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Künstler-Gesellschaft Zürich [Hrsg.]
Neujahrsstück / hrsg. von d. Künstler-Gesellschaft in Zürich — 35.1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.43205#0037
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mung." Nichts desto weniger blieb Michel Angelo auch in Rom der Gegen-
stand seiner Bewunderung. Im höchsten Maße zollte er dieselbe den Deckenge-
mälden in der Sixtinischen Kapelle; mit dem jüngsten Gerichte dagegen konnte
er sich weniger befreunden; er anerkannte die Trefflichkeit der Zeichnung, fand
aber Schönheit und das Edle zu sehr vernachlässigt.
Durch den steten Verkehr mit den Werken dieser Kunstriesen läuterten

sich allmählig seine Ansichten über die Kunst, ihre Zwecke und das möglicher
Weise von ihr zu erreichende Ziel. „Wäre ich," schrieb er noch unter obigem
Datum, „vor zwei Zähren nach Italien gekommen, ich würde mich vielfältig
getäuscht gefunden haben; nähere Bekanntschaft mit der Kunst und ihren Gren-
zen lehrte mich allmählig die Erwartungen einschränken und berichtigte meine
Forderungen. Es ist wirklich schwer, nicht allzuviel von der Kunst zu verlan-

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gen, wenn man nicht selbst Künstler oder Kenner aus Erfahrung ist. Man
aß wir erschüttern und rühren sollen: die Kunst kann es,
Zetrachters thut eben so viel dabei, als wir. Es ist leicht,
ilde zu schaffen, das alle unsere Begriffe von Erhabenheit
Man denke sich einen Zupiter mit all den Zü-
W geliehen; die hohe Majestät des Herrschers, die Stirne,
MLimpern, deren Wink den Olymp zittern machte. Meine
Mrenzen geschlossene Phantasie schafft sich ein Bild, dessen
D berührt, indessen die Füße die Erde zermalmen. Aber
W) hundert verschiedene Vorstellungen davon machen; und
I Jupiter deä Phidias zeigte, so würde gewiß kein einziger
Men.
Mnn und Gefühl begabt ist, wird sich bald an die Zdee des
W und alle Forderungen durch ihn befriedigt sehen. Man
Maß der Einbildungskraft Zeit und Raum zu Gebote stehen
Mß Raum und Materie hat. Es ist nicht genug, schöne
. Griechen bildeten auch schöne Seelen, sie gossen hohes
izie über ihre edeln, schlanken Bildungen aus, und ihre
zweideutig das, was sie sein sollen. Oft ist an einer Lei-
: und für sich herrlich, wenn schon der Künstler das Ma-
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