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Zürcher Kunstgesellschaft [Editor]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 59.1899

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Ein Blick ins ennetbirgische Land
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https://doi.org/10.11588/diglit.43118#0016
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Giuseppe Sardi aus Morcote, dem herrlich gelegenen Uferorte des Luganersees, wurde
Architekt der Republik Venedig. Von seinem Talente zeugen daselbst zahlreiche Paläste
und Kirchenfagaden; als ein Meisterstück Sardis galt die Geradestellung des sehr hohen
Kirchturms des Karmcliterklosters, der überhing und dem der Einsturz drohte.
Carlo Fontana aus Bruciato, geb. 1634, Schüler Berninis, ist der Erbauer der römischen
Paläste Grimani und Bolognetti, des Grabmals der Königin Christine von Schweden. Von
ihm rühren die Pläne des Domes in Fulda und desjenigen in Bergamo her u. s. w. Als
geradezu grossartig werden seine Projekte bezeichnet, die er behufs Freilegung der St. Peters-
kirche und Umbau ihrer Umgebung ausgearbeitet hatte, und schon oft wurde bedauert, dass
sie nicht zur Ausführung gekommen sind. Der aus Como stammende Papst Innozenz XI.
übertrug F'ontana die Beschreibung des Petersdomes, die 1694 als prachtvoller Band in Rom
erschien, reich ausgestattet mit Tafeln und Zeichnungen. Ein Exemplar des Werkes widmete
Fontana der Stadt Como mit den Worten: «Io sottoscritto dico, ehe detto mio libro si
ponga nella cittä di Como nelli Archivi».
Simon Cantorn, geb. 1736 in Muggio bei Mendrisio, hinterliess in Rom, Mailand, Parma
und Como herrliche Bauwerke; er wusste sich vom angelernten Barockstile frei zu machen
und huldigte der klassischen Einfachheit.
Es darf hier wohl auch Bernardino Luino erwähnt werden, der hochbegabte Künstler,
von dessen Genius in Lugano ein herrliches Werk Zeugnis gibt, die berühmte Passion des
Heilandes in der Kirche Santa Maria degli Angeli. Ein eigentümliches Dunkel schwebt über
dem Lebenslauf dieses grossen Meisters, des «lombardischen Raphaels». Man kennt weder
das Jahr, noch den Ort seiner Geburt; aus seinem Leben, während dessen er in Mailand, Monza
und andern Ortschaften der Lombardei eine geradezu erstaunliche Anzahl herrlicher Werke
geschaffen hat, sind nur abgerissene Einzelnheiten bekannt. Man weiss ebenso wenig
wann er gestorben ist. An den Umstand, dass er das reiche Mailand verliess, um in dem
damals unbedeutenden Lugano (1529—1530) seine Kunst auszuüben, knüpfen sich blosse
Vermutungen. War Lugano seine Heimat oder stammte er aus dem nahen Luino, dessen
Namen er trägt? Sollte letzteres der Fall sein, so dürfen wir hier seiner um so eher Erwäh-
nung tun, als er dann während einiger Jahre schweizerischer Untertan gewesen wäre, denn
Luino und seine Täler standen von 1521 —1526 unter den Eidgenossen, welche dieses Gebiet
im letztem Jahre gegen Mendrisio, Balerna und Chiasso wieder an Mailand abtraten.
Aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind aus der Schar tessinischer Künstler hervorzu-
heben: Luigi Canonica aus Tesserete; er erbaute die Theater Carcano und Re, sowie die
kolossale Arena in Mailand, dann Antonio Adamini aus Montagnola, der als Architekt
 
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