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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1912

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Frank Buchser
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https://doi.org/10.11588/diglit.43216#0021
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1b

arbeitsamen Volk und sortgelcbrittenen kürgertum aukricktig lieb, kber
ein Etwas in ibm 20g ibn unwiderlteblicb iu den kroben Kindern des
Augenblicks. ^n ibrem Eun und Treiben lab er das blrleuer der menlcb-
licben katur brennen und ltrablen. Hbm war überall wobl, wo der Iwang
der Gesittung, "die Mode des Aabrbunderts", die kreie Seberde nocb
nickt unterdrückt Kutte. ?ür diele Vielen war er ein Kamerad voll Mit-
gelübl, und Kübrung überkam ibn, wenn er etlicbe von ibnen inr Kamps
mit dem Gesetze, oder im blohen IVidersprucb iu demselben ^erlcbellen
lcib. 5o gibt 65 ein Klatt, das späterbin in der Zcbweii entstunden lein
muh; darauf lübrt ein kandjäger iwei heimatlose über die Semeinde-
grenre oder ins Gefängnis. Das robe ketragen des Ordnungswäcbters,
duz lerknirscbte Dabinwanken der Verkosteten drückt in der stumpfen
grnuen leicbnung das Iweckwidrige eines Vertabrens aus, wo Gewalt vor
Kecbt und Verständnis kommt. Man denkt unwillkürlicb nn Millet, nur
dnh unter der verwilcbten Kleiderbülle bier die Glieder ltrntl geieicbnet
lind. Hock viel nüber liegt der Gedanke nn Gottfried Keller, den Homer
der Kettler und kandlabrer, den Zänger eines " neunÄgjäbrigen kand-
manns", den kekenner von »Jung gewobnt, nlt getan». ^ie Keller bnt
lick kucbler ober den weicben Kegungen nie gani überlnilen, er ist nlles
andere als trünenlelig, sein Mitgelübl galt im Grunde allen denen, die
das Dasein mit Mut und Heiterkeit, mit luverlicbt und Überlegenbeit an-
lassen. Da galt ibm denn kein Unterlcbied des Ztandes, klters, Volkes
oder Selcblecbtes, und wenn die Menlcbbeit eines Millet im Srohen und
Sanken der Erde börig erlcbeint, so ist die leine allen Mulen bold. Das
seltsame Klatt, das diele ketracbtungen alle angeregt bat, stellt ein
ligeunermädcben dar. Es liegt auk seinem Kager und belcbaut in einem
Wandspiegel leine braune Zcbönbeit.
Es abnt nickt, dah es mit einem Zcblage die wundersamsten Ver-
bindungen lcblägt und kucbler kür einen Augenblick in eine Keibe mit
Ei^ian, So^a und Velasguei stellt, ^n der Eat gekört sie, wenn sie aucb
nickt über eine bescbeidene Ztudie binaus gedieben ilt, in die erlaucbte
Keibe von Darstellungen der Venus, wie ein deuticber Kenner sie mit Eug
ausgestellt bat. Es ilt ollenbar, dah kucbler Velasgue? im kuge batte,
durcb ibn vielleicbt aucb Eiiian, So^a wobl kaum, als er dies Modell
belah, als ibm dies Müdcben 2ur höbe jener unsterblicben Modelle empor
wucbs. Die andern Venus lind grohe Damen in prunkvollen Semücbern,
die lick von ibren Vergnügungen bisweilen in der Ztille durcb die ke-
tracbtung ibrer blendenden, lcbmiegsamen Erlcbeinung erbolen. Zie aber
lebt mit ibrem Zpiel von der Hand in den Mund, und wenn sie lick be-
 
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