Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 4.1930

DOI Artikel:
Behne, Adolf: Berliner Bericht: Kronprinzenpalais; Diplomanten an die Front
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17292#0199

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
BERLINER BERICHT von Adolf Behne

DAS KRONPRINZENPALAIS

Das Kronprinzenpalais ift neuerdings beftrebt, (eine Einfeitigkeiten
zu korrigieren. Daf) heute Picaffo immerhin vertreten ift; daf) Franz
Marc nicht mehr allein durch den „Turm der blauen Pferde" (der
wohl [ein (chwächftes Werk ift) repräfentiert wird; dafj doch endlich
ein Kandinlky und einige (leider nicht gut gewählte) Klees für
abftrakte Kunft ftehen dürfen (freilich in (tarker Minderheit gegen
die „neue Sachlichkeit"); daf; das Werk Noldes nicht mehr neben-
fächlich gegen Pechftein oder Purrmann wirkt, ift hoher Gewinn,
und wir wollen uns die Freude gar nicht dadurch ftören lallen, daf)
ja diefe neuen Dinge faft ausnahmslos nicht Erwerbungen, fondern
Leihgaben find. Wenn gute Bilder der wichtigften Maler immer
hier zu fehen find, (oll es uns gleichgültig (ein, wem fie gehören.
Aber ebenfo entfchieden mufj betont werden, daf) dies alles nur
ein Anfang fein kann. Noch immer wirken die paar Modernen,
die über die „Brücke" hinausgehen (felbftverftändlich ift das keine
Kritik an den reichen „Brücke"-Erwerbungen, nur ein Einwand
gegen die (chiefen Proportionen) wie Kompromiffe und diplo-
matifche Konzeffionen, und die Etappe des Konftruktivismus ift
überhaupt mit keinem einzigen Werke auch nur angedeutet. Man
hört zwar, daf} ein Schlemmer, ein Baumeifter, ein Moholy ange-
kauft oder überwiefen worden feien, aber ausgeftellt find fie einft-
weilen nicht, und dafy man fkeptifch wird, ift doch kaum verwun-
derlich, wenn man die Bereitwilligkeit der Galerie kleinen pfeu-
domodernen Talenten und einer gewiffen Art von malenden
Modegröfjen gegenüber fieht, die man am eheften mit Filmftaren
vergleichen kann. Wenn wir hier eine kleine Anzahl von Künft-
lern abbilden, deren Arbeiten im Kronprinzenpalais fehlen (und
aufjer den abgebildefen wären noch Künftler wie Liffif)ki, Malewicz,
Dreier, Schwitters, Schlichter, Elmfen, Arp, Morgner,Segal, Melzer
zu nennen) fo muf5 ergänzend dazu bemerkt werden, dafy . . und
zum Teil mit mehreren Arbeiten . . alle Waskes, Kohlhoffs, Kraus-
kopfs, Büttners, Schrimpfs, Heckendorfs, Fuhrs längft vertreten
find. Es ift gerade für den, der die Perfönlichkeit Juftis hochfchätjt
bedauerlich, dafj er (ich jeden Schritt zu der doch abfolut notwen-
digen Säuberung und Ergänzung der Sammlungen langfam ab-
trofyen läfyt. Denn auch das entfchieden Gute, das nun öfter ver-
zeichnet werden darf, bleibt ja in der Wirkung gehemmt, folange
der Vorrat an fezeffioniftifchem Edelkitfch, folange die qualität-
hafte Niete durch ihre Übermacht weiter jede klare Anfchauung
verwirrt, und folange nicht das koftbare Erbe Tfchudis, die Kollek-
tion der Franzofen von Courbet bis Cezanne, die Jufti leider auf
zwei Häufer verteilt hat, ausgebaut und aus ihrer fplendid isolation
befreit wird. Wie nahe hätte es doch gelegen, die Leihgaben

Johannes Molzahn Werner Scholz

Picaffo, Bracque, Matiffe, im Anfchluf} an die Bilder Cezannes zu
zeigen, ftatt fie in einem anderen Gefchofy zufammenhanglos
zwifchen „Brücke" und „neue Sachlichkeit" zu hängen.

Max Ernft

Georg Muche

136
 
Annotationen