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fremd. Vornehme Überschlankheit und
resignierte Eleganz, zu um so größerer
Schönheit der Pose, gibt ein dem Zürcher
nahestehender Nelkenmeister vom
Bodensee selbst dem mutigen Täufer
und dem strengen Einsiedler Onofrius.
Glanz und Glätte der Barben sind die
gleichen wie in den Zürcher Bildern
(Abb. 29).
In Zürich findet der jüngere Hans
Beu den Weg in freiere Luft. Sein Ono-
frius schreitet zuversichtlich und ein-
facher, und der hl. Martin, immer noch
schmal wie ein gotischer Kirchturm,
steht aufrecht und männlich (Abb. 30).
Mit den Figuren erscheint der Raumaus-
schnitt, in dem sie leben, oder leben
könnten, Onofrius und Martin stehen auf
„ , einem Fliesenboden vor einem Damast-
Abb. 21. Meister E S. Johannes tauft Christus. . A .
2g vorhang mit bunten Fransen; und wie
die Figuren, sind auch die Farben aus
größerer Nähe gesehen, sie werden wieder mehr das Bild der natürlichen Er¬
scheinung statt deren eigenmächtige Verkleidung und schmückende Verhüllung.
Wenn andere Meister die Figur
im Umriß fassen und ihn mit
Farbe füllen, oder ihre plastische
Erscheinung mit ihren Wöl-
bungen und Tiefen sich zu eigen
machen und ein hell und dunkel
abgestuftes Farbenkleid darüber
legen, so ist Hans Leu einer
der ersten, der Licht und Schat-
ten vor allem auf der Farbe,
nicht auf der so oder anders
gewölbten Fläche, und die Farbe
eher als die Dinge sieht. Er
sieht die Welt, wie wenn sie
gemalt wäre oder doch zum Ge-
maltwerden geschaffen, und
malt sie selber mit weichem
Pinsel und froher Hand.
Reifer und malerisch freier
als die großen Tafeln im schwei-
Abb. 22. Martin Schongauer. Johannes tauft Christus.
B. 8.
fremd. Vornehme Überschlankheit und
resignierte Eleganz, zu um so größerer
Schönheit der Pose, gibt ein dem Zürcher
nahestehender Nelkenmeister vom
Bodensee selbst dem mutigen Täufer
und dem strengen Einsiedler Onofrius.
Glanz und Glätte der Barben sind die
gleichen wie in den Zürcher Bildern
(Abb. 29).
In Zürich findet der jüngere Hans
Beu den Weg in freiere Luft. Sein Ono-
frius schreitet zuversichtlich und ein-
facher, und der hl. Martin, immer noch
schmal wie ein gotischer Kirchturm,
steht aufrecht und männlich (Abb. 30).
Mit den Figuren erscheint der Raumaus-
schnitt, in dem sie leben, oder leben
könnten, Onofrius und Martin stehen auf
„ , einem Fliesenboden vor einem Damast-
Abb. 21. Meister E S. Johannes tauft Christus. . A .
2g vorhang mit bunten Fransen; und wie
die Figuren, sind auch die Farben aus
größerer Nähe gesehen, sie werden wieder mehr das Bild der natürlichen Er¬
scheinung statt deren eigenmächtige Verkleidung und schmückende Verhüllung.
Wenn andere Meister die Figur
im Umriß fassen und ihn mit
Farbe füllen, oder ihre plastische
Erscheinung mit ihren Wöl-
bungen und Tiefen sich zu eigen
machen und ein hell und dunkel
abgestuftes Farbenkleid darüber
legen, so ist Hans Leu einer
der ersten, der Licht und Schat-
ten vor allem auf der Farbe,
nicht auf der so oder anders
gewölbten Fläche, und die Farbe
eher als die Dinge sieht. Er
sieht die Welt, wie wenn sie
gemalt wäre oder doch zum Ge-
maltwerden geschaffen, und
malt sie selber mit weichem
Pinsel und froher Hand.
Reifer und malerisch freier
als die großen Tafeln im schwei-
Abb. 22. Martin Schongauer. Johannes tauft Christus.
B. 8.