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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1911

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Das Künstlergut
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https://doi.org/10.11588/diglit.43215#0048
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Über Eines war lich männiglich klar beim Scheiden vom Künitlergütli :
wenn in allem, was die eigentliche Pflege der Kunlt betrifft, das neue
Kunſthaus einen mit den alten Perhältniſſen in gar keiner Weiſe zu ver-
gleichenden herrlichen Tauſch darîtellte, für etwas ſchukt es - wenigitens
vorläufig - keinen Ersatz: kür die Bedürfniſſe der Gelelligkeit, die ge-
wit auch für eine Kunltgelſellſchaft zu Recht beltenen. Als nach der
deprimierend wirkenden Verwerfung des Kunîthausprojektes in den Stadt-
hausanlagen die Möglichkeit einer Reduktion des Bauplans (aut dem
Tonhalleareal, zu dem man zurückzukehren beſchlotz) durch Ausschluß der
Selellſchaftsräume erwogen wurde, da glaubte man, dielen Gedanken glatt
von der Hand weiſen zu müſſen. Die Hufgabe der Gelellſchafktsräume -
ſo lielt man als Anſicht des Voritandes im Fahresbericht 1899 ~- würde
dem Verzicht auf die Miſſion der Kunltgelellſchaft gleichkommen. «Nicht
darum ~Ò heißt es da pathetiſch ~ handelt es ſich, einen mit Bildern
vollgepfropfkten Steinbau, einen toten Kasten zu errichten, ſondern ein
Kunſthaus ſoll erîtenen, in dem aus reger Wechielbeziehung zwischen Kunlt
und Selelligkeit organiſches leben erblüht.» Für ihre Kunitſchätze uche
die Kunitgelellſchaft « dadurch Liebe und Verständnis zu wecken, daf lie
ſie mitten in das gelſellige keben der Kunltgelellſchaft, mitten ins flutende
Perkehrsleben der Stadt îellt». Wie wir ſlahen, haben dann finanzielle
Rückſichten in erster Linie die Ausführung Iolcher Gelellſchafts- und Ge-
ſelligkeitsräume großzen Stils zurzeit noch unmöglich gemacht. Das it
gewiß ein Manko, und man vird aut Mittel und Wege bedacht Iein
müſſen, daß der geſellige Zulammenhang und Zulſammenktalt der Kunlit-
gesellschaft in den Fahren, während welcher in ihrem eigenen Bau die
Selellſchatt dem Bedürfnis nach anregendem gelelligem und feſtlichem
lieben nicht genügen kann, nicht völlig verloren gehe. Der Unterhaltungs-
kommilſion vinkt hier eine gevißz nicht leichte, aber um lo dankbarere
und wertvollere Hufkgabe. Im übrigen aber wollen wir uns deſſen ge-
tröſten, daß das neue Kunithaus auch ſo kein toter Kasten iſt, londern
friſche, lebendige Anregungen und ſchöne, tiefe SGenüſſe endet, die es
den wahren Kunlſtfreunden lieb und teuer machen, io daß lie ſich der
Vermittlerin ſolcher äſthetiſchen Anregungen und Genülie, der Kunltgelell-
schaft, zu treuer Dankbarkeit îtets verpflichtet kühlen werden.

An jenem HAbſchiedsmahl vom 30. September 1909, dem letzten
Donnerstagabend-Sitz im Künîtlergut, gedachte der Präſident der Gelell-
ſchatt auch der Familie Fröhlich, die fat vier Dezennien lang treu und
wacker im Dienîſt der Gelellſchaft als Haus- und Wirtſchaftsverwalter ge-
îtanden hat, und der Witwe Fröhlich wurde dieſer Dank auch in einem
 
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