37
fetzen? Als terminus ad quem hatten wir den November 1146
gefunden. Da in beiden Schreiben Bernhard die Möglichkeit,
felbft nach Deutfchland zu kommen, für ausgefchloffen hält, fo
müßte man willen, wann er feine Abfichten geändert hat oder
— da man nicht Ausficht hat darauf eine genügende Antwort
zu finden ;— wann er die Richtung nach Deutfchland einge-
fchlagen hat.
Es gälte alfo, zu unterfuchen, in welcher Weife Bernhard
dem Auftrag, das Kreuz zu predigen, nachgekommen ift, welche
Theile von Frankreich er bereift, welchen Weg er nach Deutfch-
land genommen hat. Aber über all’ diefen Dingen liegt das
tieffte Dunkel, um fo bedauerlicher und auffälliger, als wir über
die Rückreife aus Deutfchland in den Aufzeichnungen über die
Wunder, die unter den Füßen Bernhard’s von Tag zu Tag
hervorfproßten, ein vollftändiges und genaues Itinerar besitzen.
Man mag fich wundern, daß bei folcher Befchaffenheit untres
Quellenmaterials man bis heute — foviel wir fehen — den ein-
zigen Vertuch, Licht in jene dunklen Partieen zu bringen, un-
beachtet gelaßen hat.
Der gelehrte Dom Pitra hat die Spuren von dem Auftreten
Bernhard’s in Deutfchland zurückverfolgt und folche im Sep-
tember 1146 im nördlichen Frankreich, darnach in Flandern
gefunden, von wo aus Bernhard — wahrfcheinlich über Lüttich
— an den Rhein gereift wäre. Wenn fich diefe Spur beftätigte,
fo ließe lieh die Annahme daran knüpfen, daß auf diefer flan-
drifchen Reife, ja vielleicht fchon vorher, die Abficht eines per-
fönlichen Eingreifens in Deutfchland bei Bernhard gereift fei.
Damit wäre eine neue, mehr zurückliegende Grenze der chro-
nologifchen Fixirung unferes Schreibens gewonnen.
Fragen wir alfo zunächft, wie es mit den Argumenten
Pitra’s1) fich verhält. Es wird für untere weltlichen Zwecke
geboten fein, von den Erwägungen über eine fpatere Tradition,
die fich im Anfchluß an das wunderfame Marienbild des Klöfters
Afflighem gebildet hat, abzufehen und uns bloß an das urkund-
liche Material zu halten2).
l) Notre-Dame d'Afflighem; revue catholique VI, 1848/49 p. 425 und
457 ff. und mit Beifügung der pieces justificatives bei Migne 185, 1 col.
1788 ff.: documens sur un voyage de S. Bernard en Flandres. — 2) Was die
fetzen? Als terminus ad quem hatten wir den November 1146
gefunden. Da in beiden Schreiben Bernhard die Möglichkeit,
felbft nach Deutfchland zu kommen, für ausgefchloffen hält, fo
müßte man willen, wann er feine Abfichten geändert hat oder
— da man nicht Ausficht hat darauf eine genügende Antwort
zu finden ;— wann er die Richtung nach Deutfchland einge-
fchlagen hat.
Es gälte alfo, zu unterfuchen, in welcher Weife Bernhard
dem Auftrag, das Kreuz zu predigen, nachgekommen ift, welche
Theile von Frankreich er bereift, welchen Weg er nach Deutfch-
land genommen hat. Aber über all’ diefen Dingen liegt das
tieffte Dunkel, um fo bedauerlicher und auffälliger, als wir über
die Rückreife aus Deutfchland in den Aufzeichnungen über die
Wunder, die unter den Füßen Bernhard’s von Tag zu Tag
hervorfproßten, ein vollftändiges und genaues Itinerar besitzen.
Man mag fich wundern, daß bei folcher Befchaffenheit untres
Quellenmaterials man bis heute — foviel wir fehen — den ein-
zigen Vertuch, Licht in jene dunklen Partieen zu bringen, un-
beachtet gelaßen hat.
Der gelehrte Dom Pitra hat die Spuren von dem Auftreten
Bernhard’s in Deutfchland zurückverfolgt und folche im Sep-
tember 1146 im nördlichen Frankreich, darnach in Flandern
gefunden, von wo aus Bernhard — wahrfcheinlich über Lüttich
— an den Rhein gereift wäre. Wenn fich diefe Spur beftätigte,
fo ließe lieh die Annahme daran knüpfen, daß auf diefer flan-
drifchen Reife, ja vielleicht fchon vorher, die Abficht eines per-
fönlichen Eingreifens in Deutfchland bei Bernhard gereift fei.
Damit wäre eine neue, mehr zurückliegende Grenze der chro-
nologifchen Fixirung unferes Schreibens gewonnen.
Fragen wir alfo zunächft, wie es mit den Argumenten
Pitra’s1) fich verhält. Es wird für untere weltlichen Zwecke
geboten fein, von den Erwägungen über eine fpatere Tradition,
die fich im Anfchluß an das wunderfame Marienbild des Klöfters
Afflighem gebildet hat, abzufehen und uns bloß an das urkund-
liche Material zu halten2).
l) Notre-Dame d'Afflighem; revue catholique VI, 1848/49 p. 425 und
457 ff. und mit Beifügung der pieces justificatives bei Migne 185, 1 col.
1788 ff.: documens sur un voyage de S. Bernard en Flandres. — 2) Was die