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Neujahrsblatt des Kunstvereins und des Historisch-Antiquarischen Vereins Schaffhausen: Der Bildhauer Alexander Trippel aus Schaffhausen — Schaffhausen: Verlag des historisch-antiquarischen Vereins und des Kunstvereins, Band 5.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.53833#0037
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85

SBien b. 2.»'" Slpritt 1780.
2ßa§ fte itnmfdjeit Wein lieber Wann unb maä 3pnen üon ber (Sitte Theresiens jugebadjt ift, empfangen
Sie mit biefem 33lat, nemlidj jenes ©efcpenfe Don 200 Seq.s unb bie Ordre an b. £>©■ Brunati bap er Spre <Sib§
Figur aitnepmen unb pieper fpebieren fotte; Sie fepen, bap iä) Spr Anliegen gefcptoinb befolgt pabe unb jiuar fobalb
icp faum 3pre bepben Briefe bett einen bom l-ten ben anbern bom 11.*• pass.» empfangen patte. ®a icp baS (Slitdf
gewiefte, mit bem Xpeüren dürften fosufagen 311 leben, fo mar e§ mir leicht Spr Slnliegen fdjicflicl) unb mit gutem
©rfolg anjubringen, bet) foldjen Slnläffen wenn man gutes bor feine fjreünbe märten fann, fo freuet einen bie
®nabe groffer dürften boppelt. 3lun fep 3pnen biefe Sottfcpaft unb SBelopnung jur netten Slufmunterung; Salb
patten Sie mieber beit guten SJlntp finten laffett; Sie werben als gar gefcpwinb Schach Matt; Söei groffen SJornepmen
gehört groffer UJlittp werfen Sie Step biefeS — attep icp erfapre biefeS bep aller Sitabe bepber Souverains unb ber
erften §äufer allpier — Unb bennodj feplts niept aller Orten an ftattlicp Kleibern; — allein es mar immer fo ber
SJraucp — Sinn mieber auf Sie 311 tommen. <So laffett <Sidj bon einer guten fieber einen furgen aber fräftigen|$anf
Srief an bie Kaiferin auffepen unb auep an fjttrft v. Kaunitz, unb fagen Sie in bepben bap Sie mit groper fjreübigfeit
bon ber poepften ©rlaubnip Sebrattdj gemacht patten, einen Slbgup SpreS Appollo pieper 311 fepiefen unb 3pn 31t bem
®nbe moplberpactt bem §®. Prunati übergeben patten ber 3pn heftens spediren mürbe — bepbe SJriefe offen fepiefen Sie
an mich sous Couvert de S. a. Mgr le Prince de Kaunitz. $cp mitt fie fepon übergeben; Unter biefem Couvert
mirb Sie gpnen §®. Prunati fepon jum ©infcplup annepmen. Apropos non Briefen; SBarum paben Sie mir ben
uidjt eine Slbfdjrift jenes bon §@. Müller aitfgefepten Briefes an bie Kaiserin gegeben, itp patte eS 3pnen fo beittlicp
begehrt; Sietteicpt paben Sie feine Slbfcprift babon suritcfbepalten, baS märe faft ein menig lieberlidj. §aben Sie Sie
aber, fo fepiefen Sie mir fie nur flüchtig abgefeprieben. 2BaS ift baS bor eine jjiftorie bon §®. Müller mit bem
Umfattlen, bon allem biefem meip icp fein 2Bort. Sin meprereS erwarte bon Spnen pierttber.*)
Unb and) mennS noep Seit ift fo fepiefen Sie in ber Sifte beS Appollo ober noch beffer mit einem Courrier
a mon addresse chez le Prince de Kaunitz, WoploerWaprt in einem Stiftlein mit fiepen angefüllt 2 a 3 SJJfunb
bon ber befteit fepmarjen Ital. Streibe sunt Seicpnen - bergeffen Sie es nicht burep bie erfte befte ftdjere Selegenpeit.
©bett fomrnt pier ein Stömifdjer Silbpauer Samens Ceracchi pier an bon London unb bon Seburt ein
ttiömer, eS mirb in Briefen gropeS SßefenS bon 3pm gemacht- gefepen habe ich noch nichts. Adieu jept in grober
©ple — ©obiel 311111 mieptigften. ©in anberSmal ein meprereS.
Adieu Tout a vous Chr. de Mechel.
(a Monsieur | Monsieur Alessandro Trippei | celebre Statuaire | a Rome)
4. Anrede des „Malers Müller” an Maria Theresia (T. P. Z.).
Erhabenste! Nicht stolz auf meine Kunst, stolz auf mein Unternehmen, wag’ ich’s vor Eurer
Majestät Augen zu treten. Wenn die Wissenschaften und schönen Künste Zöglinge des Friedens sind,
wohin haben sie dann ein grösseres Recht, ihre Zuflucht zu nehmen, als eben zu den Füssen der erhabenen
Maria Theresia, die neuerlich erst Deutschland den sanften Frieden wiedergegeben und in diesem goldenen
Geschenke gleichsam selbst Pflegerin und Mutter der Künste geworden ist? Begeistert von dieser edeln
That, die so wohlthätig für Deutschland, überhaupt für das ganze Menschengeschlecht und ewig unver-
gesslich in den Jahrbüchern unserer Zeit bleiben wird, unternahm ich ein Werk zum Andenken dieses
unsterblichen Friedens und stellte in Basrelief und allegorisch diese ganze Handlung vor. Kaiser Joseph
der Zweite und Friedrich von Preussen stehen über dem Altar der Einigkeit und reichen einander die
Hände. Die Ruhmesgöttin krönet Beide mit Ölkränzen. Hinter ihnen stehen Pfalz und Sachsen, die
Weihrauchopfer tragen und Gelübde zu den Unsterblichen bei dieser feierlichen Handlung bringen.
Nebenbei führt der Friede als Mutter der Künste die Genien der Bildhauerei, Malerei und Poesie zu den
Füssen des Altars hin. Voran aber geht die erhabene Maria Theresia, von der Standhaftigkeit begleitet
und schliesst die Thore des Janus zu, vor ihr steht die Zwietracht mit der zu Boden gesenkten Mord-
fackel bewaffnet und verbirgt ihr mit Schlangenhaaren umlocktes Angesicht. Von beiden Seiten jauchzen
die Herolde und das deutsche Volk zu, Greise stehen entzückt und Mütter führen ihre Kinder herzu,
gleichsam ihre künftige Wohlfahrt aus dieser erhabenen Handlung schon vorher zu lesen. — Dies der
Gedanke meines Werks. Von ihm selbst kommt mir’s nicht zu zu sprechen; ich wage auch nicht einmal,
den Beifall der vortrefflichsten hiesigen Künstler, unter andern den von Herrn von Maron, der das würdige
Glück hat, von Eurer Majestät gekannt zu sein, hier zu setzen. Ganz allein Er. Maj. selbsteigenem hohen
Gefühl und den Aussprüchen Dero Academie, die an dem Durchlauchtigsten Fürsten von Kaunitz den
einsichtsvollsten Beschützer und das erfahrenste Oberhaupt zu besitzen das Glück hat, überlasse ich’s, zu
*) Der «Maler Müller» trat während einer Krankheit zum Katholicismus über; die Geschichte
der « Veränderung » oder des «Umschlages», wie Trippei sich ausdrückt, wird von diesem in seiner Ant-
wort an Mechel ausführlich erzählt.
 
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