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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Kehrli, Jakob Otto: Bern und das neue Bauen
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0156

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Bern und das neue Bauen

Von J. O. Kehrli, Bern.

Im Charakter des Berners liegt ein bedächtiger Zug. Das ist kein Nachteil, was
wir gleich am Beispiel des Neuen Bauens nachweisen werden.

Ueber das alte, Ende des zwölften Jahrhunderts gegründete Bern hat sich der
Leiter dieser Zeitschrift, Joseph Gantner, in seinem prächtigen Buche „Die
Schweizer Stadt" (München, Piper & Co.) so klar und anschaulich geäußert,
daß wir am besten darauf verweisen (S. 80/81).

Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich Bern stark ausgedehnt (sie zählt heute
115 000 Einwohner); leider hat es — wie anderswo auch — in seinen Außen-
quartieren die gute Baugesinnung der Altstadt nicht zu wahren verstanden.
Ein Blick auf das Fliegerbild bestätigt dies. Neben der organisch gewachsenen
Altstadt sind die umliegenden Wohnquartiere mehr oder minder wild aus dem
Boden geschossen. Der Wille, es besser zu machen und zu retten was zu retten
ist, ist da; der Wettbewerb für Großbern soll ein Schritt dazu sein. Aber es
wird noch ungeheurer Anstrengung bedürfen, um auch nur entfernt dem Geist
der Altstadt Ebenbürtiges zustande zu bringen. Vieles wird nicht mehr gut zu
machen sein. Die Aufteilung der Bau- und Freiflächen und die Frage der bau-
lichen Gestaltung der Häuser werden zu grundsätzlichen Auseinandersetzun-
gen führen müssen. Unser Aufsatz soll ein Beitrag dazu sein.

Erst in den letzten Jahren hat das Neue Bauen auch in Bern seinen Einzug ge-
halten, selbstverständlich nicht ohne Widerspruch, aber es kam doch. Bedäch-
tiges Abwarten hat aber Bern vor Experimenten auf diesem Gebiete bewahrt.
Als Salvisberg und Brechbühl mit dem Loryspital zum ersten Mal für Bern Ge-
danken des funktionellen Bauens in die Tat umsetzten, da wollte die Oeffent-
lichkeit zuerst nicht mitgehen. Der Bau war aber derart ausgereift und frei von
Extravaganzen, daß er sich bald einlebte. Aehnlich ging es dem Säuglingsheim,
ebenfalls von Salvisberg und Brechbühl. Diese beiden Bauten waren Weg-
bereiter. Und nun geschah etwas, das in Bern, dem Sitz der Bundesregierung
bis vor kurzem noch undenkbar schien: Dieselbe Baubehörde, die jahrzehnte-
lang in der ganzen Schweiz für die sogenannte Bundesarchitektur keine gute
Note erhalten hat, ging nun beim Bau der Landesbibliothek entschieden fort-
schrittlich vor und stimmte einer Lösung der Architekten Oeschger, Kaufmann
und Hostettler zu, die in ihrer Klarheit des Grundrisses und der Außengestal-
tung als gewaltiger Schritt nach vorwärts verbucht werden kann. Wir wissen,
daß noch viele Berner sich mit der Außenarchitektur (die ebenso schlicht wie
selbstverständlich ist) nicht abfinden können, über die Innenanordnung hat
sich jedermann bejahend äußern müssen. In rascher Folge sah Bern dann ent-
stehen die chirurgische Klinik (von Rybi und Salchli), die Universitätsbauten
(fünf Institute der Hochschule) von Salvisberg und Brechbühl, das Suvahaus
(Verwaltungsgebäude der Kreisagentur Bern der Schweizerischen Unfall-
versichungsanstalt), ebenfalls von Salvisberg und Brechbühl und schließlich
das Primarschulhaus Stapfenacker von Indermühle.

So hat die öffentliche Hand in der Stadt Bern dem neuen Bauen in den letzten
Jahren überraschend zum Durchbruch verholfen, und man kann sich darüber

Für alle Detailangaben verweisen wir
auf die ausführlichen Publikationen
der in diesem Hefte behandelten Ber-
ner Bauten:

1. Broschüre über die schweizerische
Landesbibliothek, von ihr selbst
herausgegeben.

2. Publikation der Universitätsbauten
sowie des Suva-Neubaues in der
Zeitschrift „Das Werk", Zürich, Aug.
1932.

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