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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Gurlitt, Hildebrand: Neue englische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0225

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Stanley Spencer
Aus einer Serie „Kriegsbilder'.
From a series „War Pictures"
D'une serie „Jmages de la guerre'

Femme dans une charrette de ponny

Neue englische Malerei

Von Hildebrand Gurlitt

Da es üblich ist, von neuer englischer Kunst ohne viel Respekt zu reden, scheint
es nötig, auf einige jüngere Künstler dieses Landes hinzuweisen. Zwar ist die
moderne Kunst drüben nicht so lebendig und vielseitig wie in Frankreich und
bei uns, aber es ist doch falsch, nur deshalb, weil man die Situation meistens
nicht kennt, das, was sich an lebendigen Kräften drüben rührt, zu verneinen.
Die englischen Künstler haben es schwerer als die deutschen und französi-
schen. Sie haben nicht das allem künstlerischen Leben Kraft gebende Paris und 2

nicht die allem Neuen zugewandte Bereitschaft Deutschlands. Die Verhältnisse ChristopherWoodt 1930
liegen inLondonheutenoch etwa so,wieimVorkriegsdeutschland.DieEpigonen, Frau im Ponnywagen
dieMaler, diedasAlte inimmermehrverdünnterundunangenehm aufgewärmter Lady m coach
Form präsentieren, werden von fast allen offiziellen Stellen gefördert, und die
„Gesellschaft" lehnt noch immer entschieden ab, was neue Formen sucht. Man
braucht nur die jährlichen Ausstellungen der Royal Academy zu besuchen,
um das zu finden, was bei uns in gewissen Läden der Friedrichstraße und bei
vielen Kommerzienräten als „Kunst" ausgegeben wird.

Trotzdem hungert die junge Kunst in London nicht. Es gibt in England genug
selbständige Menschen, die lieber für spleenig gelten als auf die Verbindung
mit wahrhaft lebendiger Kunst verzichten wollen. Es gibt Kunsthandlungen
genug, die entschieden und mit Erfolg für junge Kunst eintreten. Nur die staat-
liche und offizielle Hilfe, auf die unsere moderne Kunst leider viel zu sehr
angewiesen ist, fehlt völlig.

Der Name Edward Wadsworth (geb. 1889) wird neben den modernen
Bildhauern, über die ich in Heft 6/7 berichtete, als einer der wesentlichen
Führer neuer englischer Kunst zu nennen sein. Er ist übrigens einer der nicht

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