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EZA.
LIGURIEN.
Die Post eilt schnell-
sten Laufes, sich um
die Felsenriffe schwin¬
gend, an tiefen
schauerlichen Ab-
gründen hin der Tiefe
zu. Welch toller
Wechsel derSzenerie!
Ruhig fahren wir auf
ebener Strasse längs
den sanften Linien
der Küste, unter
Alleen von Karuben,
deren Frucht die
Hauptnahrung der
Pferde und Maultiere
bildet. Die Dörfer,
Kirchen und Kapellen,
ganz im Grünen ver-
steckt, lassen in ihren
idyllisch anmutigen
Lagen all jene wilden,
schauerlichen Partien, welche wir kurz vorher passiert, vergessen. Bald
sind wir auf schattigem Wege, hart am Meere, bald wieder auf brennend
heisser Ebene, weit von diesem entfernt. Nicht selten trifft man Ruinen
römischer Wasserleitungen, Amphitheater oder Stadtmauern und am
Meer jene malerischen Türme, die auf Felsen, ganz von Wellen um-
spült, seit Jahrhunderten dem Wetter trotzen. Einst zum Schutze der
Küste gegen räuberische Einfälle gebaut, dienen sie jetzt den Zoll-
wächtern als Kasernen oder sind Wohnungen der Fischer. Die neue,
eben im Bau begriffene Strasse hält sich meist in gleicher Höhe, umgeht
aber oft die schönsten Stellen und bleibt länger an der Küste, während
die alte oft weit hinauf eine Furt durch die Strombetten suchen muss.
Wir passierten viele Flüsse mit und ohne Wasser, worunter aber
einen, dessen Bett durch einen kurz vorher stattgefundenen Wolken-
bruch derart verändert war, dass die eigentliche Furt, mit Steinen
überdeckt, nicht mehr passiert werden konnte. Man versuchte die
Passage an einem andern Punkt, wobei jedoch die Steine den Wagen
EZA.
LIGURIEN.
Die Post eilt schnell-
sten Laufes, sich um
die Felsenriffe schwin¬
gend, an tiefen
schauerlichen Ab-
gründen hin der Tiefe
zu. Welch toller
Wechsel derSzenerie!
Ruhig fahren wir auf
ebener Strasse längs
den sanften Linien
der Küste, unter
Alleen von Karuben,
deren Frucht die
Hauptnahrung der
Pferde und Maultiere
bildet. Die Dörfer,
Kirchen und Kapellen,
ganz im Grünen ver-
steckt, lassen in ihren
idyllisch anmutigen
Lagen all jene wilden,
schauerlichen Partien, welche wir kurz vorher passiert, vergessen. Bald
sind wir auf schattigem Wege, hart am Meere, bald wieder auf brennend
heisser Ebene, weit von diesem entfernt. Nicht selten trifft man Ruinen
römischer Wasserleitungen, Amphitheater oder Stadtmauern und am
Meer jene malerischen Türme, die auf Felsen, ganz von Wellen um-
spült, seit Jahrhunderten dem Wetter trotzen. Einst zum Schutze der
Küste gegen räuberische Einfälle gebaut, dienen sie jetzt den Zoll-
wächtern als Kasernen oder sind Wohnungen der Fischer. Die neue,
eben im Bau begriffene Strasse hält sich meist in gleicher Höhe, umgeht
aber oft die schönsten Stellen und bleibt länger an der Küste, während
die alte oft weit hinauf eine Furt durch die Strombetten suchen muss.
Wir passierten viele Flüsse mit und ohne Wasser, worunter aber
einen, dessen Bett durch einen kurz vorher stattgefundenen Wolken-
bruch derart verändert war, dass die eigentliche Furt, mit Steinen
überdeckt, nicht mehr passiert werden konnte. Man versuchte die
Passage an einem andern Punkt, wobei jedoch die Steine den Wagen