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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.43217#0024
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18

die Aussührung bleibt weis hinter der Sdee zurück. Es war eine sremde
Welt, die seiner ganzen natur sern lag.
Dagegen greist er mit Glück aus srühere Entwürse zurück und radiert
noch in Venedig eine Amazonenschlachs, gut in Komposision und Bewegung,
aber sechnisch noch nicht recht gelöss.
Auch in Zürich, wohin er im Frühjahr 1888 zurückkehrte, berchässigsen
ihn vorzüglich ssark bewegte Komposisionen mit Pserden und Reitern. Die
Kartons in Kohle oder Bleississ geraten Fchon lehr gut, in den sarbigen
Entwürsen kommt er aber nicht über die Ansangsssadien hinaus, immerhin
ist die dunkle Fassung des «Raubes der Sabinerinnen» von wuchtiger
Wirkung, da aus dem braunen Gesamston das Schwarz und Weis} der
Pserde und das rötliche Weis} der PlenFchenleiber sehr schon slehen, wozu
ein grüner und roter Plante!, als einzige ssarke Farbslecke, gut ssimmen.
Zum Belten aus dieser Zeit gehört die temperamentvolle Zeichnung zum
Walkürenritt (Abbildung 4), wogegen das sarbige Bild noch zu unruhig und
bunt erscheins.
Während er selbst mit dielen Bildern auch wenig zusrieden war und
sie in seine ITlappen vergrub, gelangen ihm damals Fchon einige Radie-
rungen in überraFdhender Weise.
Seine Freude am Spuk= und märchenhasten dringt hier durch und
zeigt ihn aus seinem eigenssen Gebiete. Das Blass «Spuk um ITlissernacht»>
(Abbildung 5) ist besonders charakserissiFch und bringt überzeugend die
unheimliche GeisserFsunde zum Ausdrucke. Wie das mondlicht durch das
alte Kirchensensser hereinslutes, wie die Skelette in tollem Sausen sich ver-
solgen, das} die Leuchter vom Altar aus den Boden klirren und die grauem
haste Alte ruhegebietend aus der sahlen Dunkelheit sich erhebt — das ist
so überzeugend dargessells, das} man unbedingt daran glauben musj. Und
dabei ist das Blatt auch sechnisch aus großer ßöhe; in reiner Strichmanier
ist eine seine sonige Wirkung erreicht. Die Schassen sind ties, ohne Fchwarz
zu sein. — Die Blässer «Krieg» und «Unterwelt»’ Fchlies}en sich hier an,
besonders das sestere, von ssarkem Ssimmungsgehals, wenn auch in den
Schatsenparsien leider etwas zu dunkel. -
5m söerbst 1888 ging Welsi wieder nach Plünchen. Kaum hatte er
sich aber zum Arbeiten eingerichtet, als er durch seinen Freund üaubi ersuhr,
das} Böcklin in Zürich einen Schüler und Famulus suche. «Sch Fchrieb dies»,
heis}t es in dem oben Fchon zitierten Briese Welsis an den «Kunsswars»,
«sosors meinem Vater, er ging zum Prosessor hinaus und in ein paar Eugen
sas} ich Felig im Zuge nach Sause. Böcklin Füchte einen, der ihm bei der
mit neuem Anlause wiederbegonnenen Eemperasechnik behilslich sein tollte,
 
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