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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Gantner, Joseph: Stadtlandschaft Berlin
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Chronik der Länder
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0081

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Ziffer, denn diese nimmt seit 1930 dauernd ab, sondern im Sinne der terri-
torialen Ausbreitung der Lebensgewohnheiten weit ins Land hinein.
Scheffler macht auf einige allerdings merkwürdige Züge in der Ge-
schichte Berlins aufmerksam, die diesen gleichsam autochthonen Wider-
stand gegen alle Zusammenschließung beleuchten: die Tatsache, daß
Berlin und Kölln bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts verwaltungs-
technisch getrennt, daß ferner lange Zeit die Friedrichsstadt und die
Dorotheenstadt sogar durch Wälle voneinander abgeschlossen waren.
Und Hegemann kommt immer wieder darauf zu sprechen, daß der
kommunalpolitische Zusammenschluß des alten Berlin mit seinen Außen-
gemeinden, also die Bildung von „Groß-Berlin", von den Hohenzollern

so lange verhindert worden sei, bis es schließlich für eine einheitliche
Stadtgestaltung zu spät geworden war. Dieser Zusammenschluß hat tat-
sächlich erst 1921 stattgefunden.

In solchen Ereignissen liegen vielleicht die Ausstrahlungen gewisser
Lebensgesetze vor, wie sie wohl jedes größere Gemeinwesen langsam
im Laufe der Geschichte ausbildet. In Berlin nun heißt das Resultat
„Stadtlandschaft", eine fast sorglose, wie von selbst sich erhebende Ein-
beziehung des Landes in die Lebensgewohnheiten der Stadt, ein natür-
liches Herauswachsen der Stadt auf das Land. Und vielleicht bereitet sich
auf dieser Grundlage eine ganz neue Art moderner Großstadtformung
vor, für welche Berlin den Prototyp auszubilden im Begriffe ist? Gtr.

Chronik der Länder

Schweiz

Ausstellung „Der Neue Schulbau".

Die Gewerbemuseen von Zürich, Winterthur und Basel haben gemeinsam
eine Ausstellung von neuen Schultypen veranstaltet, die nach den Presse-
berichten großes Aufsehen erregt hat. Es waren darin die wichtigsten
neueren Flachbauschulen aus Deutschland und Holland vereinigt und mit
einigen Schulbauten aus Schweizer Städten in Parallele gestellt. Wir
bringen bei dieser Gelegenheit ein Bild aus einer der wenigen modernen
Schulanlagen des Landes.

Die Zeitschrift „Das Werk" (Leiter: Peter Meyer) hat bei Anlaß dieser
Ausstellung ein sehr reich dokumentiertes Sonderheft über Schulbauten
herausgebracht (Mai 1932). Gtr.

U. S. A.

Berufung Neutras an die University of Southern California.

Die südkalifornische Universität in Los Angeles teilt uns mit, daß sie in
ihrem „College of architekture" unserem Mitarbeiter Richard J. Neutra
für das Studienjahr 1932/33 einen Lehrauftrag für die höheren Semester
erteilt habe. Neutras hervorragende Tätigkeit als Architekt, Konstrukteur
und Lehrer, die erst kürzlich von dem Newyorker Museum durch die Auf-
stellung eines Hausmodells ins Licht gehoben worden ist (s. „die neue
Stadt", Heft 1) erhält mit dieser Berufung eine neue ehrenvolle
Anerkennung.

Südamerika

Neue Probleme der Großstadtgestaltung

Es scheint, daß die Vortragsreisen, die Le Corbusier (1929) und Werner
Hegemann (1931) nach Südamerika gemacht haben, bei aller Verschie-
denheit der Gesichtspunkte dieser beiden Sendboten, der Ausgangs-
punkt interessanter städtebaulicher Diskussionen, vor allem in den drei
Großstädten Rio de Janeiro, Montevideo und Buenos Aires, geworden
sind. Le Corbusier hat über seine Reise in dem reizvollen Buch „Pre-
cisions sur un etat present de l'architecture et de l'urbanisme" (Editions
Cres, Paris), Hegemann in „Wasmuths Monatsheften" vom Beginn dieses
Jahres berichtet.

Besonders in Buenos Aires ist inzwischen an den auch dort wie bei
uns brennenden Fragen der Umbildung der Großstädte weiter gearbeitet
worden, wie wir einer Reihe von Pressenotizen und Zeitschriften ent-
nehmen. Ein argentinischer Architekt schreibt uns u.a.:
„Die hiesigen Verhältnisse stellen dem Architekten alle die in Europa
mehr oder weniger „theoretisch" behandelten Probleme in greifbarster,
plastischster Form vor. Die Probleme der Heizung bzw. Kühlung, Lüf-

tung und besonders Orientation werden durch die hiesigen geo-meteo-
rologischen Bedingungen derart verschärft, daß die Baupraxis in diesem
Lande zu einem ausgezeichneten Laboratorium für den wissenschaftlich
denkenden Architekten wird. Die sehr engen und unverhältnismäßig
tiefen Grundstücke, die noch aus Kolonialzeiten stammen, und die leider
eine unerschütterliche Tradition bilden, stellen den Architekten vor in
Europa unbekannte Schwierigkeiten.

Dieselben erschwerenden Bedingungen trifft man auch im Städtebau an.
Die durchschnittliche Straßenbreite beträgt 10 Meter, bei einer größeren
Bauhöhe und einem erheblich stärkeren Autoverkehr als z. B. in Berlin.

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Kindergarten Zürich-Wiedikon.
Dardin des enfants ä Zurich-Wiedekon.
Children's garden at Zurich-Wiedekon.
Architekt Kellermüller und Hoffmann, 1931/32.

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