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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Arbeit der Städte
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0214

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Arbeit der Städte

Dresden
Die Abstrakten

Nachdem die „Abstrakten" in fast allen maßgebenden Städten ihre Aus-
stellungen mit Erfolg aufziehen konnten, erklärte sich auch Dresden be-
reit, die jüngste Richtung der Malerei nicht weiterhin zu boykottieren.
Bisher war es hier nur wenigen modernen abstrakten Künstlern vergönnt,
in privaten Kunstausstellungen ihre Werke zu zeigen, und auch dann nur,
wenn ihr Name möglichst im „kleinen oder großen Brockhaus" ange-
führt war. Bis zu einem gewissen Punkt ging man, darüber hinaus
aber nie.

Man schien nicht den Mut zu haben ,die nachwachsende jüngste Maler-
generation auch zu Worte kommen zu lassen, weil einfach der Maßstab
dafür fehlte.

Dezt zeigte sich zur Ueberraschung aller Unbeteiligten zum ersten Male
in Dresden die Dresdner Ortsgruppe „Die Abstrakten", deren Existenz
man so gut verstanden hatte, jahrelang durch Ablehnung auf Ausstel-
lungen geheimzuhalten.

Innerhalb der Dresdner Sezession 1932 stellten „Die Abstrakten" vom
1, September bis 15. Oktober 1932 im Sächs. Kunstverein Brühische Ter-
rasse zum ersten Male in Dresden aus.

Publikum und Presse bewiesen, daß sie der modernen Malerei keines-
wegs mehr so verständnislos gegenüberstehen, wie es von der reaktio-
nären Gegenbewegung erhofft wurde. K.

Wien

Während Monat auf Monat die verschiedenen Körperschaften und
Kammern Sitzungen abhalten und beraten, Eingaben annehmen oder
ablehnen, Gesetzentwürfe durchbesprechen und kritisieren, die Arbeits-
dienstpflicht und Siedlungsförderung, Kreditgebahrung und dgl. betref-
fend — erst unlängst hat die niederösterreichische Landes-Landwirt-
schaftskammer den ihr zur Stellungnahme vorgelegten Entwurf eines
Gesetzes, die finanzielle Förderung von Siedlungsvorhaben betreffend,
wieder abgelehnt, da die aus dem Entwurf sich ergebende Rentabilität
die größten Bedenken hervorrufen müsse — zeigt das Stadtbild Wiens
an zwei seiner charakteristischen Merkmale die ins Groteske wachsende
Situation einer jäh abbrechenden Entwicklung.

Das höchste Wohnhaus Wiens, das sogenannte Hochhaus in der
Herrengasse, also im inneren Teil der Stadt gelegen, auf einem
Grund, der einen Wert von 7 Millionen Schilling darstellt, geht seiner

Vollendung entgegen und wurde Ende November feierlich seiner Be-
nützung übergeben. Der Komplex, der eine Fläche von 4708 qm bedeckt,
weist an seinen drei Straßenfronten eine siebengeschossige Rand-
verbauung auf, die nur an der Ecke Herrengasse—Wallnerstraße durch
einen sechzehngeschossigen Turmbau unterbrochen wird. Er enthält
229 Wohnungen, 36 Geschäfte und in den 3 obersten Turmgeschossen
ein Cafe-Restaurant. Finanziert durch die zum größten Teil bereits aufge-
brauchte staatliche Wohnbauförderung stellt er gewissermaßen die letzte
Etappe in einer bisher geradlinig verlaufenden Entwicklung dar.
Auf der anderen Seite weist die innerhalb der Messe als Ergebnis eines
Wettbewerbes errichtete Siedlung „D a s w a c h s e n d e Ha u s" ein sehr
klägliches Ergebnis auf. Die dort errichteten 19 verschiedenen Häuser
fanden und finden keinen Käufer. Nicht etwa deshalb, weil deren Größe
und Ausmaß, deren grundrißliche Lösung nicht den Ansprüchen des weit-
aus größten Teiles der Bevölkerung entspricht, sondern einfach deshalb,
weil die in diesen Schichten vorhandenen Geldmittel zu gering sind, als
daß es der Privatwirtschaft rentabel erschiene, deren Finanzierung durch-
zuführen, während andererseits die öffentliche Hand vorgibt, hier nicht
helfend einspringen zu können.

In diesem Zusammenhang sei noch auf das Werden der Stadtrand-
siedlung um Wien hingewiesen. Es ist hier nicht der Platz, die prinzi-
pielle Frage nach Bejahung oder Verneinung der Stadtrandsiedlung zu
stellen — eine Verneinung im engeren städtebaulichen Sinn dann, wenn,
wie in den meisten Fällen, solche Stadtrandsiedlungen, oder wie sie auch
immer heißen mögen, ohne vorhergehende funktionelle Planung und
Zonung des gesamten Stadtgebildes entstehen, wahllos und regellos, da
und dort, wo der Zufall oder die Bodenspekulation es gestattet. Hier sei
nur über die Tatsache selbst berichtet:

Während der Bund und die verschiedenen öffentlichen und halböffent-
lichen Körperschaften noch immer beraten, hat die Gemeinde Wien, wenn
auch in kleinerem Umfange, mit der Verwirklichung der Stadtrandsied-
lung bereits begonnen. Sie hat zu diesem Zweck einen Betrag von
100 000 S. und einen 760 000 qm großen Grund in Leopoldau, das von der
inneren Stadt mittels einer Straßenbahn in 35 Minuten erreicht werden
kann, den Arbeitslosen zur Verfügung gestellt. 80 Siedlerstellen sollen
hier geschaffen werden. Wahrlich keine große Zahl. Die Anmeldungen
überstiegen natürlich weit diese Zahl. Anfangs Oktober wurde bereits mit
den Arbeiten begonnen. Das bisher brach und ungenutzt gelegene
Gelände wird hoffentlich in nicht allzulanger Zeit in eine immer weiter
wachsende Siedlung verwandelt werden.

Wir werden an dieser Stelle noch darüber berichten. Dr. Ing. Ernst Fuchs.

Das Bauhaus wird in einer ehemaligen Telefonfabrik Berlin-Steglitz installiert. In der Mitte: Mies van der Rohe. Fotos Cohnitz.

Le „Bauhaus" est installe dans une ancienne fabrique de telephones ä Berlin-Steglitz. Au milieu: Mies van der Rohe. Photos Cohnitz.

The „Bauhaus" being established in a former telephone-factory at Berlin-Steglitz. In the centre: Mies van der Rohe. Photos by Cohnitz.

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