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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Tagungen, Institute
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0028

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Tagungen, Institute

Der 4. Internationale Kongreß für Neues Bauen in Moskau

soll wenn möglich noch in diesem Sommer abgehalten werden. Das Se-
kretariat des Kongresses (Dr. Giedion, Zürich, Doldertal 7) hat einige Richt-
linien herausgegeben, denen wir folgendes entnehmen:
Der Kongreß wird das Thema „Die funktionelle Stadt" behan-
deln, im Anschluß an die Arbeiten des Brüsseler Kongresses von 1930,
dessen Ergebnisse inzwischen in dem Buch „Rationelle Bebauungsweisen"
niedergelegt worden sind.

Zur Einführung in die Materie sollen folgende Referate dienen:

1. Bevölkerung und Stä'dtewachstum, Flächenausdehnung der Stadt, Ver-
hältnis Stadt—Land, darüber soll man zur Klarheit kommen.

2. Das Grundlegende in der Lage von Wohn-, Arbeits- und Erholungsge-
bieten in Bezug auf einander.

3. Ueber die heutigen und zu erwartenden Bedeutungen und Anforderun-
gen des Stadtverkehrs.

4. Ueber Zentralisation der Stadt.

5. Ueber Dezentralisation der Stadt.

Das eigentliche Verhandlungsmaterial wird etwa folgender-
maßen gegliedert:

1. Ueber die Organisation des Wohnviertels.

Die Wohnung im Zusammenhang mit Gärten, Viertelverkehr, Schulen,
Läden, zentralen Einrichtungen (Heizung, Wäscherei, Kindergarten, Ver-
waltung, Bibliothek etc.) Spielplätze und Sportplätze für Viertelbedarf;
ob diese Bedürfnisse viertelweise befriedigt werden sollen, oder ob
die betreffenden Gemeinschafts-Anlagen an bestimmten Punkten der
Stadt vorkommen sollen.

2. Zusammenhang zwischen Viertelelementen und denselben der Stadt.
Anschluß von Viertelelementen an Stadtverkehr, Viertelgrünflächen an
Stadtgrünflächen, Freiflächen von Vierteln an Freiflächen der Stadt etc.
Begrenzung des Viertels durch Grünflächen oder Verkehr.

3. Kollektivwohnungen.

4. Möglicheit der Verbesserung von bestehenden schlechten Vierteln.

*

Im Zusammenhang mit dem Kongreß soll wie in Frankfurt und Brüssel
eine Ausstellung „Die funktionelle Stadt" organisiert
werden. Das Sekretariat des Kongresses teilt dazu mit:

„Dieser Stadtbegriff geht davon aus, daß die Grundfunktionen der Stadt:
Wohnen, Arbeiten, Erholung, und der Verkehr als bindendes Element die
Form bestimmen.

Die Grundsätze der funktionellen Stadt und die Forderung für ihre Reali-
sierung aufzustellen, sind Aufgaben der kommenden Kongresse. Um dies
fruchtbar und mit einer bestimmten Sicherheit tun zu können, brauchen wir
Tatsachenmaterial und Unterlagen. Dieses Material wird bestehen aus
kritischen Analysen bestehender Städte: 1. Um die bestehenden städte-
baulichen Erfahrungen kennen zu lernen. 2. Um die Aufgaben, Elemente
und Vorbedingungen der Stadt behandeln zu können. 3. Um unsere For-
derungen formulieren und belegen zu können. Das Material soll zu-
sammengebracht und behandelt werden, analytisch-kritisch in bezug auf
die bestehende Stadt, synthetisch aufbauend in bezug auf die neue Stadt.
In vielen Ländern, z. B. West- und Mitteleuropa, wird die Erweiterung und
Ausbesserung bestehender Städte von praktischer Bedeutung sein, in
andern Ländern wie Rußland dagegen die ganz neue Stadt (Neugründun-
gen).

Um praktische Arbeit leisten zu können, werden diese zwei Fragen neben-
einander behandelt, sie sollen aufeinander einwirken, aber nicht durch-
einander gebracht werden."

Ueber die Möglichkeit der Teilnahme an diesem Kon-
greß ist uns so viel bekannt, daß die äußere Organisation in den Hän-
den der russischen Gruppe liegt, und daß wie für die Kongresse in Frank-
furt und Brüssel unterschieden werden soll zwischen den eigentlichen Mit-
gliedern des Kongresses, die von den Landesgruppen bestimmt werden,
und den freien Teilnehmern, die als Interessenten mitmachen wollen. Es
ist geplant, im Anschluß an die Verhandlungen in Moskau eine längere
Besichtigungsreise durch russische Städte zu organisieren, sodaß mit einer
Gesamtdauer von ca. 3 Wochen gerechnet werden muß.
Wir werden an dieser Stelle fortlaufend über die Vorbereitungen Bericht
geben. Gtr.

Eine Forschungsstelle für Wohnungswesen in Frankfurt a. M.

An der Wirlschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni-
versität Frankfurt a. M. ist im vergangenen Wintersemester eine
Forschungsstelle für Wohnungswesen geschaffen und der Leitung von
Ernst Kahn unterstellt worden. Auf unsere Bitte hat uns Herr
Kahn die folgenden Mitteilungen über das Programm dieses außer-
ordentlich begrüßenswerten Instituts zur Verfügung gestellt, über
dessen weitere Tätigkeit wir periodisch Nachricht geben werden.

Die Forschungsstelle für Wohnungswesen in Frankfurt a. M. ist zu einem
Zeitpunkt ins Leben getreten, der manchem recht ungeeignet erscheinen
mag: Viele prophezeihen mit einer beneidenswerten Sicherheit für Jahre,
wenn nicht Jahrzehnte, ein Stocken des Wohnungsbaues und fragen ver-
wundert, was da eine derartige Forschungsstelle eigentlich noch für eine
Aufgabe habe. Abgesehen davon, daß Prophezeihen ein recht gefähr-
licher Beruf ist und die Dinge häufig ganz anders kommen als man unter
dem Eindruck von Augenblickserscheinungen glaubt, wäre auch bei einem
Aufhören einer ansehnlichen Bautätigkeit für den Forscher auf dem Ge-
biete des Wohnungswesens ein fast unerschöpfliches und recht dringen-
des Arbeitsgebiet vorhanden. Ein Blick auf das Programm der Forschungs-
stelle möge das andeuten. Es sollen namentlich untersucht werden:

1. Möglichkeiten und Grenzen des Wohnungsbaues innerhalb der Ge-
samtwirtschaft insbesondere auch des Kapitalmarktes.

2. Die Faktoren des Mietpreises:

a) Die Grundrente — (Bodenreform),

b) die Baukosten,

c) die Zinsen,

d) die Technik.

5. Die Förderung der Wohnungskultur und ihre Grenze.

Miete und Einkommen — Siedlungswesen und Siedlungsgeist.

4. Preissteigernde und preissenkende Faktoren.

a) Ringbildung — Ringbekämpfung,

b) forciertes Bauen — Subvention.

5. Wohnungs- und Finanzwesen.

a) Die Wohnung als Steuerobjekt — natürliche Grenzen.

b) Zuschüsse für das Wohnungswesen aus öffentlichen Mitteln —
natürliche Grenzen.

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