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Zürcher Kunstgesellschaft [Hrsg.]
Neujahrsblatt / Zürcher Kunstgesellschaft — 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43224#0032
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Abb. 37. Bernhard Strigel. Madonna mit Kind und Engeln. Privatbesitz.


nehmen die Vorhänge die weißgraue Gestalt auf, die sich in schwerer weiblicher
Leibhaftigkeit mit gelben Lichtern, blaugrünen und violetten Schatten im
Gewände zeichnet. Blasser noch als das Kleid sind Stirn und Hände, nur
Nasenflügel, Lippe, Wange malt ein leichtes Rot; weich, schimmernd, rötlich-
braun fallen die Haare über Schulter und Hals. Einziges Wegzeichen, das
aus dieser engen, schönen Wirklichkeit auf ihren Sinn hin weist, ist die Schwebende

Taube im Lichtkranz.
Zeitlich von Baldung kaum ge-
trennt, sondert sich Bernhard
Strigel in der Erinnerung an frü-
her vorgeschriebene Würde doch
von ihm beim Aufbau seines Bildes
(Abb. 37). Es ist halb feierlich, halb
traulich, zwischen Diesseits und
Jenseits geteilt. Der Schauplatz und
die Gebärde allgemeiner, größer,
Krone und Nimben breit golden;
das Kleid der Maria, der von En-
geln ausgespannte Vorhang, das
Kleid des großen Engels, ein stolzer
Klang von Blaugrün, Gelbrot, Gelb.
Aber auch diese Königin lächelt
mütterlich, das Kind bläst Blumen-
lichter aus und die kleinen Engel-
knaben spielen mit. Dabei sind die
Gestalten nah und greifbar; ihr
Blick ist auf das Nahe, Gegen-
wärtige gerichtet, Maria eine Drau,

Abb. 38. Hans Baldung. Maria mit Kind und
Engeln vor rotem Vorhang. Privatbesitz.
 
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