Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

DOI Artikel:
Kollmann, Franz: Aerodynamik im Automobilbau: "Wann kommt das neue Auto?"
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Maße abgemeldet und aufgebockt werden. Gtr.

Eines unserer Hauptgebiete: Aerodynamik im Automobilbau

Der moderne Verkehr

Automobil- und Flugzeugbau „Wann kommt das neue Auto?"

und ihre architektonischen Anlagen Man ^ djese Frage nQch ^ wenjg und njcht |gut genug Eigent|ich aber ge_

Wir haben früher, im „Neuen Frankfurt", immer hört sie in den Mittelpunkt wichtiger Erörterungen der Gegenwart, da trotz der
wieder dieses Thema angeschnitten, erst von Wirtschaftskrise die Kraftwagen mehr und mehr im Bild des Straßenverkehrs
der Seite der formalen Gestaltung der Verkehrs- „ nehmen. Hunderttausende besitzen heute in Deutschland ein Auto,

mittel, dann unter dem Gesichtspunkt ihrer so- .

Ziaien Wichtigkeit. Heute lassen wir einen Fach- Millionen ersehnen es, und die Zulassungen werden steigen, ungeachtet aller
mann über die Rolle der Aerodynamik sprechen, Wirtschaftsnöte. Wir sind auch tatsächlich einen guten Schritt weiter gekommen
deren Einflüsse auf die Formen sich leider einst- und die heutige Aussprache, die mancherlei Kritik enthalten muß, könnte nicht
weilen erst in den Wagen derjenigen Kategorie besser eingeleitet werden als mit dem rückhaltlosen Lob der Preissenkung
bemerkbar machen, die heute in steigendem guf dem Automarkt- Denken wir an die Zeit vor dem Kriege, wo 20 000 Mark für

einen guten mittelstarken Wagen angelegt werden mußten, während heute vor-
zügliche Fahrzeuge um 4000 Mark und weniger käuflich sind. Die Anschaff-
preise sind somit kein Hindernis mehr für das neue Auto, eher schon der Staat
und die Mineralölgesellschaften.

Diese beiden Hindernisse werden aber in absehbarer Zeit kaum niederer wer-
den. Ueberall werden hohe Steuern zur Sicherung der Budgets nötig sein, und
das Preisniveau für Kraftstoffe wird sich wohl nicht wesentlich senken. Das
neue Auto muß somit in erster Linie hervorragend wirtschaftlich sein, es muß
hier Rekorde aufstellen und überbieten, nachdem solche auf dem Felde der
Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Bequemlichkeit nicht mehr möglich sind.
Wie aber sind Ersparnisse an Betriebsmaterial möglich, ohne gleichzeitig die
Wagenleistung herabzusetzen? Unter Betriebsmaterial versteht man Kraftstoff,
Oel und Gummi. Der Oelverbrauch ist beim gut durchkonstruierten Fahrzeug
bereits minimal, es kann also nur mehr am Benzin- und Gummiverbrauch ge-
spart werden. Der Benzinverbrauch läßt sich am besten herabsetzen durch Ver-
ringerung des Luftwiderstands, der von der Formgebung der Fahrzeuge sowie
vom Quadrat der Fahrgeschwindigkeit abhängt und der bei schneller Fahrt ein
vielfaches des Rollwiderstands ist. Damit ist das entscheidende Stichwort ge-
fallen: Formgebung! Die aerodynamische Fahrzeugveredelung muß unter allen
Umständen um sich greifen, so sehr sich auch gegenwärtig das Publikum noch
dagegen sträubt und so schwierig die Vereinigung der Stromlinienform mit der
günstigen Ausnutzung des Innenraumes scheint. Zweifellos läßt sich nämlich
der würfelförmige Raum am besten ausnutzen; den Beweis mag die neue von
Prof. Gropius für Adler entworfene Karosserie führen, deren Sitze sich zu Betten
umlegen lassen und deren Türen nach beiden Seiten zu öffnen sind. So neu-
artig die nur aus geraden und Kreisbögen konstruierte „Bauhaus"-Karosserie
ist, wir müssen der Ansicht des Autokritikers Dipl.-Ing. Friedmann beipflichten:
„Die Zweckmäßigkeitsform für einen sich schnell bewegenden Körper kann nie
von statischen Gesichtspunkten geschaffen werden. Wenn man schon von
Zweckmäßigkeitsformen spricht, muß der Aerodynamiker entscheiden."
Die Versuche der Aerodynamiker, zu entscheiden, gehen übrigens weit zurück.
"' -^CNl" Der Franzose Ernoult hatte 1910 einen Wagen mit windschnittigem Aufbau ent-
worfen; der Motor saß unmittelbar über der Hinterachse. Ein anderes „Tropfen-
auto"— irgendein Tropf hat erstmals statt Stromlinienform Tropfenform gesagt;
5 in Wirklichkeit hat nur der sich ablösende Tropfen eine Einschnürung und damit

Tatra-Geländewagen. Aus unserem Sonderheft etwa Birnengestalt, während der fallende Tropfen ein Ellipsoid ist! — baute
„Das wirtschaftliche Kleinauto", März 1931. 1914 der Italiener Ricotti, ein schauerliches Vehikel, indem er eine plumpe

5
 
Annotationen