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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 60.1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.43119#0103
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eigentümliches Interesse bot. Sein Humor machte kleinere Sprünge als man dieselben in der
Regel verlangt. Weckesser war ein nüchterner Idealist und ein sinniger Realist als Künstler, als
Mensch aber eine Gestalt, wie sie unserer schnelllebigen Zeit selten erscheint: gut, edel und hülf-
reich. Einen Spartaner haben sie im Januar in Rom verbrannt, keinen Modernen. — Wie würde
mir der Teure mangeln, käme ich wieder in die ewige Stadt!»

Was Herman Grimm in der «Deutschen Rundschau» 154) dem Maler Friedrich
Geselschap nachgerufen, der im vergangenen Jahr aus eigenem Entschluss zu Rom
aus dem Leben geschieden, — es gilt fast Wort für Wort auch von August Weckesser. —
Ja, er war wirklich «edel, hülfreich und gut.» Ein reiches Gemüt war sein Eigen, eine
ungewöhnliche Gefühlstiefe, dass einem gleich wohlig und heimelig ward in seiner Nähe,
selbst wenn er kein Wort sprach. Man musste ihn einfach liebgewinnen und liebhaben:
das wurde mir immer und immer wieder versichert von allen, die ihm näher getreten. —
Und wie gross ist dieser Zahl, wie viele haben den Mann bei seinem langen Leben
kennen und schätzen gelernt! Mochte die Schale etwas rauh erscheinen, um so gediegener
war der Kern. Er besass jenes reine Wohlwollen für andere, von dem es heisst, dass
es unverwelkliche Blumen streut ins eigene Leben. Neid, wie alles Unedle, war ihm
fremd und unverständlich: wie sollte er einen andern beneiden, da er seine eigenen
hohen Ziele verfolgte ? So hasste er auch allen falschen Schein; war er doch selbst so
durch und durch wahr, aufrichtig, ungeschminkt; man wusste, woran man mit ihm war,

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— Nie mochte er sich vordrängen, und so verschmäh!
Marktschreierei aussehen konnte. Man musste ihm nai
liess er seine Laune walten, da überraschte ein

auf sein Wort konnte man bauen: sagte er ja, so galt es, sagte er nein, so blieb es
nein.
nach
aber
humor, wie er sich gelegentlich auch in seinen Bildern bek =
kehr, war er sich doch seines Wertes bewusst; schlicht uri
ganzen Auftreten, ein wahrer Spartaner in seiner Lebensweis
wollte er von andern, wenn auch lieben Leuten annehmen,
zu Opfern bereit, und für seine Freunde hatte er, der Und
Stündchen. Was ihm das Leben bescherte an bittern Enttäus
und Verkennung, das schloss er in sein Innerstes und grollte
«ein Märtyrer seines Kunstsinnes», mit dem Gleichmut des
fragt, was die Welt dazu sage. Er war «eine Art Philosoph
zutage ausgestorben scheint.» In politischer Hinsicht dachte e
Wortes, Duldung war ein Grundzug seines Wesens, und hatte
besondern Anschauungen, so eignete ihm jedenfalls ein tiefre!
 
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