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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Juli bis Dezember)

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No. 261 - No. 270 (4. November - 15. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44142#0446

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d. I. um 360 zugenommen. 2. Die Voranschläge
des Waisenhausfonds, des allgemeinen Volksschulpfriinde-
sonds, des katholischen Haub'schen Stiftungsfonds für
1894, des katholischen Kling'schen Almosenfonds, der
Flehinger'schen Stiftung für 1894/95, des katholischen
Pfarralmosenfonds und des katholischen Stadtalmoscn-
fonds für 1894/97 werden festgestellt. 3. Die dies-
jährige Spätjahrsmesse hat an Platz- und Buden-
miethe 4904 Mk. 30 Pfg. ertragen. 4. Nach Mit-
theilung des Stadtverordnetenvorstandes ist
derselbe mit den in der Sitzung des Bürgeransschusses
vom 3. d. M. zur Berathung kommenden Vorlagen
des Stadtrathes einverstanden? 5. Aus einer Vorlage
der Gewähr- und Pfandgcrichtskommission
geht hervor, daß im August und September d. I. fol-
gende Einträge in die öffentlichen Bücher gefertigt
wurden und zwar ins Grundbuch: 36 Käufe, 2 Täusche,
9 Erbschaften u. dergl. und 14 sonstige Einträge; ins
Pfandbuch: 40 bedungene, 3 richterliche und 4 gesetz-
liche Pfandrechte, 5 Vorzugsrechte, 5 Versteigerungs-
verfügungen, 1 Pfandrechtserneuerung und 7 Einträge
über 123 Löschungen. 6. Die Arbeiten zur Dach-
umdeckung und zur Erneuerung der Dachkanüle auf
der Leichenhalle des hiesigen Friedhofs werden dem
Schieferdecker W. Krämer bezw. dem Blechner Louis
Renkert dahier um ihre Submissionsangebote über-
tragen. 7. In der Brückenkopfstraße soll auf der
Strecke östlich der Brückenstraße ein neuer Kanal
hergestellt werden. 8. Auf eine neuerliche Anfrage
wegen des Standes der vom Stadtrath angeregten
Frage der Beseitigung der lästigen Nebelhorn-
signale auf dem Neckar ist ein Erlaß des Großh.
Ministeriums des Innern vom 27. v. M. eingelaufeu,
wonach die mit den anderen Staaten in dieser Sache
gepflogenen Erhebungen und Verhandlungen noch nicht
zum Abschlüsse gelangt sind.
* Bnrgerausschuß - Sitzung. In der gestern
Abend abgehaltenen Sitzung des Bürgerausschuffes er-
griff der Vorsitzende, ' Herr Oberbürgermeister Dr.
Wilckens vor Eintritt in die Tagesordnung das
Wort, um dem verstorbenen Stadtverordneten Fahl-
busch einen herzlichen Nachruf zu widmen. Als erster
Gegenstand der Beratungen wurden die Rechnungen
der städtischen Kassen für verkündigt erklärt, sodann
gab der Bürgerausschuß seine Zustimmung zur Ver-
miethung des sog. Hexenthurms an die
Großh. Universttätskasse zu Zwecken der Universitäts-
bibliothek. Bei dieser Veranlassung machte Herr Geh.
Hofrath Dr. Meyer auf die schlechte bauliche Be-
schaffenheit der Universitätsbibliothek aufmerksam, der
augenblickliche Zustand derselben sei skandalös und unhalt-
bar. Ter Herr Vorsitzende schloß sich diesen Ausführungen
an und bemerkte hiebei, daß der Landtag in nächster
Budgetperiode leider die Mittel für einen Neubau nicht
einstellen könne, da zuerst in Freiburg Abhilfe ge-
schaffen werden müsse, woselbst die Zustände der Biblio-
thek noch viel schlimmer sein sollen. Die Erhebung
der Wochenmarktgefälle betreffend, wurde nach
eingehender Besprechung der Vorlage durch Herrn
Stadtverordneten - Vorstand Leonhardt beschlossen,
daß vom 1. Januar k. I. ab die städtischen Wochen-
marktgefälle nach Maßgabe des aufgestellten Tarifs
durch städtisches Personal für die Stadtkasse erhoben
werden, und gutgeheißen, daß die Kosten der erstmaligen
Einrichtung mit 3000 Mk., sowie die ordentlichen Aus-
gaben für das erste Jahr mit 2180 Mk. in den Ge-
meindevoranschlag für 1894 eingestellt werden. Der
Ankauf des Hauses der Bäcker Konrad Wittwe,
Handschuhsheimer Landstraße Nr. 9, das zum Theil in
die Ladenburgerstraßs fällt, wurde zu dem verlangten
Kaufpreis von 25,000 Mk. genehmigt und der Äuf-
bringung des Kaufpreises im Wege der Kapitalauf-
nahme zugestimmt, ebenso wurde der Vertrag wegen
Ankauf eines der Frau A. Müller Ww. gehörigen
Grundstücks im Neuenheimer Ortsetter um die Summe
von 5500 Mk. genehmigt. Auf besagtem Grundstück
wird ein Schöpsen zur Unterbringung der Materialien
der zu errichtenden städtischen Badeanstalt während des
Winters aufgestellt werden. Die Farrenhaltung
in hiesiger Stadt war seither verpachtet. Die Pflege
der Zuchtthiere war aber neuerdings so wenig zufrie-
denstellend, daß die Viehznchtkommission schon seit
einiger Zeit auf Auflösung des betreffenden Pachtver-
trags sowie zugleich mit Rücksicht daraus, daß andere,
zur Uebernahme der Farren-Unterhaltung bereite Land-
wirthe hier nicht vorhanden sind, auf Uebernahme der
Farrenhaltung in städtische Regie drängt. Es blieb
Ende des vorigen Monats nichts anderes übrig, als
diesem Verlangen ohne Weiteres zu entsprechen, weil
der betreffende Pächter vom 1. Oktober d. I. an aus
verschiedenen Gründen nicht mehr in der Lage war,
seinen vertragsmäßigen Verpflichtungen nachzukommen.
Der Bürgerausschuß stimmte daher der Uebernahme
der hiesigen Farrenhaltung (ausschließlich Nenenheim
und Schlierbach) in städtische Regie nachträglich zu und
bewilligle demgemäß: 1. für den Ankauf von 3 Farren
einen aus Wirtschaft - Ueberschüssen des laufenden
Jahres zu schöpfenden Kredit von 1000 Mk.; 2. daß
die Kosten der hiesigen Farrenhaltung in der Folge
mit je 1540 Mk. pro Jahr in das städtische Ausgaben-
Budget ausgenommen werden. Die Kontrolle
über den Kassen- und Rechnungsverkehr
bei der städtischen Sparkasse betr. wurde von dem Bür-
gerausschuß dem Anträge des Stadtraths zugestimmt,
daß mit Wirkung vom 1. Januar k. I. die Stelle

eines Kassen- und Rechnungskontroleurs mit einem Ge-
halt von 1800—2000 Mk. errichtet werde. Die Ver-
wenvungder 1892erUeberschüsse der städtischen
Sparkasse erklärte sich der Bürgerausjchuß da-
mit einverstanden, daß von den am 31. Dezember
1892 vorhanden gewesenen Ueberschüssen der städtischen
Sparkasse 50000 Mk. der Stadtkasse überwiesen und
im Zusammenhang mit der Aufstellung des städtischen
Voranschlags für 1894 verwendet werden, wie
folgt: 22000 Mk. zu Zwecken der Realschule,
13 MO Mk. zu Zwecken der höheren Mädchenschule,
6000 Mk. zu Zwecken der Gewerbeschule und 9000 Mk.
zu Zwecken der Volksschule. Damit war die Tages-
ordnung erschöpft.
* Stadttheater. Direktor Heinrich, welcher stets
bemüht ist, dem Publikum alle interessanten Erschei-
nungen und Darbietungen vorzuführen hat Miß
Sylvia Rnfini, eine Tänzerin ersten Ranges, für
em zweimaliges Gastspiel engagirt, welches Morgen
und Montag zum Schluffe der jeweiligen Vorstellungen
stattfinden wird. Die Dame wird an beiden Abenden
den berühmten Serp ent in tanz vorführen, eine Pro-
duktion von märchenhaftem Zauber, die allüberall, wo
dieselbe geboten wurde, größten Beifall und Bewunde-
rung hervorrief. Morgen Sonntag wird „Der Zigeuner-
baron" in der bekannten trefflichen Besetzung gegeben,
und Montag neu in Szene gesetzt das Schauspiel
„Wildfeuer" von Halm mit Frl. Hebbel in der prächtigen
Hosenrolle des Ren« von Lomsnie. Die anderen Rollen
werden gespielt von den Damen Erlholz und Meffert
und den Herren Bunk, Huth, Kallenberger, Oppel, Sigl
und Sassen. Beide Vorstellungen finden im Abonnement
und zu gewöhnlichen Preisen statt.
* Auszeichnung. Herr Glasmaler Beiler
hier erhielt auf der Weltausstellung in Chicago für
seine musterhaften Leistungen zwei erste Preise.
* Frftnuhme. In verwichcner Nacht wurden
hier zwei Individuen wegen Herbergslosigkeit verhaftet-
Dieselben wurden unterhalb der Bögen in einem
Fischerkahn angetroffen, den sie sich zum Nachtlager
auserkoren hatten- — Ein weiteres Jndividium ge-
langte wegen Bettels zur Haft.
* Anfall. Ein Gärtnergehülfe der gestern Nach-
mittag in der Bergheimerstraße seinen Fuß erheblich
übertreten hatte, mußte in das akademische Krankenhaus
verbracht werden.

Mseren verehr!. Lesern
können wir, gegenüber von gewisser Seite heimlich
ausgesprochenen Unwahrheiten, Zu unserer Ge-
nugthuung abermals die erfreuliche Thatsache
mittheilen, daß sich unser Leserkreis aus
1. November
wiederum m musrnMercher Weik mgrößert
hat. Diese fortgesetzte Zunahmeder Abonnenten-
zahl bürgt dafür, daß wir den Wünschen unserer
Leser gerecht werden. Wir bitten jetzt, Angesichts
des heraunahenden Winters, auf dem Lande
um recht rege Empfehlung und Veranlassung
zum Abonnement. Indem wir die Zunahme
der Beliebtheit unseres Blattes öffentlich kon-
statirsn, machen wir die werthen Inserenten darauf
aufmerksam, daß ihnen in dem
2? s rr e rr
General-Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
eine den besten Erfolg bietende billige
Jnfertionsgelegenheit geboten ist, da unser
Blatt nicht nur
das verbreitetste Insertions-Organ
in Stadt und Umgebung, sondern auch die
von dem
L'errrfkL'irftrsfLEM PuvNkrriLS
allgemein gehaltene Zeitung in der Stadt Heidel-
berg ist.
Zur Vor-»4» < s i ' besonders
»Ll..U!k>hnchts-AmkiSk!i"


Handels- u. Marktberichte.

Manu Herrn, 2. Nov. (Produktenbörse- t

Tendenz: behauptet-

2. f 3
2.
3
Weizen Nov.
15-10 15.10 Hafer Nov-
14.90
14.90
„ März
16.15 16 00, „ März
15.30
15-25
„ Mai
16 30 16.25 „ Juli
15.35
15.30
Roggen Nov-
14.00 ! 14.00 MaiS Nov.
11.05
11.10
„ März
14.00! 14.00!! „ März
11.45
11.50
„ Mai
14 00.14 00 j „ Mai
11.45
1150

Mannheimer Börse, Effekten« An der heu-
tigen Börse notiren: Rheinische Credit-BankActien 12O/2
Geld- Badische Anilin-Actien 333. Eichbaum-Brauerei-
Acticn tO5>/« Geld. Mannheimer Gummi- u. ASbest-
Ackien 101 Geld-
Neuestes.
Pest, 3. Nov. Fürst Windischgrätz erklärte
hier seinen ungarischen Freunden, er sei entschlossen,
ein Koalitionskabinet zu bilden.
Paris, 3. Nov. Der Deputirte Denechau wird
in der Kammer den Antrag stellen, durch eine
einmüthig gutgeheißene Tagesordnung eine große
patriotische Kundgebung aus Anlaß des russischen
Besuches zu veranstalten. — In der heutigen Sitz-
ung des Pariser Stadtraths verlas der Präsident
Humbert ein Schreiben, worin der Admiral Ave-
lane für die prachtvollen Geschenke der Stadt Paris
seinen Dank ausspricht und die Gelegenheit benutzt,
um noch einmal für den warmen Empfang durch
die städtischen Behörden seine Liefe Erkenntlichkeit
auszudrücken.
Paris, 3. Nov. Der „Matin" meldet, die
französische Gesandtschaft in Tanger sei vor
einigen Tagen zum Sultan gereist, um ihm ähn-
liche Beschwerden wie Spanien wegen der algerischen
Grenze vorzulegen. Die Antwort des Sultans
kann in Paris erst nach 10 Tagen bekannt werden.
Ajaccio, 3. Nov. Das russische Ge-
schwader ist heute früh in See gegangen. Die
auf den Staden angesammelte Menge rief den
abdampfenden Schiffen zu: „Vivo In iUussis!
Im rovoir!" Die russischen Seeleute antworteten
mit dem Rufe: „Vivs In IRmiicm!"
Sofia, 3. Nov. Ilia Georgiew, der in
erster Instanz wegen Theilnahme an der Er-
mordung des Ministers Beltschew und wegen
Hochverrats zum Tode verurtheilt worden war,
wurde heute Mittag durch den Appellgerichtshof
in allen Punkten freigespr 0 chen und sofort in
Freiheit gesetzt. Der Prozeß hat drei Tage ge-
dauert. Als Belastungszeuge erschien Lepavzow,
der als Mitschuldiger des Attentats gegen Stam-
bulow, der Verschwörung gegen den Fürsten und
der Ermordung Beltschews im vorigen Jahre
vom Feldkriegsgerichte zum Tode verurtheilt, je-
doch in Anbetracht seiner Jugend zu fünf Jahren
Kerkers begnadigt worden war, von denen ihm
später noch drei Jahre erlassen wurden. Die
Aussagen Lepavzows lassen sich dahin zusammen-
fassen, daß der Angeklagte vor seiner Abreise aus
Bulgarien, welche lange vor dem Attentat statt-
gefunden, davon unterrichtet gewesen sei, daß ein
Mordversuch gegen Stambulow vorbereitet werde
und daß dieTheilnchmer desselben zu den intimen
Freunden des Angeklagten zählten. Beweise da-
für, daß der Angeklagte auch vom Auslande her
an der Verschwörung theilnahm, wurden nicht
erbracht.
Petersburg, 3. Nov. In hiesigen, angeblich
eingeweihten Kreisen wird behauptet, die Ver-
ständigung der beiderseitigen Vertreter in Berlin
schreite fort. Angeblich seien bereits von rund
70 seitens Deutschlands aufgestellten Punkten 60
erledigt, man hoffe neuerdings auf ein beide
Staaten befriedigendes Endergebniß. Bei Be-
sprechung des Depeschenwechsels zwischen dem Zaren
und Carnot gelangen die „Moskowsky Wedo-
mosti" zu dem Schluß: „Fortan ist cs für Eu-
ropa gleichgiltig, ob der Dreibund besteht oder
nicht, da er nicht mehr das letzte Wort über Krieg
oder Frieden zu sprechen hat. Nach Kronstadt
und Toulon brach für Europa eine neue Zeit an,
die Zeit der franko-russischen Hegemonie, in welcher
der einzige oberste Richter und Friedenshüter der
Selbstherrscher Rußlands ist, der über allen Par-
teien und über allen selbstsüchtigen Ansprüchen
und Bestrebungen steht."
Warschau, 3. Nov. General Gurko, der
Generalgouverneur von Polen der von französischen
Blättern neulich todtgesagt wurde, soll an einem
krebsartigen Nebel leiden, welches eine Operation
nöthig machen solle. Wiener Blätter meldeten,
der General leide an Fußgangräne. Die Militär-

ärzte hätten sich für eine Amputation ausgesprochen,
Gurkos Leibarzt aber habe sich der Vornahme der
Operation widersetzt, weil der General herzleidend sei.
Madrid 3. Nov. Gerüchtweise verlautet, daß
bei Melilla ein neues, für die Spanier günstiges
Gefecht stattgefunden habe. Amtliche Bestätigung
liegt noch nicht vor. Die Blätter veröffentlichen
eine Note der englischen Regierung, worin diese
erklärt, daß sie niemals beabsichtigt habe, einer Ex-
pedition nach Melilla Hindernisse in den Weg zu
legen._ __
Uolko-Uerüchernng.
Eine für das Familienleben hochwichtige und längst
als notwendig anerkannte Einrichtung hat die „Vik-
toria" zu Berlin, Allgemeine Verficherungs Actien-Ge-
sellfchaft, eine der ersten deutschen Gesellschaften, Ange-
führt. Es ist dieses die am 15. März d. I. begonnene
Volks-Versicherung, das heißt für jeden Menschen aus
dem Volke von der ersten Stunde oes Lebens bis zum
60. Lebensjahr, ohne ärztliche Untersuchung mit wöchent-
lichen Zahlungen von 10 Pfg. bis Mk. 2.50. Es kann
also jeder Mensch, wessen Standes und Alters er auch
sei, für seine Hinterbliebenen oder für sich selbst mit
Jeder erschwinglichen wöchentlicher Zahlung rin Kapital
sicher stellen, welches nicht nur sofort nach dem Tode,
sondern nach 15 Jahren zur Auszahlung gelangt, um
den Eltern für die Kinder zur Verfügung zu stehen.
Es ist dieses zugleich eine sehr praktische Sparkasse für
Kinder, da dieselbe sich durch wöchentliche Einlagen an
regelmäßiges Sparen gewöhnen, was auf die Erziehung
von gutem Einfluß ist- Die „Victoria" errichtet eben
an allen Orten Agenturen, so daß es Jedem an seinem
Wohnorte möglich ist, gegen kleine wöchentliche Zah-
lungen ein prachtische Sparkasse zu besitzen. Wir glauben
umsomehr diese Einrichtung unseren Lesern empfehlen
zu können, als die ökonomische Presse einstimmig das
Unternehmen der „Victoria" begrüßt, da an deren
vorzüglichen Verwaltung und Solidität nicht zu zweifeln
ist. Vertreter für Heidelberg: I. A« Jakob,
Ziegelgasse 11._
Evangelischer Gemeiudegottesdienst.
Sonntag, 5- November. (Reformationsfest.)
Neues Schulhaus III f/zw Uhr: Herr Stadtpfr- Schwarz.
Providenzkirche V2IO Uhr (Abendmahl): Herr Vikar
Stallmann.
Heiliggeistkirche 10Uhr (Abendmahl): Herr Stadtpfarrer
Schmitthenner-
Beim Ausgang Kollekte zum Besten evangel- Gemeinden
in kath- Theilen uno Städten.
Kindergottesdienst:
Providenzkirche 2 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schlick-
Abendgottesdicnst:
Providenzkirche 5 Uhr: Herr Paolo Ceolvino, Vertreter
der Waldenserkirche, Mittheilung aus der kirchl-
Arbeit der Waldenser in Italien.
Stadtteil Schlierbach:
Altes Schulhaus V2IO Uhr: Herr Stadtpfr. Schmtthcnncr.
Stadttheil Neucnheim:
Vorm- V2IO Uhr: Herr Stadtpfarrer Schneid«
Nachm. 5 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schneider.
Beim Ausgang Kollekte für die evangel- Diaspora in
Baden. —
Seminargottesdienst.
Providenzkirche II Uhr: Herr Cand. Grösste-_
Römisch-Katholischer Gottesdienst.
Sonntag, 5. November. (23. Sonntag nach Pfingsten-)
Jcsuitenkirche.
Morg- 6 Uhr: Frühmesse-
„ 8 „ Schulgottesdienst.
„ 9 „ Hochamt mit Predigt-
„ 11 „ Stille hl- Messt.
Nachm. I „ Christenlehre-
„ 2 „ Vesper.
Nothkerche-
Morg. 8 Uhr: Hl. Messe.
„ 91/2 „ Hochamt mit Predigt-
Nachm. 3 „ Armenseelen-Andacht (nachdem Ge-
sangbuch „Magnifikat", Seite 423
bezw- 435.___
Evang. Gottesdienst der Methodisten-
Gemeinde
Untere Neckarstr. 9 (am Jubiläumsplatz).
Sonntag Nachm. 2 Uhr: Kindergottesdienst (Sonntag-
schule.)
„ ,, ZVo „ Predigt von Herrn Prediger
L- Mann.
Mittwoch Abend '/°9 „ Bibelstunde von Hrn. Prediger
L- Mann-
Jedermann ist willkommen.
Wetter-Aus fichten
für Sonntag, 5. November:
_ Trübe und naßkalt.
NE" Den heutigen beiden Blättern
liegt das Sonntagsblatt Nr. 45 bei.

„Lady Folliot schreibt mir, daß Sie eine
romantische Geschichte haben", sagte Fräulein
M'Travisk. „Ich schwärme für die Nomanlik.
Sie müssen mir Alles erzählen, mein liebes
Fräulein Clare — aber natürlich nicht jetzt gleich,
sondern wenn Sie vollständig ausgcruht sind von
den Mühseligkeiten Ihrer Reise. Sie sehen sehr
erschöpft aus, und ich werde Sic gleich auf Ihr
Zimmer bringen lassen, damit Sie sich erholen
können. Sic sollen ja ein ganzes Jahr bei mir
bleiben, meine Liebe, und da werden wir wobl
auch Zeit genug finden zum Plaudern und Er-
zählen, nicht wahr. Sie sind doch allein gekommen,
meine Liebe?"
„Nein, Madame, Lady Folliot war so gütig,
mir Frau Talcut zum Schutze und zur Begleitung
mitzugeben."
Fräulein M'Travish drehte sich jetzt plötzlich
mit einer raschen Geberde um und erblickte die
treue Dienerin, welche noch immer in steifer ehr-
erbietiger Haltung neben der Thüre stand und
darauf wartete, daß sie bemerkt und angesprochen
werde.
„Ah!" rief Fräulein M'Tarish in freundlich
begrüßendem Tone, „wie geht es Ihnen, liebe
Talcut? Ich freue mich sehr, Sie hier in meinem
Hause zu sehen. Sie haben meine Lady doch
hoffentlich wohl zurückgelassen?"
»Ja, ich danke sehr, jm besten Wohlsein,
Fräulein M'Travish", war die ehrerbietige Er-
widerung.
Fräulein M'Travish trat nun zur Wand und
zog an einer daselbst befindlichen Klingelschnur.
Eine große, derbknochige Schottin in mittleren

Jahren, die Haushälterin der alten Dame, trat
gleich darauf ein.
„Saunders", sagte die alte Dame in etwas
stolz klingendem Tone, „ist das Gastzimmer so
hergerichtet, daß es sofort bezogen werden kann?"
„Ja, meine Lady. Es ist heute erst frisch
gelüftet und vollständig in Ordnung gebracht
worden", sagte Saunders ehrerbietig.
„Dann führen sie diese junge Dame —
Fräulein Clare — sofort dahin, Saunders, und
räumen Sie Frau Talcut das anstoßende Zimmer
ein", befabl Fräulein M'Travish. „Ich will in
einer Stunde zu Ihrer Thüre kommen, mein
liebes Fräulein Clare. Inzwischen versuchen Sie
sich ein wenig auszuruhen."
Sie drückte einen flüchtigen Kuß auf Beatrix's
Stirn und entließ sie.
AIS das Mädchen der Haushälterin über die
Stiege hinauffolgte, dachte sie bei sich:
„Dies wird ein sicherer Zufluchtsort sein,
wenn Oberst Brand mich nicht ausfindig macht.
Aber wenn er einmal meine Spur gefunden hat,
und wenn er kommt und Fräulein M'Travish
befiehlt, daß sie mich auSliefern, würde sie wohl
nur ein sehr schwankendes Rohr sein, auf das ich
mich nicht stützen könnte."
2 8. Kapitel.
Ein Fremder aus Indien.
Die Rückkehr Oberst Brands sammt seinem
Verbündeten, dem Polizeimann, nach Spaltung er-
folgte in einer Stunde, nachdem sie den Boden
von Folliot Court verlassen hatten Sie fuhren
sofort nach dem Bahnhofe.

Jbre eifrigen Nachforschungen hatten den Er-
folg, daß sie hörten, daß soeben ein Zug die
Station verlassen hatte, aber der Staüonschef,
der Portier und andere Bahnbediensteten erklärten,
daß keine von den Reisenden, die den Zug be-
stiegen hatten, nur im geringsten eine Aehnlichkeit
mit der Beschreibung der flüchtigen Fräulein
Rohan hatte.
Oberst Brand und sein Verbündeter traten
in eine, entfernte Ecke, um sich mit einander zu
berathen.
„Sie muß verkleidet gewesen sein", sagte der
Erstere. „Wir müssen uns eine Beschreibung
von jeder Person verschaffen, welche während -der
letzten Stunde an der Kasse eine Fahrkarte ge-
löst hat."
„Das wird nichts nützen, mein Herr", er-
widerte der Polizist scharfsinnig. „Lady Folliot
ist zu schlau, um Fräulein Rohan direkt nach dem
Bahnhofe zu schicken, so daß man sie ohne die
geringste Mühe verfolgen kann. Nein, Oberst,
Fräulein Rohan und ihre Begleiterin sind nicht
nach Spaltung gekommen."
Der Offizier sprach in einem Tone so fester
Ueberzeugung, daß Beatrir's Feind davon beein-
flußt wurde.
„Aber wo zum Henker können sie denn hin-
gegangen sein?" fragte der Oberst Brand. „Und
warum ist Ihnen das auch nicht etwas früher
eingefallen?"
„Es ist mir jetzt ganz klar, daß sie nicht
hierhergekommen sind", sagte der Offizier nach-
denkend. „Unsere Zeit ist nicht ganz verloren, da
wir diese Thatsachen erfahren haben, obwohl die

beiden Flüchtlinge dadurch einen um so größeren
Vorsprung vor uns haben. Lady Folliot ist schlau
wie ein Fuchs. Sie hat Fräulein Rohan viel
leicht auf eine Spazierfahrt geschickt, um sie bis
nach Jbrer Abreise entfernt zu halten, und die
junge Dame sitzt jetzt vielleicht mit der größten
Behaglichkeit in Folliot Court bei der Tafel.
Aber das ist nicht wahrscheinlich. Ein Verhaft-
befehl ist etwas Unangenehmes für eine Dame.
Ich bin überzeugt, daß Lady Folliot Ihr Mündel
zu einer ihrer Freundinnen geschickt hat, Herr
Oberst."
„Man muß gerade nicht scharfsinnig sein, um
zu diesem Schluffe zu gelangen", höhnte Oberst
Brand. „Aber wo ist der Wohnsitz dieser Freundin.
Ist er in der Nähe von Folliot Park oder weiter
entfernt davon?"
„Ich glaube wohl, daß er weiter entfernt sein
wird", erklärte der Offizier. „Lady Folliot wird
glauben, daß wir die ganze Nachbarschaft durch-
streifen werden, und daß Fräulein Rohan daher
hier jetzt nicht in Sicherheit ist. Ich glaube, daß
wir uns zunächst nach Bourne begeben sollten.
Wir kommen den Flüchtigen vielleicht im Bapnhof
Bourne auf die Spur."
Dieser Gedanke gefiel Oberst Brand.
Untätigkeit war ihm schrecklich; er beeilte sich,
Erkundigungen einzuzieben, wann die Züge ab-
ginzen und da er erfuhr, daß von Spalding bis
zum nächsten Morgen kein Zug abgehen sollte,
erklärte er seine Absicht, mit dem Postwagen zu
reisen.
(Fortsetzung im 2. Blatt.)
 
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