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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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May, Ernst: Zur Eindeichung der Meinufer in Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0076

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UM DIE NEUE

GESTALTUNG

ZUR EINDEICHUNG DER MAINUFER IN FRANKFURT

VON STADTBAURAT MAY

Eine der Ichwierigften, zugleich aber auch reizvollften Aufgaben
erwächft für den Städtebauer aus dem Probleme, Stadtteile, die
vor Jahrhunderten unter gänzlich andersgearteten Lebensbedin-
gungen der Menfchen und unter primitivften Verkehrsverhältniffen
entftanden waren, fo in den Organismus einer modernen Groß-
(tadt einzugliedern, dafj fie nicht länger als Fremdkörper ftörend
empfunden werden, fondern (ich organifch in den Kreislauf des
pulfierenden Wirtfchaftslebens unlerer Tage einfügen. Die Ent-
ftehung der Frankfurter Altftadt reicht in das frühe Mittelalter
zurück. Enge Gaffen und Winkel, Wohnungszeilen in Fachwerk-
bau mitUeberhang entfprangen der Notwendigkeit, die Menfchen
hinter den fchützenden Stadtmauern auf befchränktem Räume zu-
fammenzudrängen. Einzelne Teile der Altftadt, wie der Römer-
berg und feine Verbindung mit dem Domplatze oder auch das
nördliche Mainufer der Stadt zwilchen Leonhardskirche und Saal-
hof, bedeuten ftädtebauliche Schöpfungen von hohem Range. Die
hochragenden Giebel und Türme find Zeugen einer ruhmvollen
deutfchen Vergangenheit. Eingriffe in diefen Stadtfeil werden da-
her nur mit größter Schonung vorgenommen werden dürfen.

Frankfurt am Main, (o nennt man unfere Stadt.
Was i(t aus der Verbindung, die diele Worte andeuten, geworden?
Der Tiefkai, der das Südufer des Fluffes begleitet, dient als Ma-
teriallager. Das auf der Nordfeite zwifchen Wilhelmsbrücke und
Untermainbrücke gelegene Nizza, eine reizvolle Gartenanlage,
wird vom Maine durch eine Eifenbahnlinie und die hochragenden
Bretterwände der auf dem Waffer fchwimmenden Badeanftalten

abgetrennt. Zwifchen Untermainbrücke und Eifernem Steg verun-
zieren eine Anzahl von Lagergebäuden und Baracken das Ufer-
bild, und auch hier trennt die Eifenbahn den Fluß von der Stadt.
Es ift bedauerlich, daß man im leßten Jahrhundert verläumt hat, die
organifche Verbindung zwilchen Stadt und Main enger zu ketten,
die reichen Ausgeftaltungsmöglichkeiten,die in einer zielbewußten
Herausarbeitung einer folchen Verbindung liegen, fchöpferifch zu
geftalten, denn heute bedeutet der wachfende Verkehr der Hafen-
bahn eine Abtrennung zwifchen Stadt und Flufj, wie fie feibft eine
Trennmauer, vielleicht für das Auge leichter erfaßbar, aber für die
Verkehrsmöglichkeiten nicht hemmender, bilden würde.
Alljährlich werden bei Hochwaffer erhebliche Teile der Uferpartien
längs des Mains überfchwemmf und bei hohem Wafferftande er-
gießen lieh die Fluten bis an den Juffitiabrunnen auf dem Römer-
berg. Das dichtbebaufe Gelände beiderfeits der Alten Mainzer-
gaffe und Saalgaffe bis in die Gegend der Fahrgaffe wird über-
flutet; hierdurch werden für die betroffene Bevölkerung Verhält-
nilfe gefchaffen, die in einer modernen Großftadt mit einem ftarken
Wirtfchaftsleben auf die Dauer untragbar find. Die Keller der Bauten
laufen voll Waffer und die Grundmauern der z. T. jahrhunderte-
alten Bauten werden immer wieder von neuem durchfeuchtet. Der
Verkehr ift häufig auf Boote und Notftege angewiefen. Schon im
Jahre 1900, als Oberbürgermeilter Adickes die Verwaltung führte,
wurde daher unter Leitung des damaligenStadtbaurates Kölle (eitens
des Tiefbauamtes ein Projekt für die Eindeichung der Altftadt auf-
gehellt, und auch damals Ichon wurde das Problem in feiner ganzen
Tragweite richtig erfaßt, wenn der Hochwafferfchutz„untertunlichffer
Berückfichtigung der äfthetifchen und hiftorifchen Rücklichten" an-

FRANKFURT VOR 100 JAHREN. Panorama von A. Ditzler. Geftocher, von Ruft

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