzugt vom „Tedesco“.
Zwar man sieht noch ihre Wände,
Sieht die Stühle, Tische, Flaschen
Und die Gäste nebst den Kellnern,
Doch sie scheint wie abgestorben.
Gleich Gespenstern weilt das Neue
Hier in diesen schmalen Räumen,
Die gebräunt vom Rauch der
Pfeifen
Schlecht in unsre Tage passen.
Nur auf ein paar dunklen Stichen,
Die an den Tapeten hängen ,
Lebt das biedre „Griechencafe“
Sein barockes Dasein weiter.
Hier floß ehedem zusammen,
Was die ew’ge Stadt an Künstlern,
Malern, Meißlern, Dichtern,
Schwätzern
Gastlich mütterlich beherbergt.
Winckelmann hat hier gesessen
Und mit Mengs sich schon
betrunken.
Und der romvernarrte Goethe
Lächelt noch aus jenem Spiegel
In das eifrige Gerede,
Das Angelika und Tischbein,
Unterstützt vom trocknen Hackert,
Über Perspektive führen.
Thorwaldsen, der Dänengrieche,
Schwärmte gern hier mit Canova
Und mit Carstens, seinem Meister,
Von den ewig jungen Alten.
Und man ging von hier allnächtlich
Zur Fontana, der von Trevi,
Warf den Soldo in das Becken
Und schwor, niemalsheimzukehren.
Ach, wer nennt die Namen aller
Derer, die dann später kamen,
Als die blaue Blume blühte
Und Romantik die Parole !
Dort saß stets der Bayernkron-
prinz,
Ob er gleich nur stottern konnte,
Eifrig doch geneigt zum Reden
Mit Cornelius oder andern
Von der frommen Malergilde,
Die sich „Nazarener“ nannte,
Betend gern bei ihrem Pinseln
Wie Herr Schnorr von Carolsfelde.
Neue Zeiten, neue Meister!
Graf von Schack schickt seine
Boten,
Ihm die Alten zu kopieren,
Möglichst ähnlich, möglichst billig.
Lenbach naht noch jung und
farbig,
Böcklin auch, trinkfest, der
Schweizer,
Den Berlin WW elegisch
Auf dem „i“ Böcklin skandieret.
Wer ist jener sonderbare
Kerl ? Er gleicht mehr einem
Schneider.
„Von Marees!“ mahnt ihn der
Kellner.
,,,Teurer1 Hans!“ foppt ihn sein
Fiedler.
Und man hört ihn gern dozieren,
Sieht ihn plagen sich und quälen.
Denn er nimmt es mit dem Malen
Schwieriger als mit dem Hungern.
Hildebrand wird dort gesichtet,
Freilich still noch bei den J üngsten,
Die mit Stauffer-Bern und Klinger
Sacht sich erst zu Worte melden.
Wie ein Fürst thront er dazwischen,
Anselm Feuerbach der Letzte,
Schön geputzt in Samtpekesche,
Hört er ruhig, wie sie streiten.
'Denn er ist vom Stamm der
Schweiger.
Denn er kann sich schwer erklären.
Denn er mag sich nicht enthüllen.
Denn er redet nur in Farben.
Cafe Greco, Künstlerbude!
Wo ward je mehr fachgesimpelt ?
Zog man ab dir die Tapeten,
Würden sie noch diskutieren.
In der Leinwand lebt der Meister
Weiter in die neuen Zeiten,
Bis die Farben einst verhallen.
Bilder sind des Malers Taten.
Herbert Eulenberg aus „Die Familie Feuerbach-1-
Aus dem Zyklus ,.Zwischen den Fronten“
Auszug aus ..Cafe Greco--
Romanze
Wo ist jene alte Kneipe
An der hohen Span’schen Treppe
Bei der Barke von Bernini,
Sagt, wo ist sie wohl geblieben ?
In der engen finstern Gasse,
Die „Condotti“ heißt seit jeher,
Lag sie, die berühmte Schenke,
Stets bevorzugt vom „Tedesco“.
Zwar man sieht noch ihre Wände,
Sieht die Stühle, Tische, Flaschen
Und die Gäste nebst den Kellnern,
Doch sie scheint wie abgestorben.
Gleich Gespenstern weilt das Neue
Hier in diesen schmalen Räumen,
Die gebräunt vom Rauch der
Pfeifen
Schlecht in unsre Tage passen.
Nur auf ein paar dunklen Stichen,
Die an den Tapeten hängen ,
Lebt das biedre „Griechencafe“
Sein barockes Dasein weiter.
Hier floß ehedem zusammen,
Was die ew’ge Stadt an Künstlern,
Malern, Meißlern, Dichtern,
Schwätzern
Gastlich mütterlich beherbergt.
Winckelmann hat hier gesessen
Und mit Mengs sich schon
betrunken.
Und der romvernarrte Goethe
Lächelt noch aus jenem Spiegel
In das eifrige Gerede,
Das Angelika und Tischbein,
Unterstützt vom trocknen Hackert,
Über Perspektive führen.
Thorwaldsen, der Dänengrieche,
Schwärmte gern hier mit Canova
Und mit Carstens, seinem Meister,
Von den ewig jungen Alten.
Und man ging von hier allnächtlich
Zur Fontana, der von Trevi,
Warf den Soldo in das Becken
Und schwor, niemalsheimzukehren.
Ach, wer nennt die Namen aller
Derer, die dann später kamen,
Als die blaue Blume blühte
Und Romantik die Parole !
Dort saß stets der Bayernkron-
prinz,
Ob er gleich nur stottern konnte,
Eifrig doch geneigt zum Reden
Mit Cornelius oder andern
Von der frommen Malergilde,
Die sich „Nazarener“ nannte,
Betend gern bei ihrem Pinseln
Wie Herr Schnorr von Carolsfelde.
Neue Zeiten, neue Meister!
Graf von Schack schickt seine
Boten,
Ihm die Alten zu kopieren,
Möglichst ähnlich, möglichst billig.
Lenbach naht noch jung und
farbig,
Böcklin auch, trinkfest, der
Schweizer,
Den Berlin WW elegisch
Auf dem „i“ Böcklin skandieret.
Wer ist jener sonderbare
Kerl ? Er gleicht mehr einem
Schneider.
„Von Marees!“ mahnt ihn der
Kellner.
,,,Teurer1 Hans!“ foppt ihn sein
Fiedler.
Und man hört ihn gern dozieren,
Sieht ihn plagen sich und quälen.
Denn er nimmt es mit dem Malen
Schwieriger als mit dem Hungern.
Hildebrand wird dort gesichtet,
Freilich still noch bei den J üngsten,
Die mit Stauffer-Bern und Klinger
Sacht sich erst zu Worte melden.
Wie ein Fürst thront er dazwischen,
Anselm Feuerbach der Letzte,
Schön geputzt in Samtpekesche,
Hört er ruhig, wie sie streiten.
'Denn er ist vom Stamm der
Schweiger.
Denn er kann sich schwer erklären.
Denn er mag sich nicht enthüllen.
Denn er redet nur in Farben.
Cafe Greco, Künstlerbude!
Wo ward je mehr fachgesimpelt ?
Zog man ab dir die Tapeten,
Würden sie noch diskutieren.
In der Leinwand lebt der Meister
Weiter in die neuen Zeiten,
Bis die Farben einst verhallen.
Bilder sind des Malers Taten.
Herbert Eulenberg aus „Die Familie Feuerbach-1-