Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

DOI Artikel:
Schlemmer, Oskar: Piscator und das moderne Theater
DOI Artikel:
Bagier, Guido: Der kommende Film
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0044

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
TOTALTHEATER (D. R. P.) ARCHITEKT WALTER
GROPIUS. Blick von der Tiefenbühne in das
Zufchauerhaus

HHHHmHH

TOTALTHEATER, ARCHITEKT WALTER GROPIUS
AufJen=Vorderanficht

gekannt oder nicht gefchäty; wie wenig ift der Raum, fein Geferj und fein
Geheimnis erforfcht und angewandt, und die Bühnenkunft ift vornehmlich
eine Raumkunft; wie wenig ift der Eigenwert der Farbe, die Magie des Lichtes
in ihrer pfychologifchen Bedeutung gewertet! Wie wenig ift noch immer die
Sprache ausgebildet und tönendes Ereignis geworden, und welche Möglich-
keiten fchlummern noch im Mufikalifchen, diefer reinften Kunft im Sinne einer
ftoffentbundenen Abftraktion! Zeigt nicht gerade dieMufik, welche fekundäre
Rolle, wenn überhaupt eine pofitive, das Propagandiftifche für die freie Ent-
faltung des rein Künftlerifchen bedeutet? Es foll hier nicht dem Formalismus,
dem l'art pour l'art das Wort gefprochen werden. Sicher ift, dafj die Kunft
einer Idee bedarf, die fie trägt und zwar je höher, überzeitlicher, univerfaler
fie gefafjt ift, defto beffer. Aber die Idee follte inniger aus ihr felbft erwachfen,
aus derfelben Quelle kommen, aus der das Abfichtslofe, Unbewufjte der
naiven Kunftäufjerung entfpringt. Sie follte, kurz gefagt, von innen, nicht von
aufjen kommen.

DER KOMMENDE FILM Von Guido Bagier, Berlin

Die Parzen, um die Zukunft des Films befragt, könnten nichts Befferes tun, als
— dem Rezept Richard Wagners folgend — ihren Faden jäh zerfpringen zu
lallen. Das komplizierte Gebilde des Lichtfpiels, halb Technik, halb Phantafie-
produkt, halb tüchtig gehandelte Ware, entzieht fich bereits im Stadium feiner
Geburt einer genauen Analyfe. Wie follte die fernere Entwicklung diefes
myftifchen Gefchöpfes fich nur annähernd vorausfagen laffen? Eines ift gewifj:
Das Kind wuchs im Verlauf von 30 Jahren zum Mann heran, deffen Kräfte die
Welt überrannten. Was Zufälligkeit, intuitive Entftehung, triebhaftes Werden
ehedem war, follte fich nun mählich zur Reife, Befinnlichkeit, Konfequenz,
bewufjter Evolution klären.

Man wendet fich, wird die Zukunft der Kinematographie überdacht, in erfter
Linie technifchen Problemen und Ausfichten zu; nur zu natürlich, da die Ma-
fchine die Bafis diefer Materie bildet und neue Konftruktionen allein neue
bildhafte Wege zu eröffnen fcheinen. Man fpricht immer und immer wieder
von den drei grundlegenden Möglichkeiten:
Erlöfung des ftummen Bildes durch den Ton,
Erlöfung des fchwarz-weifjen Bildes durch die Farbe,
Erlöfung des flächigen Bildes durch die Plaftik.

Es ift überflüffig zu fagen, wie eifrig auf allen drei Ergänzungsgebieten ge-
arbeitet wird, welche erheblichen Fortfehritte erzielt werden konnten. Den
weifeften Vorfprung gewann der akuftifche Film, parallel gefördert von deuf-
fchen und amerikanifchen Erfindern, unter denen die Zähigkeit Jofeph Maf-

26
 
Annotationen