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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Schuster, Franz: Die neue Wohnung und der Hausrat
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0165

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das gewöhnliche Trinkglas oder der Kochtopf. Badezimmer, Gasherd, elek-
trifches Licht und Heizung find möglichft letye und befte Erzeugniffe unferer
Zeit, das Sofa aber ift im Stil der Grofjmütterwelt oder mufj wenigftens an fie
anklingen. Der Ärger und die Koften des Wafchtages und die Spitjenvor-
hänge paffen auch nicht zufammen; aber niemand will fo ohne weiteres von
dem belaftenden Kram laffen und glaubt Wertvolles zu verlieren, wenn er
feine Wohnung einrichten würde, wie es uns Fabrik und Büro lehren und wie
es die neuen Verhältniffe unferer Zeit fordern. Die meiften Dinge unferes
Berufslebens haben fchon den gemeinfamen Ausdruck unferer Zeit, klar er-
kennbar als Typus; unfere Wohnung hat ihn noch nicht. Nun gibt es zwar
Möbel,die so tun, als ob fie „modern" wären; doch diefe find nur modifch,
haben alten Geift in neuartiger Aufmachung. Die neue, neuartige Form tut
es nicht, der Geift ift es, der den neuen Typus fchafft.

Wir haben Weltverkehr und Weltinduftrie, haben Fabriken und Eisenbahnen,
Auto und Luftfchiff, Krane, Talfperren, Elektrizität und viele andere Dinge-
man möchte fie, gemeffen am technifchen Können anderer Zeiten faft Wunder
nennen —und bedürfen äufjerfter Anfpannung um die Dinge, die wir fchufen,
auch zu meiftern. Die Zeichen unferer Zeit find Haft und Lärm, taufendfach
fich überftürzende Eindrücke. Fabrikfchlote und Stadtenge - wir brauchen Luft
und Sonne: das ift die neue Gartenftadt, das neue Haus, der Garten und die

Bild 37: LE CORBUSIER

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