9)8 ' Geschichte
und das zwar aus der bloßen Erfahrung, was
für Schmerz der Hunger sey: wie viel mehr muß
denn unser Herr Jestrs Christus, als welcher alle
Betrübniß und schmerzen, die erdacht werden
können, aufs stärkste erfahren hat, mit seinen Kin-
dern Mitleiden haben? O Leser! ich versichere dir,
mir ist es unmöglich, zu beschreiben, wie sehr der
Herr diese Prüfung an meiner Seele segnete und
heiligte. Ich lobe und danke ihm dafür aus
Grund meines Herzens; denn ich bin überzeuget,
dich der Herr aus lauter Barmherzigkeit und Liebe
dieses also lenkete. Lode den Herrn, meine
Seele, und vergiß nicUr, was er dir Gutes
gechan; der dem Leben vom Verderben er-
rettender dich krönet mit Gnade und Barm-
herzigkeit.
Von Dollevellin gieng ich noch einmal wie-
der nach Bnilth, und verblieb bey dieser glückli-
chen Gemeinde wenige Tage: ich ward an diesem
Orte durch den Umgang mit solchen Personen und
mit einigen Predigern in Wallis, deren Gesell-
schaft mir großen Segen verschaffte, sehr erbauet.
Von hier gieng ich nach einen Orte, Namens
Hay, woselbst ich große Freymüthigkeit, von der
Vereinigung Christi mit seinem geistlichen Leibe,
der Kirche nämlich, zu predigen, erlangte. Die-
ses war meiner Seele süßer als Honig und Honig-
seim, und ich habe Ursache zu hoffen, daß es auch
andern so werde gewesen seyn.
Am letzten Abend, an welchem ich in UVallis
predigte, (und dieses war in Hap) erkannte ich,
daß