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Auch in der (hier und im Katalog nicht abgebildeten) Marienkrönung über-
wiegt der materielle Reiz der blanken, schmelzartigen Farbhaut als Mildrot,
Hochrot, Sattblau, Violett, neben dem Gold des Grundes, Weiß, Gelb, Grün.
Die Figuren blicken leer; ihre Haltung ist Pose, die sich leicht auf die Schon-
gauerschen Stiche mit dem thronenden, segnenden und krönenden Christus
(B. 70, 71, 72) zurückführen läßt. Kaum wird da die grausame Marter der Zehn-
tausend anders als ebenfalls nach einer fertigen Vorlage entstanden sein. Die
gleiche Gelassenheit im Ausdruck ist verschmolzen mit der gleichen Beflissen-
heit um gutes Handwerk und der gleichen Schönheit der Oberfläche (Taf. XXI
des Kataloges).
Schlankheit allein ist nicht Hoheit, nur manchmal ein Weg zu ihr. Der
Zürcher Nelkenmeister stattet die in fast gläsern und metallisch leuchtendes
Karminrot, Blaugrün, Hochrot, Hellgrün, Schwefelgelb gekleideten drei Heiligen
Barbara, Hieronymus und Agnes reichlich damit aus (Abb. 27). Wie die Schon-
gauersche Catharina, und im ursprünglichen Gedanken ihr eng verwandt (Abb. 28),
stehen sie mit ihren Kennzeichen in leicht geschwungenem Umriß als Säulen
frei vor leerem Grund. Das Dicht zeichnet die Brüche und Säume der Falten-
gewänder, ohne die Gestalten miteinander und ihrer Umgebung zu verbinden.
Gesicht und Hände scheinen nur Zubehör; Tatkraft und Tätigkeit sind ihnen
Abb. 20. Meister mit der Nelke, Bern. Johannes tauft Christus. Kunstmuseum Bern.
Auch in der (hier und im Katalog nicht abgebildeten) Marienkrönung über-
wiegt der materielle Reiz der blanken, schmelzartigen Farbhaut als Mildrot,
Hochrot, Sattblau, Violett, neben dem Gold des Grundes, Weiß, Gelb, Grün.
Die Figuren blicken leer; ihre Haltung ist Pose, die sich leicht auf die Schon-
gauerschen Stiche mit dem thronenden, segnenden und krönenden Christus
(B. 70, 71, 72) zurückführen läßt. Kaum wird da die grausame Marter der Zehn-
tausend anders als ebenfalls nach einer fertigen Vorlage entstanden sein. Die
gleiche Gelassenheit im Ausdruck ist verschmolzen mit der gleichen Beflissen-
heit um gutes Handwerk und der gleichen Schönheit der Oberfläche (Taf. XXI
des Kataloges).
Schlankheit allein ist nicht Hoheit, nur manchmal ein Weg zu ihr. Der
Zürcher Nelkenmeister stattet die in fast gläsern und metallisch leuchtendes
Karminrot, Blaugrün, Hochrot, Hellgrün, Schwefelgelb gekleideten drei Heiligen
Barbara, Hieronymus und Agnes reichlich damit aus (Abb. 27). Wie die Schon-
gauersche Catharina, und im ursprünglichen Gedanken ihr eng verwandt (Abb. 28),
stehen sie mit ihren Kennzeichen in leicht geschwungenem Umriß als Säulen
frei vor leerem Grund. Das Dicht zeichnet die Brüche und Säume der Falten-
gewänder, ohne die Gestalten miteinander und ihrer Umgebung zu verbinden.
Gesicht und Hände scheinen nur Zubehör; Tatkraft und Tätigkeit sind ihnen
Abb. 20. Meister mit der Nelke, Bern. Johannes tauft Christus. Kunstmuseum Bern.