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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Schlemmer, Oskar: Piscator und das moderne Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0040

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VSEVOLOD E. MEYERHOLD TATLIN, MOSKAU. Dekorationsmodell MEYERHOLD-THEATER, MOSKAU

„Die Morgenröte". [Vor dem Tore der Stadt)

PISCATOR UND DAS MODERNE THEATER

Von Oskar Schlemmer, De((au

Die entfcheidenden Neuerungen der Bühnenkunft kamen zweifellos von
Rufjland. Angefangen mit dem Kabareftftil des „Blauen Vogels", der heute
zwar, vielleicht durch die gleichfalls blauen „Blufen" veranlagt, an feiner
eigenen Schönheit zu fterben fcheint; das Theater Stanislawsky's, das auf
Reinhardt wirkte; Habima, Tairoff, Nemirowitfch-Dantfchenko, die auf Oper
und Schaufpiel ihren Einflufj übten; Meyerhold, der nun in Piscator feinen
deutfchen Sendboten fand — das ift die ftolze Reihe wefentlicher Theater-
ereigniffe, die in folcher Klarheit und Eindeutigkeit bei uns in Deutfchland
leider nicht ihresgleichen haben. Der Grund? — Zweifellos der angeborene
Theaterinftinkt der Ruffen; zweifellos auch die Intenfität einer Arbeit und
ein ausgeprägtes Gemeinfchaftsgefühl, welche wichtigen Faktoren bei uns
durch Bürokratie und Partikularismus verfchüttet zu fein fcheinen; ferner die
durch die Revolulion freigewordenen Ideen und die Möglichkeit ihrer Ver-
wirklichung und nicht zuletzt die Tatfache, dafj das Revolutionäre gleich-
bedeutend mit dem Neuen und beides Staatsmonopol ift, alfo, dafj das Staats-
theater zur „moralifchen Anftalt" des Staatsgedankens wird, von dem aus
endlich wieder eine Idee, die einer neuen Lebensform, proklamiert und
demonftriert wird.

Wird nun das jüngfte Theater, das wir in Deutfchland haben, Piscator, die
deutfchen Bühnen infizieren? — Der Idee nach, die eine politifche ift, wohl
kaum, weil nicht wie in Rufjland wir zwei politifche Parteien haben, fondern
deren zwanzig, woraus fich die unterfchiedliche und komplizierte Situation
des deutfchen Theaters von felbft ergibt; der dramatifchen Form nach vielleicht,
weil aus der Notlage dichterifchen Mangels der Regiffeur zur Selbfthilfe
greift und die dramaturgifche Hand mit der eifernen Fauft vertaufcht, um den
dichterifchen Stoff feinen Zwecken qefüqiq zu machen. Beftimmt aber wird „. ^ .......

n i i r\ -i ka -i ai t.-i STAATSTHEATER LENINGRAD„,Der unglückliche

der Appell an die Icenifchen Bühnenmittel — Optik, Mechanik, Akultik - Eugen" (Schattendetail)

HABIMA=THEATER, MOSKAU, „Dybuk"

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