Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 4.1930

DOI Artikel:
Gantner, Joseph: Was wird aus dem Theater?
DOI Artikel:
Sartoris, Alberto: Die Bühnen-Versuche von Enrico Prampolini
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17292#0337

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4

ENRICO PRAMPOLINI. Bühnenapparafur ■ Stage
apparatus ■ Appareil scenique

Formen angenommen, von der Seite der Mufik, des Tanzes, der Dekoration,
des Films liegt alles bereit. Aber die Stücke fehlen. Es fehlt das letye Mit-
fchwingen einer auch für das Theater und fein Publikum aktuell gewordenen
Situation, man präfentiert uns immer wieder — von dem einen Piscator, und
auch der nur ift Regiffeur, abgefehen — Literatur, nur Literatur und nicht ein
Theater, das uns ans Herz greift, weil aus dem Herzen der Zeit gefchrieben
wäre. Wie lange noch?

Wir geben in diefem Heft einige Hinweife auf das Dilemma. Aus dem Ge-
biete der Verfuche zu einer Erneuerung des Bühnenapparates die Ideen des
Italieners Prampolini, aus dem Bereich des Tanzes einige Worte von dem
unentwegten Neuerer Oskar Schlemmer, und von Seiten der Architektur
einige Bilder von neuen Theatern.

So liegen die Materialien fertig und reif da. Wann werden fich die Dichter
ihrer bedienen?

DIE BUHNEN-VERSUCHE VON ENRICO PRAMPOLINI

Von Alberto Sartoris, Genf

5

ENRICO PRAMPOLINI. Bühnenapparatur ■ Stage
apparatus • Appareil scenique

Parallel mit den bekannten Verfuchen des Futuriften F. T. Marinetti ftellte der
Maler Enrico Prampolini unter voller Übernahme der exakten Grundlagen
des Futurismus die ftrengen Regeln feiner Vi e If acha u sdr ucksbü h ne,
feiner magnetifchen Bühne, feft. Er nahm den unnachgiebigen Geift der
Marinetti'fchen Dogmen an und wollte erreichen woran vielleicht fogar Gor-
don Craig nie dachte, nämlich ein wirkliches Gefüge, das frei ift von einer
befonderen Technik, die Weitfchweifigkeit, peinliche Zergliederung und lange
und langfame Vorbereitung in fich fchliefjt. Im Jahre 1916 entwarf er dann
tatfächlich die Grundlagen einer neuen Bühnentechnik, die geeignet ift,
plaftifche Darftellungen zu ermöglichen. Er ging davon aus, daf} die Lebens-
luft der Dramatik die Herausftellung geiftiger und äfthetifcher Probleme ift,
dafj fich aber die Bühnentechnik nach der plaftifchen Dynamik des zeitge-
nöffifchen Lebens hin orientieren muf}, nach der Seite der Aktivität, der Ein-
heit von Menfch (dem dynamifchen Element) und Szenerie (dem ftatifchen
Element). Sein Tätigkeitsfeld war zunächft die Herausfchälung des Wefent-
lichen aus der reinen Theorie des konftruktiven Gedankens, fodann feine
plaftifche Darftellung im Raume, und fchliefjlich der Ausdruck der bewegen-
den Kräfte nach dynamifcher Methode. Diefe Erwägungen führten Prampolini
zur Erkenntnis der tatfächlichen Bühnenmöglichkeiten.

ErfteMöglichkeit: Bühnenfynthefe oderzweidimenfionaleSzenerie,deren
befonderes Wefen auf der Herrfchaft des Farbenelements, der Mitwirkung
der Architektur als geometrifchen Element eines linearen Aufbaus und der
Bühnenhandlung auf zwei Ebenen beruht, bei der fich diefe zu einer ganz
oberflächlichen Farbenwirkung verdichtet.

219
 
Annotationen