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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1907

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Reiseerinnerungen 1853 von Marseille nach Genua
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https://doi.org/10.11588/diglit.43211#0025
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beschlossen wurde. Nizza ist in dieser Zeit so tot und öde, dass
wir z. B. die einzigen Gäste im Hotel gewesen.
Zu unserm Ausfluge in das Vallon obscur brachen wir schon
am frühen Morgen auf, wohlversehen mit Salami und Brot, als Ge-
tränke aber stellt Forster, unser Reisehandbuch, einen berühmten
perlenden Wein, den wir in jenem Tale finden sollten, in Aussicht.
Nach wohl zwei Stunden guten Marschierens erklären uns die Leute,
dass wir auf dem unrechten Weg seien und jenseits des Flusses
hätten gehen sollen. Was tun, Brücken sind keine zu sehen, zurück-
kehren mag man nicht, also ziehen wir Schuhe und Strümpfe aus,
um hinüberzuwaten.
Auf der andern Seite angekommen, konnten wir freilich auf ge-
bahnten Wegen weiter gehen, aber ohne eine Spur von Vallon obscur
zu finden; im Gegenteil schien das Tal immer nackter und breiter
zu werden, die Bäume seltener, umso unerträglicher die Sonne.
Endlich war das Dorf mit dem berühmten Weine erreicht und stund


denn auch bald eine Flasche von dem sehnlichst erwünschten Tranke
vor uns. Der Wirt erklärte uns zwar, dass sie seit vier Jahren der
Traubenkrankheit wegen keinen Wein bekommen und ein kaum
 
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