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Düssel, Karl Konrad: Willi Baumeister
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0097
formaler Eingebung. Jedenfalls bedeutet Baumeifters Konftruktivismus durch- Baumeister
aus nichts Modifches. Er ift feinen Weg gegangen, immer mit dem Ziel
einer gelicherten Geftaltqualität, lange bevor die Formel Konftruktivismus
aufkam.
Das Bild bedeutet für Baumeifter zunächft das freie Spiel von Formen, Achfen-
bewegungen, Funktionsbetonungen, Kontraftbeziehungen und allen den
Spannungen, die zu einem gefchloffenen Komplex in der Bildfläche zufammen-
wachfen. Dabei können die inneren Beziehungen mehr oder weniger reich(
die fymbolifierten Inhalte mehr oder weniger ausgefprochen fein, das Bild
Linoleumfchnitt von P. L. Flouquet aus „101 visages de la
plastique nouvelle" (Sept Arts, Bruxelles)
bleibt immer die konfequent durchgeformte
Fläche. Dies ift oberftes Geferj, unter dem Bau-
meifters ganzes Schaffen fteht.
Willi Baumeifter ift 1889 in Stuttgart geboren.
Er empfing die wertvollften Anregungen in der
Komponierklaffe von Adolf Holzel an der
Stuttgarter Akademie. Bei diefem idealen Leh-
rer, der ganz unakademifch mit feinen Schülern
zufammenarbeitete, immer mit dem Ziel, an
alten Meiftern und in ganz neuen kühnen Ex-
perimenten dieWefensgeferje der künftlerifchen
Mittel zu ergründen, in einem Kreife alfo, in dem
die Kunft unerhört ernft genommen wurde, trifft
Baumeifter den Stuttgarter Oskar Schlemmer
und den Schweizer Otto Meyer-Amden. Die
drei fchliefjen fich zu einer geiftigen Gemein-
fchaft zufammen. In gegenfeitiger Anregung, in
einem durch keine Selbftfucht kontrollierten und
auch gar nicht kontrollierbaren Geben und
Nehmen entfteht eine künftlerifch ungemein
fruchtbare Zufammenarbeit.
Baumeifter hat vor dem Krieg großzügige im-
preffioniftifche Landfchaften gemalt. Er hat fich
fpäter zu dem von Cezanne und Gauguin ab-
geleiteten Nachimpreffionismus bekannt.Er hatte
fchon damals Bemerkenswertes erreicht. Nach
dem Krieg geht Baumeifter durch feine Roman-
tikerperiode. Heftige Erlebniffe, ftarke Gemüts-
WILLI BAUMEISTER, Mauerbild, Architektur Dr. Docker
63
aus nichts Modifches. Er ift feinen Weg gegangen, immer mit dem Ziel
einer gelicherten Geftaltqualität, lange bevor die Formel Konftruktivismus
aufkam.
Das Bild bedeutet für Baumeifter zunächft das freie Spiel von Formen, Achfen-
bewegungen, Funktionsbetonungen, Kontraftbeziehungen und allen den
Spannungen, die zu einem gefchloffenen Komplex in der Bildfläche zufammen-
wachfen. Dabei können die inneren Beziehungen mehr oder weniger reich(
die fymbolifierten Inhalte mehr oder weniger ausgefprochen fein, das Bild
Linoleumfchnitt von P. L. Flouquet aus „101 visages de la
plastique nouvelle" (Sept Arts, Bruxelles)
bleibt immer die konfequent durchgeformte
Fläche. Dies ift oberftes Geferj, unter dem Bau-
meifters ganzes Schaffen fteht.
Willi Baumeifter ift 1889 in Stuttgart geboren.
Er empfing die wertvollften Anregungen in der
Komponierklaffe von Adolf Holzel an der
Stuttgarter Akademie. Bei diefem idealen Leh-
rer, der ganz unakademifch mit feinen Schülern
zufammenarbeitete, immer mit dem Ziel, an
alten Meiftern und in ganz neuen kühnen Ex-
perimenten dieWefensgeferje der künftlerifchen
Mittel zu ergründen, in einem Kreife alfo, in dem
die Kunft unerhört ernft genommen wurde, trifft
Baumeifter den Stuttgarter Oskar Schlemmer
und den Schweizer Otto Meyer-Amden. Die
drei fchliefjen fich zu einer geiftigen Gemein-
fchaft zufammen. In gegenfeitiger Anregung, in
einem durch keine Selbftfucht kontrollierten und
auch gar nicht kontrollierbaren Geben und
Nehmen entfteht eine künftlerifch ungemein
fruchtbare Zufammenarbeit.
Baumeifter hat vor dem Krieg großzügige im-
preffioniftifche Landfchaften gemalt. Er hat fich
fpäter zu dem von Cezanne und Gauguin ab-
geleiteten Nachimpreffionismus bekannt.Er hatte
fchon damals Bemerkenswertes erreicht. Nach
dem Krieg geht Baumeifter durch feine Roman-
tikerperiode. Heftige Erlebniffe, ftarke Gemüts-
WILLI BAUMEISTER, Mauerbild, Architektur Dr. Docker
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