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Das neue gelehrte Europa — 16.1758

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https://doi.org/10.11588/diglit.22566#0022
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856 Geschichte
Ich merkte dann, daß ich mitten unter
allen diesen fleischlichen Ergötzlichkeiten noch be-
ständig unglückselig wäre, wovon ich nun die Ursa-
chen etwas ausführlicher entwickeln werde. Vors
erste befand ich, daß meine Ergötzlichkeiten, und
eitele Gänge mich betrogen; denn sie verschaften
mir dasjenige Vergnügen nicht, welches ich von
ihnen erwartete. Das Glück suchte ich mit allem
Fleiße, aber ich konnte es nicht finden. Dieses
verursachte, daß ich neue Entwürfe von Ergötz-
lichkeiten aussann; doch mitten in der Ergötzlich-
keit war ich von dem Vergnügen entblößet, unru-
hig und voller Beschwerden; ich sand also an mir
selber die Worte des Psalmisten, die Gottlosen
hüben keinen Frieden, bewährt. Es ist wahr,
mitten in aller dieser Lustbarkeit blieb ich für grobe
äußerliche Schandthaten bewahrt; meine Gedan-
ken waren zu edel, als in der Gesellschaft der
Schwelger, Trunkenbolde, oder der Hurer Ver-
gnügen zu schöpfen; gleichwohl war ich von der
Augenlust, Fleischeslust, und dem hoffärti-
gen Leben ein gebundener Sclav; und es war
mehr eine Furcht für Schande, als eine Liebe zur
Tugend, die mithin äußerlicher Nngebundenheit
auszuschweifen verhinderte, da ich inzwischen ein
inwendiges Herzenswehe empfand, daß ich unter
solch einen Zwang leben mußte. Dabey war ich
auf den Nahmen tugendhaft, edelmüthig und wohl-
khätig sehr begierig. Diese Ehrsucht spornete mich
zu Handlungen der Wohlthätigkeit und Großmü-
, thigkeik
*)Kap. V.
 
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