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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43224#0025
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23

Drei Berner malen in den ersten zwei Jalir-



Abb. 29. Meister mit der
Nelke, Bodenseegegend. Die
hl. Johannes d. Täufer und
Onofrius. Badische Kunst-
halle, Karlsruhe.

ist klein, sie sieht nur
und Willen, auf Befehl zu töten, Johannes den
Mut für sein Gewissen zu sterben; in ihn legt er
die größte Bedeutung und läßt ihn die anderen
überstrahlen. (Abb. 34).
Der Altarflügel des Hans Dries ist höher
als breit. (Abb. 35). Die Komposition wird ge-
drängter, die Figuren und ihre Reihenfolge sind
die gleichen wie beim Nelkenmeister, nur die
ten vertauscht; dies läßt vermuten, daß eine
phische Darstellung die Brücke bildet. Auch
siegt noch einmal die durch die Tradition

Abb. 30. Hans Beu d. j. Die
hl. Onofrius u. Martin. Schweiz.
Tandesmuseum Zürich.

zehnten nach 1500 die Enthauptung des J olian-
nes; der Meister mit der Nelke, Hans Fries, Niklaus
Manuel. Hans Fries steht als Schüler und als Kehrer
in der Mitte.
Der Nelken meister gibt der Hinrichtung ein
Feld seines Johannes alt ars. Sachlich, einfach, ohne
Umschweife zeichnet er Ort und Vorgang. Im nüch-
ternen Gefängnishof kniet der Täufer auf dem Block,
im härenen Gewand, die Hände zum Gebet gefügt,
die Rippen im Gebet bewegt, den dunkeln Blick in
Glauben und Jenseitserwartung entzündet. Der Hen-
ker hinter ihm, gesund, geschmeidig, knapp gekleidet
in roten Hosen, grünem Wams und roter Mütze; der
Umriß seines Kleides ist der Umriß seines Körpers,
am ganzen Reibe ist kein Fingerbreit Stoff zu viel;
er hebt das Schwert und ist ganz Nerv und Spann-
kraft; die Schuhe, sie sind schwarz mit rotem Futter,
hat er einige Schritte
abseits in Sicherheit ge¬
bracht. In achtungsvol¬
lem Abstand, wegen des
spritzenden Blutes, kaum
aus andern Gründen,
auch die Prinzessin mit
zwei Begleitern, schlank,
kühl, die Schüssel un-
term Arm. Der Künst¬
ler zeichnet sie nicht
weiter aus. Ihre Rolle
zu, der Henker hat Kraft

Sei-
gra-
liier
ge¬
heiligte, von einer Hand zur andern übernommene
Formel. Die künstlerische Form ist neu. Sie geht
 
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