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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0181

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Das neue Saalgebäude der Abrüstungskonferenz in Genf. 1932. Außenansicht und Blick in einen Konferenzsaal. Architekten: A. Guyonnet und
L. Perrin. Foto: L. Molly.

The New Hall for the Disarmament Conference at Geneva. 1932. Exterior view and view into a Conference room.

Le nouveau bätiment de la Conference de Desarmement ä Geneve. 1932. Vue exterieure et vue d'une salle des Conferences.

Bemerkungen

Wer ist Zeitgenosse?

Will Grohmann hat hier eine Art Schiffskatalog der modernen Maler ge- anders, denn das Vergessen Arthur Segais ist nachgerade zu einem Ge-
geben, sehr interessant und kenntnisreich. Daß der Eine oder Andere wohnheitsunrecht geworden; man merkt es schon gar nicht mehr. Und
von uns diesen oder jenen Maler anders eingereiht, anders betont hätte, daß es so etwas gibt... das ist das Interessante.

ist selbstverständlich und ganz nebensächlich. Ich möchte denn auch von Wenn wir die zeitgenössischen Urteile betrachten, stellen wir leicht fest,

keiner Abweichung, sondern gerade von einer Uebereinstim- daß es zweierlei Sorten von Namen gibt: „gangbare" und ... ich möchte

m u n g sprechen, die der Katalog Grohmanns mit ähnlichen Aeußerungen fast einen neuen Börsenausdruck gebrauchen ... „eingefrorene". Es wal-

vieler Fachgenossen gemein hat. Ich tue das gerade deshalb, weil Groh- ten stillschweigende, nie gesprochene Uebereinstimmungen, ob X oder

mann sich um Objektivität sehr gewissenhaft bemüht, und ich spreche y zu den „Gangbaren" gehört oder nicht. Es gibt eine Art Ringbildung,

davon auch deshalb, weil es sich um ein p r i n z i p i e 11 wichtiges Pro- dies ganz ohne Verabredung und meilenweit entfernt von jeder schlim-

blem handelt. men ... oder überhaupt irgendeiner Absicht erfolgt. Daß jeder unserer

Grohmann nennt eine sehr große Zahl von deutschen Malern, gegen 70, Gilde sein Urteil sachlich und gewissenhaft fällt, steht mir außer Debatte,

darunter erfreulich viele junge. Er ist darin ... was ich richtig finde ... Aber nicht ganz selten bleibt unser Urteil festgebannt in einer unbe-

sehr liberal. Warum nennt er unter den Aelteren nicht Arthur Segal? Ich wußten Vorwahl, einer Art unbewußter Vorbegrenzung des Objektes,

habe es mir längst abgewöhnt, den absoluten Wert eines Künstlers zu Weh dem, der Außenseiter ist. Ich wette 100 gegen 1: wenn in einer

diskutieren, weil man sich immer nur über Wert Verhältnisse wird Ausstellung ein ... was vorgekommen sein soll... schwacher Grosz und

Verständigen können. Es muß jedem Einzelnen unbenommen bleiben, daneben ein relativ sehr viel stärkerer Außenseiter hängt, so wird vom

seinen Maßstab zu wählen. Aber er muß innerhalb dieses Maßstabes Grosz lobend oder tadelnd in fast allen Kritiken geschrieben werden,

unbedingt die Proportionen wahren. Kein Wort gegen irgendeinen der aber vom Außenseiter nur selten — und wenn, dann hinten im Neben-

von Grohmann genannten Jungen. Aber es kann doch überhaupt gar oder Nachsatz in anderer Tonart. Schlimm, wenn das Urteil erst einmal

keine Debatte darum geben, daß die Lebensarbeit Arthur Segais... ich eingefahren ist.

drücke mich ganz vorsichtig aus... umfassender, reicher und weiter ist wje wird man Mgangbar»? Das ist unerhört schwer zu sagen. Mit Quali-

als ein großer Teil des von Grohmann genannten Materials. tät nat es gar nicnts zu tuP/ nicnts mil Armut oder ReicnturT1j mit witz

Es ist ja natürlich absolut nicht tragisch, wenn mal einer irgendwo nicht oder Grobheit, nichts mit Geschlecht oder Alter, nichts mit Faulheit oder
genannt wird. Ich weiß, daß solche Kataloge zu den difficilsten und un- Fleiß, Eleganz oder Boheme, Einsamkeit oder Betriebsamkeit. Mit jeder
dankbarsten Aufgaben gehören, halte mich selbst nicht für unfehlbar und Tugend und mit jedem Laster kann man gangbar werden, aber irgend-
denke an keine Beckmesserei. Aber im Falle Arthur Segal steht es etwas ein geheimnisvolles Element muß zur Qualität hinzukommen.

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