n Abhandlung. Von den Ursachen der Jrrtßümcr u. des Aberglaubens. * 75
um sich aufhielten, und daß die andern Seelen auf der Erde herum irrsten, haben
dieser Meynung kein geringes Ansehen zuwege gebracht. Was die Epikurer betrifft?
so haben sie dieselbe, ohne sich selbsten zu widersprechen, nicht annehmen können r
denn sie lehreten daß der Tod nichts sey, und daß nach dem Tod nichts übrig
bleibe. Die Schüler des Pythagoras, oder die Vcrtheidiger der Seelenwande-
rung , konnten auch nicht wohl, ohne von ihren Lehrsätzen abzuweichen, dieser Mey-
nung beyfallen: denn, da sie behaupteten, daß die Seelen, nach ihrer Absonde-
rung von den Körpern, von Zeit zu ^Zeit andere Körper bewohneken; so durften
sie ja nicht annehmen, daß diese Seelen in andere Welten wanderten, weil sie diesel-
be zu gleicher Zeit mit andern Körpern auf unserer Welt vereiniget zu seyn glaubten.
So verschiedentliche Meynungen hegten die Weltweisen, da sie der gemeinen Mey-
nung wie solche bey dem Homer beschrieben ist, keinen Glauben beymessen wollten;
nämlich, daß Merkur die Seelen, gleich bey ihrem Abschied von dem Leibe, nach
dem Reich des Höllengottes Pluto abführte, wo sie sodann, durch die Höllenrichter,
entweder zur Strafe nach dem Tartarus, oder zum ruhigen Aufenthalt in den elisei-
schen Feldern, verwiesen würden. Die witzige Gelehrten erdachten daher, ich weis
nicht was für andere Strafen und Glückseligkeiten. Hierdurch gewann der Satan,
wo nicht alles, doch zum theil was er wollte: nämlich, die Weltweisen selbst von
-der Erkennmiß der wahrhaften Glückseligkeit und Unglückseligkeit des Menschen abzuleiten.
In eben dieser Absicht, hat er auch der Blendwerke bey Träumen, und der-Of-
fenbarung zukünftiger Dinge im Schlaf, sich bedienet. Er beredete daher, in den
alten Zeiten, das leichtgläubige Volk, daß sie sich an der Thür seines Tempels ss
lange aus die Häute der geschlachteten -Opferthiere legen sollten , bis er sich auf seine
Antwort gefaßt gemacht hätte, welche jederzeit auf solche Dinge zielte, deren Erfüll-
lung er, entweder selbst bewirken oder wenigstens voraus sehen konnte. Es hat
zwar dem Allerhöchsten manchmal gefallen, auf dergleichen Art sich zu offenbaren: allein,
seine Wirkungen waren von denjenigen des Satans gar sehr unterschieden. Denn,
die himmlischen Offenbarungen werden durch neue Eindrücke und durch die unmittel-
bare Erleuchtung der Seele, mitgetheilet: da, im Gegentheil, der verführerische
Geist die seinigen nicht anders als durch die Bewegung der Säfte in dem menschli-
chen Körper, oder durch solche Worte hervorbringt, welche, durch die Verbindung
der gegenwärtigen Dinge, eine solche Bedeutung erhalten können welche zu seinen
schädlichen Absichten dienet.
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Nichts
um sich aufhielten, und daß die andern Seelen auf der Erde herum irrsten, haben
dieser Meynung kein geringes Ansehen zuwege gebracht. Was die Epikurer betrifft?
so haben sie dieselbe, ohne sich selbsten zu widersprechen, nicht annehmen können r
denn sie lehreten daß der Tod nichts sey, und daß nach dem Tod nichts übrig
bleibe. Die Schüler des Pythagoras, oder die Vcrtheidiger der Seelenwande-
rung , konnten auch nicht wohl, ohne von ihren Lehrsätzen abzuweichen, dieser Mey-
nung beyfallen: denn, da sie behaupteten, daß die Seelen, nach ihrer Absonde-
rung von den Körpern, von Zeit zu ^Zeit andere Körper bewohneken; so durften
sie ja nicht annehmen, daß diese Seelen in andere Welten wanderten, weil sie diesel-
be zu gleicher Zeit mit andern Körpern auf unserer Welt vereiniget zu seyn glaubten.
So verschiedentliche Meynungen hegten die Weltweisen, da sie der gemeinen Mey-
nung wie solche bey dem Homer beschrieben ist, keinen Glauben beymessen wollten;
nämlich, daß Merkur die Seelen, gleich bey ihrem Abschied von dem Leibe, nach
dem Reich des Höllengottes Pluto abführte, wo sie sodann, durch die Höllenrichter,
entweder zur Strafe nach dem Tartarus, oder zum ruhigen Aufenthalt in den elisei-
schen Feldern, verwiesen würden. Die witzige Gelehrten erdachten daher, ich weis
nicht was für andere Strafen und Glückseligkeiten. Hierdurch gewann der Satan,
wo nicht alles, doch zum theil was er wollte: nämlich, die Weltweisen selbst von
-der Erkennmiß der wahrhaften Glückseligkeit und Unglückseligkeit des Menschen abzuleiten.
In eben dieser Absicht, hat er auch der Blendwerke bey Träumen, und der-Of-
fenbarung zukünftiger Dinge im Schlaf, sich bedienet. Er beredete daher, in den
alten Zeiten, das leichtgläubige Volk, daß sie sich an der Thür seines Tempels ss
lange aus die Häute der geschlachteten -Opferthiere legen sollten , bis er sich auf seine
Antwort gefaßt gemacht hätte, welche jederzeit auf solche Dinge zielte, deren Erfüll-
lung er, entweder selbst bewirken oder wenigstens voraus sehen konnte. Es hat
zwar dem Allerhöchsten manchmal gefallen, auf dergleichen Art sich zu offenbaren: allein,
seine Wirkungen waren von denjenigen des Satans gar sehr unterschieden. Denn,
die himmlischen Offenbarungen werden durch neue Eindrücke und durch die unmittel-
bare Erleuchtung der Seele, mitgetheilet: da, im Gegentheil, der verführerische
Geist die seinigen nicht anders als durch die Bewegung der Säfte in dem menschli-
chen Körper, oder durch solche Worte hervorbringt, welche, durch die Verbindung
der gegenwärtigen Dinge, eine solche Bedeutung erhalten können welche zu seinen
schädlichen Absichten dienet.
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Nichts