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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 4.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.17292#0325

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WIR LESEN IN DEN ZEITUNGEN

Ein Bayer raff gegen Berlin . . .

„Die (eelifche Tiefe eines Fauft, die Gedankenfchärfe Kantfcher
Philofophie muß weichen vor den Erzeugniffen fferiler Weltftadt-
literaten, die keine Heimat, kein Vaterland, kein Ideal kennen, die
nichts lind und nichts lein wollen als Zerfeßungshefe. Jedes Gefühl
für Sauberkeit der Kuntt, der Bühne ift in diefen Menfchen erftor-
ben, denen durchaus nicht immer (chlechter Wille nachzulagen
ift. Sie können nicht mehr anders. Der Deutlche hat noch immer
Bindungen, hat Hemmungen, gegen folche Verlchlammung des
Geittes, hat noch nicht alles aufgegeben, was mit Zucht und Sitte,
mit deuffeher Art, mit Bodenftändigkeit, mit Blut, Heimat, Gefchichte
zutammenhängt. Dieter fremde Geift aber hat alles von vornherein
nicht befeften. . . ."

„Der Zug der Zerlegung geht durch den Großteil der Berliner Büh-
nenltücke, durch Filme, Romane, durch alles, was dieter Berliner
Geilt erzeugt. Das find Zeichen einer feelifchen und geiftigen
Sterilität, wie fie (chauerlicher nicht gedacht werden kann. Diefe
erbärmliche Literatur, diefe fratzenhafte Kunft, die Verniggerung,
der Kampf gegen Religion und Volk und alles Heilige in unterer
Kultur, die Verhöhnung jedes Ideals: das alles ift ein Ausdruck
geiftiger Entartung, mit einem Wort: Nihilismus. Man weiß darum,
aber man ift nicht erfchüttert: denn der Bolfchewismus des Geiftes
ift bei der geiftigen Hefe Berlins zur Mode geworden. . .

„Und die geiftige Hefe Berlins will ihren Geift, der dem Wefen
des chriftlich deutfehen und des altpreußifchen Geiftes zuwider ift,
dem Lande aufzwingen, fei es durch die Preffe, fei es durch
Theater, Film oder Rundfunk. Tropfen für Tropfen fickert ins Land
ein, von der großen Maffe unbemerkt, aber eben darum von
einer fo großen Gefahr, wie fie deutfeher Geift noch nicht zu
überwinden hatte."

Richard Korherr in den „Süddeutlchen Monatsheften" März 1930.

Aber in Bayern . . . .*

„Wir befuchten ein kleines, baufälliges Häuschen mit 5 Zimmern.
Hier wohnen 30 Perfonen. In einem winzigen Raum (ehen wir 8
Perfonen bei der Arbeit. Die 73jährige Großmutter fißt täglich ihre
12 Stunden an der Stopfgeige. Die ganze Familie verdient zu-
fammen 40 Rmk. im Monat. Das Zimmer koftet 5 Rmk. Miete.
Alle nähren fich nur von Kartoffeln, trockenem Brot und Kaffee.
Der Kaffee wird zu jeder Mahlzeit getrunken. Der Schlafraum ift
eine Bodenkammer, in der man nur gebückt (tehen kann. Hier
find drei Betten für die acht Menfchen. In den Betten liegen ein-
fache Sfrohfäcke, ohne Laken. Neben dem einen Bett, in dem
nachts drei kleine Kinder fchlafen, befindet [ich ein Abort (ein ein-
faches Loch in die Jauchengrube), vom Bett nur durch eine fchad-
hafte Bretterwand gefchieden. Der Geftank dringt durchs ganze

Haus. In der Dachkammer wimmelt es von Wanzen. Das Dach ift
(chadhaft, kalte Winde, Schnee und Regen können hineindringen.
Die Bewohner find im Winter oft in ihren Betten unter einer
Schneedecke aufgewacht. Oberfranken wird als „b a y e r i I ch e s
Sibirien" bezeichnet, weil die Winter hier oben befonders
lange dauern und befonders ftreng find."

Alexander Graf Stenbock-Fermor, „Hunger im Frankenwald". Frankfurter Zei-
tung 28. 6. 1930.

UNSERE MITARBEITER

Dr. Oskar Schürer hat foeben ein großangelegtes Werk über
Prag herausgegeben (Prag; Kultur, Kunft, Gefchichte. Verlag
Dr. Hans Epftein, Wien und Leipzig), auf das wir ausführlich zu-
rückkommen werden.

Mitte September haben in Como große Feiern zur Erinnerung an
den im Kriege gefallenen Architekten Antonio Sant'Elia ftatt-
gefunden, den die Italiener gerne einen „Futuriften" nennen, und
deffen Hochhaus-Projekte zu den wichtigften erften Planungen
modernen Bauens gehören. Unler Mitarbeiter AlbertoSartoris
wird im Verlag Scheiwiller, Mailand ein Buch über Sant 'Elia
publizieren.

FRANKFURTER ARCHITEKTEN

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WILLI KAHN. Erweiterungsbau der Opel-Automobile Verkaufs A.-G. in
Frankfurt am Main ■ Annex of the Adam Opel Sale Corporation at Frankfort
on Main ■ Annexe de la S. A. pour la vente de autos Opel, ä Francfort s. M-

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