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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 2.1928

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Elektrizität in der Siedlung Römerstadt
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Über Fassadenanstriche
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https://doi.org/10.11588/diglit.17441#0221

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ELEKTRIZITÄT IN DER SIEDLUNG RÖMERSTADT

„Die verfammelten Vertreterinnen des Reichsverbands deutfcher
Hausfrauen-Vereine gaben gelegentlich der Jahresverfammlung
1927 ihrer Überzeugung dahin Ausdruck, daß die Einführung des
elektrifchen Betriebes im Haushalt aus hygienifchen, kulturellen und
volkswirtfchaftlichen Gründen mit allen Mitteln zu fördern fei und
vor allem das wirkfamlte Mittel iff, um den deutfchen Hausfrauen
ihren fchweren Beruf zu erleichtern und ihnen Zeit und Kraft frei-
zumachen für Betätigungen neben der eigentlichen Hausarbeit
die für das Volkswohl wichtig find, insbefondere die Kinderer-
ziehung und die Pflege des Körpers und des Geiftes."
Diefer Erkenntnis ift in den Neubauten der Siedlung „Römerftadt"
durch Einbau elektrifcher Küchenherde und elektrifcher Warm-
wafferbereitungsanlagen für Bad und Küche, weitgehendft Rech-
nung getragen worden.

In Verbindung mit der wohl durchdachten zweckmäßigen Küchen-
einrichtung bietet das Kochen auf dem elektrifchen Herd: Große
Arbeitserfparnis; durch die (tete Betriebsbereitfchaff, durch den
Fortfall von Verrußung des Kochgelchirrs und Verbrennung des
Kochgutes, durch die leichte Reinigungsmöglichkeit aller Teile.
Erfparnilfe an Kochgut; durch die Möglichkeit die richtige Koch-
temperatur leicht einzuregulieren und ohne Schwankungen bei-
zubehalten.

Hygienifche Vorzüge; da keine Verbrennungsprodukte, Gafe oder
dergleichen in die Küchenluft übergehen. Die Küchenmöbel,
Decken, Wände bleiben (auber. Vergiftungs- und Explolionsge-
gefahren beftehen nicht.

Der dem elektrilchen Herd angegliederte Teil für Brikettheizung
(oll in erffer Linie die Erwärmung der Küche während der kalten
Jahreszeit übernehmen; er dient aber auch gleichzeitig als Referve
bei außergewöhnlicher Inanfpruchnahme des elektrifchen Herd-
teiles oder für den kaum zu befürchtenden Fall des Ausbleibens
der Stromzufuhr.

Eine längere Benutjung des Kohlenherdes aus wirtfchaftlichen
Gründen kommt bei der günftigen Geffaltung des Stromtarifes
für Haushaltungen kaum in Betracht, da die vielfältigen Erfah-
rungen ergeben haben, dafj bei nur einigermaßen fachgemäßer
Handhabung und Benußung zweckentfprechenden Kochgelchirrs
die Vorteile des elektrifchen Kochens ohne Erhöhung der baren
Auslagen geboten werden.

Befonders wirffchaftlich wird der Küchenbetrieb noch dadurch, daß
dem Heißwafferfpeicher jederzeit annähernd kochendes Waffer
entnommen werden kann, das nur halb fo teuer ift, als wenn es
auf dem Herd bereitet würde, weil es mit dem befonders ver-
billigten Nachtftrom erhißt wird. Die Verwendung diefes Walfers
in der Küche befchleunigt und erleichtert das Kochen und Spülen
ganz wefentlich.

Der Heißwafferfpeicher ift in feiner Größe fo bemeffen, daß er

außer dem normalen Bedarf an Küchenwalfer ausreichend Heiß-
waffer für ein Vollbad täglich bereit hält.

Von Vorteil ift, daß der Heißwafferfpeicher keinerlei Bedienung
und Warfung fordert, die Zubereitung eines Bades nur kürzefte
Zeit bedarf und der Betrieb keinerlei Gefahr, ungünftige Neben-
wirkung oder Luftverfchlechterung mit fich bringt.
Ausgerüftet mit allen technifchen Errungenfchaften der Neuzeit
können die Wohnungen in der „Römerftadt-Siedlung" als ein
Höhepunkt der zweckmäßigen und hygienifchen Baugeftaltung
angefehen werden, die (ich zum Nußen und Segen ihrer Anwohner
auswirken werden.

ÜBER FASSADENANSTRICHE

Von der (taatlichen mechanifch-technifchen Materialprüfungsan-
ffalt an der Technifchen Hochfchule zu Darmftadt wurden vor
kurzem die bekannten Silin-Mineralfarben der Chemifchen Fabrik
van Baerle & Co. Frankfurt a. Main eingehend geprüft, und es
dürfte alle Fachkreife intereffieren, die dabei angewandte Methode
(owie deren Ergebniffe hier in kurzen Angaben kennen zu lernen.
Zur Prüfung wurden eine Anzahl Verputjtafeln mit den Silinfarben
zweimal geftrichen und davon drei jeden Farbtons im Dunkeln zu
Kontrollzwecken aufbewahrt und die anderen den Vorfchriften
gemäß ausgefeßt.

a) Licht- und We tt e r b ef t ä n d i g k e i t. Nach dreieinhalb-
monatlicher Dauer zeigte es fich, daß die der Sonnenbeftrahlung
und dem Wetter ausgefeßten Farbanftriche den im dunkeln Räume
gelagerten gleich waren.

b) Abwafch barkeit. Drei mit Anffrich verfehene Verfuchs-
platten jeder Farbe wurden jede Woche einmal gründlich mit
Seifenwaffer abgewafchen. Nach 3Vv monatlicher Behandlung,
alfo im ganzen 15 maliger Abwafchung, wurde feffgeffellt, daß die
fo intenfiv beanfpruchten Anftriche den unbehandelten im Dunkeln
aufbewahrten Kontrollanftrichen gleich geblieben waren.

c) Prüfung-undSäurebeftändigkeit. Die mitSilin-Mineral-
farbanftrich verfehenen Platten jeder Farbe wurden im Akkumu-
latorenraum des Kraftwerkes der Techn. Hochfchule gelagert und
dort den Säuredämpfen ausgefegt. Nach 3'/L. monatlicher Ver-
fuchszeit zeigten fich keinerlei Ausblühungen an diefen Platten,
die Farben waren leuchtend und unverändert, vielleicht noch
etwas fafter geworden.

Das Prüfungszeugnis trägt die Nummer 256/26 vom 10. Mai 1927.
Die mit Silinfarben geftrichenen Verpußflächen können von den
Intereflenten jederzeit im Materialprüfungsamt der Techn.Hochfchule
befichtigt werden, fie find handwerksmäßig aufgezogen. Die
Befichtigung und Prüfung am 1. Oktober ergab, daß auch in den
weiteren 5 Monaten keinerlei Veränderung eingetreten ilt.
Kein anderer materialgerechter Anftrich hätte ohne Veränderung
eine folche Behandlung vertragen; der Kalkanftrich wäre durch
die Säure vollkommen zerftört worden. Durch diefe Prüfung ift

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