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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 4.1930

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May, Ernst: Fünf Jahre Wohnungsbautätigkeit in Frankfurt am Main, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.17292#0055

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fchaftlicher und bautechnifcher Anfchauungen dem hohen Ziele zu, den Men-
fchen, und unter ihnen befonders wieder den hilfsbedürftigen minderbe-
mittelten Schichten, zu Wohnungen zu verhelfen, die wefentlich mit dazu
beitragen follen, ihnen das Leben lebenswert zu gehalten, und ihnen über
die Bedürfniffe eines nur materiell befriedigenden Vegetierens hinaus kul-
turelle Werte zu erfchließen. Es ift unfer Wunfch, daß auch diefes Heft wie-
derum dazu beitragen möge, dielen Weg abzukürzen.

Wenn in Frankfurt a. M. während eines Zeitraumes von 5 Jahren eine klare,
eindeutige Wohnungspolitik verfolgt werden konnte, fo ift das in erfter Linie
dem Verftändnis zuzufchreiben, das die für die Befchlußfaffung zuftändigen
ftädtifchen Körperfchaften den Maßnahmen und Vorfchlägen der mit der
Initiative betrauten Amtsftellen entgegenbrachten. Zahlreiche Verbefferun-
gen in kleinen wie in großen Dingen find auf die kritifche Mitarbeit des
Magiftrates und der Stadtverordnetenverfammlung zurückzuführen. Entfchei-
dend für den Geift, der die Frankfurter Siedlungspolitik durchweht, ift aber
nicht zuleßt die gefchloffene Arbeitsleiftung der großen Familie, die alle
unfere Mitarbeiter umfchließt, die über pflichtgemäße Arbeitsleiftung hinaus,
mit innerfter Hingabe an das gemeinfame Ziel, zu der auffteigenden Ent-
wicklung unferes Siedlungswerkes beigetragen haben.

Die finanziellen Nöte, die im lebten Halbjahre faft alle deutfchen Städte
heimfuchten, ließen auch Frankfurt a. M. nicht unverfchont. Im gegenwärtigen
Augenblick, in dem die ernftefte Krife überwunden zu fein fcheint, können
wir feftftellen, daß die Wohnungsbaupolitik der Stadt gefund durch diefe
Notzeit hindurchgekommen ift, daß alle Anzeichen dafür fprechen, daß der
bisherige Weg auch künftighin gradlinig wird weiter befchritten werden können.

Die kommunale Bauperiode wird vorzugsweife dem Bau von Wohnungen
für die mindeftbemittelte Schicht unterer Bevölkerung gewidmet fein.

Auf Grund ftatiftifcher Erfaffung des Wohnungsbedarfes wurde im Jahre I. Das Wohnungsbauprogramm
1925 ein auf 10 Jahre berechnetes Wohnungsbauprogramm aufgeftellt mit
dem Ziele planmäßigen Abbaues der Wohnungsnot. Es galt hierbei nicht
nur die Folge des Stillftandes der Bautätigkeit in der Kriegs- und Nach-
kriegszeit auszugleichen, fondern auch den Mehrbedarf an Wohnungen,
der durch Neugründung von Familien infolge der ftark angeftiegenen Hei-
ratsziffern, fowie durch Zuwanderung Auswärtiger entftanden war, zu be-
friedigen. Außerdem war die fekundäre Aufgabe zu erfüllen, die außeror-
dentlich ungünftigen Wohnungsverhältniffe in der Altftadt zu fanieren. Ein
folches Programm konnte bei der damals gänzlich unüberfichtlichen Lage
der Verhältniffe nicht mehr fein, als eine Zielfeßung, die fich in natürlicher
Weife der Entwicklung der wirtfchaftiichen Lage anzupaffen hatte. Tatfächlich
konnte diefes Programm bereits im Jahre 1926 erweitert werden, indem ftatt
der in Ausficht genommenen 1200 Wohnungen rund 2200 erbaut wurden,

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