»76 Zugabe zu dem ersten Hauptstück.
ohne ein neues Gesetz mitzubringen (s). Man sagt, daß Minos alle
neun Jahre in obgedachte Hole gegangen sey L) (6).
(5) Joseph ist, unsers Wissens, der ein-
zige unter den allen Geschichtschreibern,
welcher (l. r. conris ) vorgibt,
Minos habe seine Gesetze vom Apollo er-
halten, und sey desshalb nach Delphis
gereiset, um sie an diesem Ort zu erler-
nen. Alle Gesetzgeber haben übrigens ih-
ren Gesetzen auf gleiche Art eine besondere
Hochachtung beylegeu wollen. Der König
Mnevis in Aegypten, schrieb die seinigen,
nach dem Bericht des sicilischen Liodors
1,)/ dem Merkur oder Teutat zu. Za-
molris, der thracische Gesetzgeber, gab vor,
er hatte die Seinigen von der Göttin Vesta
erhalten; Zoroaster, von seinem Geist;
Midas, von dem Silenus; Numa Pom-
pilius, von der Nymphe Egeria, die er
in dem aricischrn Wald um Rath fragte
(l. l, c. 19.
j. I. t:.2. tz. r.). Pythagoras sagte, er wäre
in des Pluto Reich hinunter gestiegen. Epi-
menides wollte fünfzig Jahre in einer kre-
tischen Hole geschlafen haben. Ohne Zweifel
Haden alle diese, weil sie nach des Moses
Zeiten gelebet, der die Tafeln des göttlichen
Gesetzes auf dem Berge Sinai, mit groser
Herrlichkeit erhallen hatte, dir Nachricht
davon, die ohne dieß in aller Welt erschollen
war, erhallen, und dieselbe nachgeaffet.
(6) Die Schriftsteller sind über den Auf-
enthalt des Minos in dieser Hole (welche
Maximus von Lyrus, Dill'. 22. in den Berg
Iba, Eusebius aber än einen andern Orr
sitzet) nicht einig. Strabo halt mit dem
Ephorus dafür, daß Minos neun Jahre
laug in derselben geblieben sey, und führet,
zum Beweis seiner Meynung, das Zeugniß
Les Homers l. c. an. Allein diese Stelle wird
§. 2.1.
bey denjenigen welche sie abgeschrieben haben,
auf verschiedene Art gelesen. Denn sie
kann entweder, wie Strabo geglaubet, be -
deuten, daß Minos einen ununterbrochenen
Zeitraum von neun Jahren, des Jupiters
Schüler gewesen, oder, wie Plato bimoü)
sie ausgelegrt, daß dieser König alle neun
Jahre in diese Höle gegangen, und von dem
Jupiter Unterricht genommen; oder endlich,
daß, wie Nicolaus von Damascus (a?. 3co-
llLum iir Lxcerpt. verb. Lreeenlss dafür
halt, Minos, der neun Jahre regieret, ein
Schüler des Jupiters gewesen. Die Mey-
nung des Plato scheint hierunter die beste zu
scyn: wir wollen sie also hier beyfügm.
„ Das Lob, spricht dieser Weltweift, welches
„ Homer hier dem Minos gibt, ist sehr
,> kurz: und doch hat er niemals einem sei-
„ ner Helden ein gröseres beygelegct, als die-
„ sem König. ... Er sagt, daß Minos
,, alle neun Jahre zur Unterredung mit dem
„ Jupiter zugelassen worden, und daß er
„ zu demselben gegangen, um von ihm, wie
„ ein Schüler von seinem Lehrmeister, unter-
,, richte: zu werden. Weil es also keinen
„ andern Helden gegeben, als diesen, wel-
„ chem gemeldter Poet das Lod beygelegct,
>> daß er von dem Jupiter sey unterrichtet
„ worden: so muß man diese Lobserhebung
„ als die gröste und wunderbarste unter
,, allen ansehen. . . Minos besuchte also,
„ fahrt er fort, alle neun Jahre die Höle
,, des Jupiters, um darin neue Dinge zu
„ lernen, oder, nach Erforderung der Um-
„ stände, dasjenige zu verbessern, was er
„ in dem vorhergehenden neunten Jahr ge-
„ lernet hatte. Die Höle, wohin dieser
„ weise Fürst ging, wurde nachgehends die
„ Höle des Jupiters gemnnet. "
/> ) !. 6-
ohne ein neues Gesetz mitzubringen (s). Man sagt, daß Minos alle
neun Jahre in obgedachte Hole gegangen sey L) (6).
(5) Joseph ist, unsers Wissens, der ein-
zige unter den allen Geschichtschreibern,
welcher (l. r. conris ) vorgibt,
Minos habe seine Gesetze vom Apollo er-
halten, und sey desshalb nach Delphis
gereiset, um sie an diesem Ort zu erler-
nen. Alle Gesetzgeber haben übrigens ih-
ren Gesetzen auf gleiche Art eine besondere
Hochachtung beylegeu wollen. Der König
Mnevis in Aegypten, schrieb die seinigen,
nach dem Bericht des sicilischen Liodors
1,)/ dem Merkur oder Teutat zu. Za-
molris, der thracische Gesetzgeber, gab vor,
er hatte die Seinigen von der Göttin Vesta
erhalten; Zoroaster, von seinem Geist;
Midas, von dem Silenus; Numa Pom-
pilius, von der Nymphe Egeria, die er
in dem aricischrn Wald um Rath fragte
(l. l, c. 19.
j. I. t:.2. tz. r.). Pythagoras sagte, er wäre
in des Pluto Reich hinunter gestiegen. Epi-
menides wollte fünfzig Jahre in einer kre-
tischen Hole geschlafen haben. Ohne Zweifel
Haden alle diese, weil sie nach des Moses
Zeiten gelebet, der die Tafeln des göttlichen
Gesetzes auf dem Berge Sinai, mit groser
Herrlichkeit erhallen hatte, dir Nachricht
davon, die ohne dieß in aller Welt erschollen
war, erhallen, und dieselbe nachgeaffet.
(6) Die Schriftsteller sind über den Auf-
enthalt des Minos in dieser Hole (welche
Maximus von Lyrus, Dill'. 22. in den Berg
Iba, Eusebius aber än einen andern Orr
sitzet) nicht einig. Strabo halt mit dem
Ephorus dafür, daß Minos neun Jahre
laug in derselben geblieben sey, und führet,
zum Beweis seiner Meynung, das Zeugniß
Les Homers l. c. an. Allein diese Stelle wird
§. 2.1.
bey denjenigen welche sie abgeschrieben haben,
auf verschiedene Art gelesen. Denn sie
kann entweder, wie Strabo geglaubet, be -
deuten, daß Minos einen ununterbrochenen
Zeitraum von neun Jahren, des Jupiters
Schüler gewesen, oder, wie Plato bimoü)
sie ausgelegrt, daß dieser König alle neun
Jahre in diese Höle gegangen, und von dem
Jupiter Unterricht genommen; oder endlich,
daß, wie Nicolaus von Damascus (a?. 3co-
llLum iir Lxcerpt. verb. Lreeenlss dafür
halt, Minos, der neun Jahre regieret, ein
Schüler des Jupiters gewesen. Die Mey-
nung des Plato scheint hierunter die beste zu
scyn: wir wollen sie also hier beyfügm.
„ Das Lob, spricht dieser Weltweift, welches
„ Homer hier dem Minos gibt, ist sehr
,> kurz: und doch hat er niemals einem sei-
„ ner Helden ein gröseres beygelegct, als die-
„ sem König. ... Er sagt, daß Minos
,, alle neun Jahre zur Unterredung mit dem
„ Jupiter zugelassen worden, und daß er
„ zu demselben gegangen, um von ihm, wie
„ ein Schüler von seinem Lehrmeister, unter-
,, richte: zu werden. Weil es also keinen
„ andern Helden gegeben, als diesen, wel-
„ chem gemeldter Poet das Lod beygelegct,
>> daß er von dem Jupiter sey unterrichtet
„ worden: so muß man diese Lobserhebung
„ als die gröste und wunderbarste unter
,, allen ansehen. . . Minos besuchte also,
„ fahrt er fort, alle neun Jahre die Höle
,, des Jupiters, um darin neue Dinge zu
„ lernen, oder, nach Erforderung der Um-
„ stände, dasjenige zu verbessern, was er
„ in dem vorhergehenden neunten Jahr ge-
„ lernet hatte. Die Höle, wohin dieser
„ weise Fürst ging, wurde nachgehends die
„ Höle des Jupiters gemnnet. "
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